Adam Pawlowski: Das killt deine Motivation als Content-Creator

Der Volksmund sagt, dass wir mit unseren Herausforderungen wachsen. Während diese Redewendung natürlich im Kern absolut richtig ist, möchte ich in diesem Beitrag auf das Risiko hinweisen, welches sich darin verbirgt und wie wir gegen das Risiko am besten vorgehen sollten! Hierfür wollen wir auch verstehen, was das Goldlöckchen und die drei Bären damit zu tun haben.

Erfolg durch viel Content

Marketing Experten vermitteln uns, dass wir alle möglichen Social-Media Plattformen mit Content versorgen müssen, um erfolgreich zu werden, und somit eine große Reichweite erreichen können. Die aktuellen Key-Player im Social-Media Bereich sind derzeit YouTube, Twitter, Facebook, TikTok, Instagram, LinkedIn und Twitch. Darüber hinaus gibt es noch persönliche Blogs und Podcasts, die wir aufnehmen können. Damit das Zeug auch ordentlich an Tempo bekommt, sollten wir dieses auch regelmäßig mindestens einmal die Woche veröffentlichen.

Ihr merkt, da kommt so einiges auf uns zu. Wenn wir uns dann noch an der Qualität anderer messen möchten, wird noch ziemlich viel Nachholbedarf an Fertigkeiten deutlich, die wir eben benötigen, um guten Content zu erschaffen: Photoshop, Premiere, Schreibfertigkeiten, Rhetorik und viele andere Dinge.

Aber wieso sollte das nun schädlich sein, an all diesen Herausforderungen zu wachsen und sie konsequent anzugehen? Um das zu erklären, müssen wir kurz über den Goldlöckchen-Effekt sprechen.

Goldlöckchen-Effekt

Der Goldlöckchen-Effekt (engl. goldilocks effect) hat seinen Namen nach der Geschichte von „Goldlöckchen und die drei Bären“, in der das Mädchen durch den Wald irrt und schließlich in der Hütte der Bären landet. Dort findet sie drei Schüsseln voller Haferbrei, drei Betten und drei Stühle. Sie probiert den Haferbrei aus allen Schüsseln, während der Brei in der einen Schüssel zu kalt, in der anderen Schüssel zu heiß und in der letzten Schüssel genau richtig ist. Das eine Bett ist ihr zu weich, das andere Bett ist ihr zu hart und das dritte Bett ist genau richtig. Ähnlich verhält es sich auch mit den Stühlen, der eine Stuhl ist ihr zu klein, der andere Stuhl ist ihr zu groß, und schlussendlich ist der dritte Stuhl genau richtig für sie.

Aus dieser Geschichte lernen wir, dass Goldlöckchen es bevorzugt hat, sich bei Dingen mit Extremen immer für den angenehmen Mittelweg zu entschieden. Dieses Verhalten wurde in einer Studie mit Kleinkindern im Alter von sieben bis acht Monaten nachgeprüft, in welcher die Kinder auf gewisse Bildschirminhalte schauen sollten. Abhängig von der Komplexität der Bildinhalte schwankte die Konzentration der Kinder auf die gezeigten Bilder und die Kinder schauten weg. Die Erkenntnis war auch hier, dass triviale Inhalte zu langweilig und komplexe Inhalte zu fordernd für die Kinder waren. Die beste Konzentrationsrate zeigte sich deutlich bei Bildschirminhalten einer mittleren Komplexität.

Der Effekt der mittleren Anstrengung führt demnach zu einer höheren Motivation, die vorliegenden Aufgaben zu erfüllen. Wenn wir uns in einem der Extreme befinden, sei es Unter- oder Überforderung verlieren wir die Motivation.

Anwendung als Content-Creator

Kommen wir zurück zu dem Beispiel eines Content-Creators. Wenn wir uns an Herausforderungen probieren, die uns unterfordern oder überfordern, wird es sich ziemlich schnell auf unsere Motivation niederschlagen. Wir verlieren die Lust, die Dinge zu tun, die eigentlich nötig sind.

  • Qualität – Wenn wir uns Inhalte anderer Content-Creator anschauen, die schon viele Jahre Erfahrungen sammeln konnten, so ist derer Qualität sicherlich auf einem komplett anderen Niveau als es unsere Qualität ist. Wenn wir nun als kompletter Neuling eine ähnliche Qualität erschaffen wollen, werden wir uns höchstwahrscheinlich überfordert sehen, weil es einfach noch viel zu viel zu lernen gibt. Unser eigener Anspruch könnte uns schließlich demotivieren, weil wir nicht in der Lage sind etwas abzuliefern, was uns persönlich ausreicht.

