Adam Pawlowski: Wie messe ich Erfolg auf Twitch?

Am heutigen Mittwoch setzt sich unser freier Autor Adam ‚PAWL‘ Pawlowski mit dem Thema Streaming auf Twitcht.tv auseinander. Welche Beweggründe sollten dich zum Streaming bewegen und welche eher nicht? Wie misst man persönlichen Erfolg auf der Plattform und welche Vergleiche lassen sich ziehen? Das und mehr gibt es jetzt.


Ich habe mir sehr früh die Frage gestellt: Wofür mache ich Twitch überhaupt? Was sind meine Ziele damit? Möchte ich reich werden? Möchte ich 1 Million Follower haben oder was will ich eigentlich? Abhängig von meiner Stimmung unterschied sich meine Meinung dazu. Mal war mein Verständnis darüber, dass ich Twitch als Vollzeitjob betreiben wollte und dann wieder, dass ich es lediglich zur Entspannung als Hobby für mich machen wollte. Abhängig vom aktuellen Erfolg meines Kanals war ich entweder frustriert und wollte alles hinschmeissen oder motiviert nochmal richtig Vollgas zu geben. Nach vielen Runden des inneren Konfliktes, möchte ich eine wesentliche Erkenntnis teilen.

Es ist essentiell, wie man Erfolg auf Twitch für sich formuliert und misst, denn das hat weitreichende Auswirkungen auf die abgeleiteten Handlungen und Resultate. Achtung: Es geht nicht um den Unterschied zwischen Hobby und Vollzeit-Streamer, das wäre zu einfach. In diesem Beitrag geht es darum, wie wichtig es ist, seine Erfolgsziele durchdacht zu formulieren und welcher Ansatz auf Twitch der Beste ist.

Was ist Erfolg und wie messe ich diesen?

Ich definiere Erfolg durch das Erreichen meiner Ziele und diese können auf Twitch sehr unterschiedlich sein:

  • Ich möchte mich entspannen
  • Ich möchte viel Geld verdienen
  • Ich möchte eine hohe Qualität liefern
  • Ich möchte eine große Reichweite haben

Abhängig von der Wahl meines Ziels messe ich den Erfolg durchaus unterschiedlich: Wenn ich Twitch als Hobby betreibe, frage ich mich, ob es mich genügend entspannt hat und ob ich währenddessen den stressigen Alltag hinter mir lassen konnte! Wenn ich Erfolg durch das finanzielle Einkommen definiere, dann interessiert mich eher, wieviel Euro mir Amazon am Ende des Monats überweist.

Oder ich definiere meinen Erfolg durch die Qualität meiner Streams, denn dann interessiert mich viel eher das Feedback der Zuschauer und meine eigene Wahrnehmung über meinen Stream. Möchte ich eine große Reichweite erzielen? Nun ja, dann schaue ich auf die Follower und Zuschauerzahlen.

Genau hier liegt die Erkenntnis, denn Abhängig von unserem Verständnis über Erfolg, werden wir uns zu anderen Handlungen verleiten lassen. Im Zweifel auch zu Handlungen, die der langfristigen Zufriedenheit mit dem Stream schaden können.

Ein Beispiel: Abnehmen

Um das Thema ein wenig klarer zu machen, möchte ich ein Beispiel bringen. Nehmen wir an, ich nehme mir als persönliches Ziel vor, Gewicht zu verlieren. Ich messe also meinen Erfolg daran, ob die Waage am Ende der Woche weniger Kilo anzeigt, als in der Woche zuvor. Mein Fokus liegt darauf, die Kilos purzeln zu lassen, was natürlich kein schlechtes Vorhaben ist. Doch genau das bringt seine Risiken mit sich.

Um meinem Ziel näher zu kommen, könnte ich nun in die Versuchung geraten, Crash-Diäten oder dubiose Wundermittel auszuprobieren oder sogar radikal die Ernährung auf ein Minimum zu reduzieren. Aufgrund meines Erfolgsverständnisses hätte ich mein Ziel innerhalb kürzester Zeit also erreicht. Es ist jedoch klar, dass dies eine Zielerreichung mit negativen Folgen wäre. Ich schade meinem Körper, da die Umstellung schlicht und einfach ungesund ist und dadurch nicht langfristig funktioniert. Dies kann nicht der richtige Weg sein.

Wenn ich jedoch mein Ziel darin sehe, einen gesunden Lebensstil zu verfolgen, dann ändern sich meine Handlungen gravierend. Ich achte auf meinen Schlaf, ich ernähre mich ausgewogen und achte auf ausreichend Bewegung. Mission erfolgreich, ich lebe ein langfristig haltbar gesundes Leben. Der positive Nebeneffekt: Ich habe gleichzeitig abgenommen. Ihr seht, es ist eine Frage der Perspektive.

Und wie sieht das bei Twitch aus?

Natürlich ist es auch hier wichtig sich Gedanken zu machen, wie wir uns unseren Erfolg und die Ziele formulieren und zu erkennen, welche Handlungen sich daraus ableiten lassen.

