Am Wochendende war es endlich soweit. Alle PC-Spieler konnten den Battle-Royale-Modus Blackout des neuen Serienteils Call of Duty: Black Ops 4 in der offenen Beta anspielen. Dabei verfolgten ab dem Betastart für Vorbesteller um 19 Uhr am Freitagabend auf Twitch.tv zeitweise über 500.000 Zuschauer gleichzeitig, wie bekannte Streamer wie unter anderem Ninja oder Shroud mit Maus und Tastatur in den Kampf zogen. Auch Gaming Grounds hat sich für euch ein Bild gemacht.
Tetris Battle-Royal?
Als Activision bekannt gab, dass Call of Duty: Black Ops 4 einen Battle-Royale-Modus haben wird, waren wir zunächst skeptisch. Die Entwickler scheinen sich auf diesen Modus geradezu zu stürzen. Welches Spiel fällt dem Trend als nächstes zum Opfer, fragte man sich. Tetris? Die Skepsis herrschte vor allem daher, weil wir nicht wussten, ob das eigentliche Spiel oder die bereits etablierten und beliebten Funktionen durch die Entwicklung eines Battle-Royale-Modus benachteiligt werden. Nachdem wir Black Ops 4 dann im bekannten Team-Deathmatch testen konnten, verflog zumindest dieser Gedanke. Denn: Das Gameplay überzeugte und war nicht weniger spaßig, als wir es erhofft hatten.
Nick berichtet von der Playstation 4
In der vergangenen Woche sollte dann der Battle-Royale-Modus folgen. Mir als altem Playstation-Veteran, blieb in den vergangenen Monaten eigentlich immer nur der Griff zu Fortnite, was zwischenzeitlich doch die eine oder andere Ermüdungserscheinung meinerseits zurückließ. Also gab ich „Blackout“ eine Chance und machte meine ersten Schritte im neuen COD-Modus. Wow! Selten hat mich ein Spiel in den vergangenen Monaten so schnell in den Bann gezogen, wie der neue Battle-Royale-Modus. Er ließ mich gerade zu überschwänglich zurück. Vor der Beta war ich noch überzeugt: Fortnite wird durch COD kaum Spieler verlieren. Nach den ersten Spielen bin ich nun aber sicher, dass „Blackout“ Epic Games ein bisschen weh tun kann. Zumindest auf der Konsole, insbesondere auf der Playstation, da hier der Markt an Battle-Royale-Games noch recht überschaubar ist. Auch PUBG-Entwickler Bluehole kann sich hier zumindest aus technischer Sicht ein wenig was abschauen. Denn an einigen Stellen wirkt Black Ops 4 schon jetzt weiter, als Playerunknown’s Battlegrounds in einer weit späteren Phase.
Technik
Viele weitere Spiele später, nachdem meine Überschwänglichkeit ein wenig nachließ, stoßen mir nun aber einige wenige Aspekte von „Blackout“ aber doch recht sauer auf. Zum Glück war es bisher lediglich eine Beta, Zeit genug also für Activision noch an den richtigen Stellschrauben zu drehen. Doch in einem Punkt bin ich zumindest nicht ganz hoffnungsvoll. Dem NAT-Typ-Problem. Für mich ein absolutes Unding, wie es nach so vielen Call-Of-Duty-Ablegern immer noch ein solches Dilemma geben kann. Mein NAT-Typ „moderat“, der meines Kumpels „strikt“. Ein Spiel mit diesem Freund also unmöglich. Da kann man nur hoffen, dass der dritte Kumpel mit dem offenen NAT-Typ bald in die Sitzung kommt. Nachdem ich bereits in den vergangenen COD-Spielen zwischenzeitlich verzweifelte, scheint sich das Problem nun weiter fortzusetzen. Auch eine Suche im Internet verläuft vergeblich, ebenso wie der Versuch an meinem Router die richtigen Einstellungen zu finden. So gut das Spiel letztlich auch ist, mit diesem Problem überlege ich zweimal, ob ich mir das Spiel für 70 Euro kaufe. Denn ein Battle-Royale-Modus lebt vom Spiel mit den Freunden.