Andererseits fühlt es sich repetitiv oder gar langweilig an, wenn wir immer nur Dinge tun, die wir aus dem Effeff kennen. Wir erkennen unsere Leistungen auch hier nicht an, weil wir kaum etwas dafür machen mussten.

  • Quantität – Die Quantität ist unsere geplante Regelmäßigkeit Inhalte zu veröffentlichen. Auch hier ist eine Balance nötig. Wer sich dafür entscheidet auf allen oben genannten Plattformen täglich zu posten, während er oder sie einem Vollzeit-Job nachgeht oder noch andere Verpflichtungen hat, setzt sich einem hohen Risiko aus, auf lange Sicht auszubrennen und dadurch die Motivation zu verlieren. Wer aber zu selten veröffentlicht, kann auf der anderen Seite auch die Früchte seiner / ihrer Leistungen nicht früh genug erkennen, sodass auch hier die Motivation verloren geht. Oder aber man kriegt die Routine nicht rein, die für die Arbeit eines Content-Creators nötig ist.

Die Art der Herausforderung bestimmt also unsere Motivation und wir müssen sicherstellen, dass wir uns in einem gesunden Mittelmaß bewegen, um dauerhaft Spaß zu empfinden.

Umgang

Es ist jedoch möglich, jede Herausforderung so zu formulieren, sodass diese in einem vertretbaren Aufwand mündet.

Erkennt bei der Qualität einen schrittweisen Verbesserungsprozess an, in dem ihr immer nur eine Kleinigkeit dazu lernt. Über die lange Distanz wird sich die Qualität auch schrittweise verbessern. Hier gilt der Leitsatz: „Learn; Do; Repeat“. Lerne etwas, wende es an und wiederhole es. Habe keinen Anspruch auf sofortige Perfektion. Das blockiert nur.

Bei der Quantität ist eure Fähigkeit euch selbst zu reflektieren der Schlüssel zum Erfolg. Jeder Mensch befindet sich in seinen eigenen Umständen und kann eine gewisse Energie in ein Projekt fließen lassen. Erkennt die Menge der Inhalte an, die ihr in der Lage seid, regelmäßig in einer zufriedenstellenden Qualität zu veröffentlichen. Hier kann sicherlich experimentiert werden, aber wenn ihr lange genug ausprobiert, werdet ihr euch und euren Schaffensprozess gut genug verstehen und wissen wie viel ihr leisten könnt.

Entscheidet euch im Zweifel für die wichtigsten Plattformen und konzentriert auch auf diese wenige Plattformen. Veröffentlicht lieber regelmäßig auf wenigen Plattformen als am Ende gar nichts auf allen. Stück für Stück wird sich auch euer Prozess verbessern. Ihr bekommt Routine, wodurch auch hier und da noch mehr geleistet werden kann.

Andere Bereiche

Zur Vollständigkeit möchte ich darauf hinweisen, dass der Goldlöckchen-Effekt in vielen anderen Bereichen Anwendung finden kann:

  • Gegnerzuweisung im E-Sport: Wenn der Gegner zu einfach oder zu schwer für euch ist.
  • Schwierigkeit in MMOs: Wenn eure Ausrüstung viel zu hoch oder viel zu niedrig für den Schlachtzugsboss ist.
  • Gewichte-Training: Wenn ihr euch an zu geringem oder zu hohem Gewicht an der Hantelbank versucht.

Fazit

Die wesentliche Erkenntnis des Goldlöckchen-Effektes liegt daran, dass wir am besten motiviert sind, wenn wir uns weder unter- noch überfordert sehen. Die Kunst liegt also darin, die Aufgaben so zu wählen, sodass diese euch angenehm fordern und dadurch dauerhaft machbar sind. So kann eine anhaltende Motivation garantiert werden.

Im Video: Das KILLT Deine Motivation als CONTENT-CREATOR

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Adam Pawlowski
Adam Pawlowskihttps://www.gaming-grounds.de/
Adam 'PAWL' Pawlowski (geboren 1985) ist sozusagen ein Veteran in der Gaming-Landschaft. Nicht nur als Gamer seit 1997, sondern auch als Entwickler konnte er an beruflichen Stationen bei Größen wie Electronic Arts und Ubisoft Erfahrungen sammeln. Dort war er an der Entwicklung von bekannten Titeln wie beispielsweise "Command & Conquer: Tiberian Alliances" und "Might & Magic: Heroes" beteiligt. Seit einigen Jahren ist Adam primär als Team-Coach bei der Deutschen Telekom unterwegs und hilft Teams und Einzelpersonen dabei, unentdeckte Potentiale zu ergründen und diese auch zu verfolgen. Sein Know-How aus der Games-Branche kombiniert mit jeder Menge Coaching Expertise stellt den Fokus seiner Leidenschaft dar, die er auf YouTube, Twitch und nun auch hier auf Gaming-Grounds.de teilt.
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