Beispiel 1: Viele Follower

Wenn unser Verständnis von Erfolg die Anzahl der Follower ist, dann haben wir schon direkt ein großes Problem, denn diese Zahl können wir unmöglich direkt beeinflussen. Dieses Perspektive kann uns soagar dazu verführen zu gewissen Abkürzen zu greifen und uns mit Viewerbots oder mit „Follow for Follow“ mehr Follower zu erhaschen. Ich denke, es ist überflüssig zu sagen, mache es aber trotzdem. Diese Tricks schaden dem Kanal langfristig viel mehr, als das sie helfen. Macht das nicht.

Weiterhin kann dieses Ziel unser Verhalten gegenüber unserer Community beeinflussen. Wenn wir darauf aus sind, so viele Menschen wie möglich in unser Community zu haben, dann werden wir auch tendenziell dazu neigen, Dinge im Chat zuzulassen, die nicht gut für uns sind. Dann wird der Hater eben geduldet, denn er hat uns doch ein Follow da gelassen und wir wollen diese Zahl doch nicht gleich wieder verlieren.

Ein weiteres dadurch gefördertes Verhalten ist der „Twitch-Grind“, also übermäßig viele Stunden zu streamen, mit dem Nebeneffekt, dass das Privatleben auf ein bedrohliches Minimum gefahren wird und die Gefahr eines Burnouts gesteigert wird. Wieso das nicht gerade die klügste Alternative ist, möchte ich in einem zukünftigen Beitrag genauer beschreiben.

Beispiel 2: Hohe Streaming-Qualität

Nehmen wir uns aber vor, unseren Erfolg nur dadurch zu messen, was an uns liegt, werden wir viel eher Dinge tun, die langfristig Gesünder für unseren Kanal sind. Und da es in unserer Hand liegt, können selbst erreichte Erfolge viel häufiger erfüllt werden, was wiederum zu häufigeren Motivationsspitzen führen kann. Das neue Ziel: Die Qualität unseres Streams steigern.

Ab nun beschäftigen uns also Fragen wie der Unterhaltungswert, unsere Sichtbarkeit und Auffindbarkeit auf Twitch, die Qualität unserer Produktion im Video und Audio, die Gedanken unserer Nische oder aber auch die Regelmäßigkeit unseres Streams. Fragen wie „welchen Mehrwert biete ich meinen Zuschauern?“ führen zu einer Selbstreflexion die uns noch mehr erkennen lässt, was uns aus macht und wie wir unsere Stärken noch besser ins Szene setzen können. All das sind Variablen an den wir schrauben können, um die Qualität fortlaufend zu verbessern. Es ist kein versprechen, dass dadurch „nebenbei“ auch eine Million Follower zu uns kommen, es ist aber ein versprechen, dass wir langfristig zufriedener mit der Entwicklung des Kanals sein können, denn all das ist nicht von externen Parametern wie der Zuschauerzahl abhängig.

Fazit

Zugegebenermaßen ist die zweite Perspektive nicht sehr leicht anzunehmen, denn Twitch ordnet die Streams letztendlich nach der Zuschauerzahl und das gibt einem immer wieder das Gefühl, sich auch stark nach den Zahlen zu orientieren. Mein Impuls soll hier sein, dass wir unseren Fokus mehr auf die Qualität unserer Marke, unseres Produktes, unseres Kanals setzen sollten, als auf einen von uns nicht direkt beeinflussbaren Messwert von Twitch. Ich persönliche habe schon lange die Zahl der aktiven Zuschauer für mich ausgeblendet, da es schlicht und einfach keinen Unterschied für mich macht.

Im Video: Wie definieren wir ERFOLG auf TWITCH?

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Adam Pawlowski
Adam Pawlowskihttps://www.gaming-grounds.de/
Adam 'PAWL' Pawlowski (geboren 1985) ist sozusagen ein Veteran in der Gaming-Landschaft. Nicht nur als Gamer seit 1997, sondern auch als Entwickler konnte er an beruflichen Stationen bei Größen wie Electronic Arts und Ubisoft Erfahrungen sammeln. Dort war er an der Entwicklung von bekannten Titeln wie beispielsweise "Command & Conquer: Tiberian Alliances" und "Might & Magic: Heroes" beteiligt. Seit einigen Jahren ist Adam primär als Team-Coach bei der Deutschen Telekom unterwegs und hilft Teams und Einzelpersonen dabei, unentdeckte Potentiale zu ergründen und diese auch zu verfolgen. Sein Know-How aus der Games-Branche kombiniert mit jeder Menge Coaching Expertise stellt den Fokus seiner Leidenschaft dar, die er auf YouTube, Twitch und nun auch hier auf Gaming-Grounds.de teilt.

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Aufjedenfall niemand von GG
Aufjedenfall niemand von GG
27. Oktober 2020 15:18

Wen interessiert’s?

Jonas Walter
Admin
27. Oktober 2020 15:24

Vielen Dank für deinen aufschlussreichen Kommentar und deine investierte Zeit auf unserer Plattform! Beehre uns gern bald wieder. 🙂

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