Gameplay
Aber nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch das Gameplay hat für mich noch Luft nach oben. Das Aufheben von Gegenständen dauert mir noch viel zu lange. Nachdem auf der PC-Version anscheinend schon nachgebessert wurde, muss ich auf der Konsole immer noch die Taste gedrückt halten, bis die Waffe aufgenommen wird. Nicht nur, dass der Controller nach einiger Zeit den Geist aufgibt, sondern auch ich. Apropos Geist aufgeben: Ein weiterer Kritikpunkt ist für mich das Wiederbeleben der Teammates.
Dies geht für mich viel zu schnell. Klar, dass Activision auch das Töten eines ausgeknockten Spieler dadurch anpassen musste, aber auch hier geht mir das viel zu fix. Ein Battle-Royale-Modus lebt vom Zusammenspiel. Die Spieldynamik, die sich meist durch das Ausknocken eines Gegners aus dem Team des Feindes entwickelt, fehlt mir bei „Blackout“ leider häufig und kommt mir durch die geringe Wiederbelebungszeit viel zu kurz vor. Da haben die großen Konkurrenten von Epic und Bluehole meiner Meinung nach einen kleinen Vorsprung. So auch bei der Nutzung von mit Zielfernrohr ausgestatteten Sturmgewehren. 70 Prozent der AR’s sind für Scopes leider nicht zu gebrauchen. Das ist vor allem der Vollautomatik der vielen Gewehre geschuldet. Eine Einstellung wie bei PUBG, in der man zwischen Halb- und Vollautomatik wählen kann, oder eben mehr halbautomatische Waffen, würden hier helfen.
Fazit
Rückblickend bleibt aus meiner Sicht aber ein guter erster Test. Besonders positiv in Erinnerung blieben mir die Fahrzeuge, insbesondere die Helikopter. Zunächst dachte ich, dass dies vielleicht dem jeweiligen Piloten einen zu krassen Vorteil geben könnte, doch das bewahrheitete sich überhaupt nicht. Ein nettes Gadget, um schnell von A nach B zu kommen, aber natürlich auch sehr laut und empfindlich. Dem schnellen Gameplay an sich kann ich sehr viel abgewinnen. „Blackout“ minimiert das Battle-Royale-Feeling auf ein Minimum an Gameplay-Länge. Also die Minuten, die PUBG teils recht langatmig machten, werden bei Black Ops 4 ignoriert. Das tut dem Spiel richtig gut. Sollte Activision noch an den richtigen Punkten ansetzen und auf die Community hören, insbesondere beim Problem mit den NAT-Typen, könnte „Blackout“ ein Spielmodus werden, den viele nach Fortnite und Co. vielleicht nicht wollten, aber letztlich durchaus brauchen.
Jonas berichtet vom PC
In vielen Punkten kann ich mich Nick nur anschließen. Das Gameplay macht einen super Eindruck. Aber fangen wir Vorne an. Den Vorab-Zugang zu PC Beta, den man für das einstündige Stream schauen auf Twitch.tv aus einer kleinen Streamerauswahl bekommen sollte, funktionierte einwandfrei. Eine coole Idee, denn jetzt war man selbst natürlich noch heißer, sich endlich selbst ins Gefecht zu stürzen. Durch den bereits etliche Zeit vorher gestarteten Preload konnte es dann auch direkt losgehen. Ein Klick auf „Spielen“ in der Blizzard App und los. Die Freunde schon im Teamspeak – alle bereit in der Gruppe die ersten Runden zu bestreiten…
Technik
Doch dann das von Nick bereits angesprochene Problem: Der Lobby kann aufgrund verschiedener NAT-Typen nicht beigetreten werden. Bitte was?! Ich muss zugeben, dass mich die Fehlermeldung irritierte, da ich die vorherigen Call of Duty Teile maximal auf LAN-Parties zu Gesicht bekommen habe. Nachdem ich die Meldung vorgelesen hatte, ging ein Stöhnen durchs Teamspeak. Was ist denn jetzt los? Ich durfte mir von meinen (erfahreneren) Call of Duty Mitspielern erklären lassen, dass das Problem schon quasi seit Call of Duty 1 existiert. Wenn jemand einen NAT Typ der Kategorie „Strikt“ besitzt, kann er nur in eine Gruppe mit einem Spieler, der einen „offenen“ NAT-Typ besitzt. Alle meine Freunde an diesem Abend hatten allerdings einen moderaten NAT-Typ. Ergebnis: Zusammenspiel unmöglich. Toll. Kann man das nicht ändern? Google weiß ja schließlich alles. Nachgeguckt, am Router rumgedoktert, Ports freigegeben, Spiel und PC neugestartet, Foren durchwühlt. Ergebnis nach knapp zwei Stunden: Keine Änderung. Willkommen in 2018. Doch genug der technischen… Feinheiten von Black Ops 4.
Gameplay
Nachdem ich mich damit abgefunden hatte, allein meine ersten Blackout Partien zu bestreiten, ging es dann aber auch für mich endlich los. Nach kurzer Eingewöhnungsphase in Loot-System und Inventaroptionen war ich drin. So richtig. „Nur noch eine Runde“, den Spruch kenne ich bei mir sonst nur von Civ oder Rocket League. Ein Blick zur Uhr: 4 Uhr morgens. Uff. Zeit für das Bett. Was das Ganze allerdings beweist: Blackout ist kurzweilig und macht unfassbar viel Spaß. Natürlich ist die Meinung subjektiv, aber das super schnelle Gameplay, kombiniert mit etlichen, ebenfalls schnellen, Fortbewegungsmöglichkeiten macht Blackout für mich zu einem sehr einzigartigen Battle Royal. Die Lootzeit am Matchbeginn ist verschwindend und läuft im Gegensatz zur Playstation Version sehr flüssig. In wenigen Minuten habe ich alles, was ich für meine ersten Kämpfe brauche.
Apropos Einzigartigkeit: Die aufsammelbaren Sonderfähigkeiten der Black Ops 4 Charaktere und spezielle Perks verleihen den Spielern sehr individuelle taktische Möglichkeiten. Auch das mag ich sehr. Ob ich einen Greifhaken benutze, um mich schnell von Baum zu Baum oder auf ein besonders schönes Dach ziehen zu können, oder ob ich mit einer Blendgranate das nächstbeste Haus stürme, bleibt vollkommen mir oder eben meinem Lootglück überlassen.
Fazit
Ich glaube, dass Black Ops 4 sehr erfolgreich sein wird. Wieso? Weil es mit den bereits bekannten Spielmodi und der spielerisch wirklich guten Battle Royal Variante ein sehr breites Spektrum von Gamern anspricht. Die feste Basis der COD-Gemeinde wird sich so oder so in Bo4 wiederfinden. Hinzu kommen Etliche, denen PUBG oder Fortnite keinen Anreiz mehr bietet oder die den bisherigen Battle Royals überdrüssig sind.
Blackout wird vielen Battle-Royal-Fans eine angenehme, schnelle und einzigartige Abwechslung bieten können, die keinen reinen Klon eines schon dagewesenen Spiels darstellt. Das Ganze funktioniert aber nur unter einer Bedingung: Löst das verdammte NAT Problem! Wenn es wirklich schon so lange existiert, warum muss es dann 2018 überhaupt noch ein Thema sein? Wenn ich Blackout nicht mit meinen Freunden spielen kann, ist das Spiel nur halb so gut. Wenn überhaupt. Ich will und möchte mich auf viele, viele Stunden Spaß mit Blackout freuen, aber das geht nur, wenn ich weiß, dass ich auch mit meinen Zocker-Kollegen zusammen in die Schlacht ziehen kann. Deswegen: Get your shit together, Activision.
Call of Duty: Black Ops 4 erscheint am 12. Oktober für PS4, Xbox One und PC. Eine Wertung erfolgt von uns nach Release des Titels.