Bei eSport-Debatte: Bundestag erstmals auf Twitch

Erstmalig in der Geschichte des Bundestages hat sich in der Nacht von Donnerstag zu Freitag das Parlament mit eSport beschäftigt. Anlass der Debatte war ein Antrag der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen unter dem Titel: „Die Entwicklung des eSports fördern und gestalten.“ ESBD-Präsident Hans Jagnow besuchte die nächtliche Sitzung und konnte die Reden vor Ort mitverfolgen. Dabei zeigte sich als fraktionsübergreifender Konsens, dass eSport als Bewegung positiv begleitet werden soll. Die Abgeordneten stimmten überein, dass man die jüngste Positionierung der DOSB-Führung für nicht zielführend und enttäuschend halte. Die Schaffung der Gemeinnützigkeit für eSport-Vereine wurde genauso thematisiert wie weitere Erleichterungen im Aufenthaltsrecht. „Das ist schon etwas historisch, die junge eSport-Bewegung erstmals als großes Thema im Bundestag erleben zu dürfen“, kommentierte Jagnow am Rande der Sitzung. „Und dann auch noch so breite Unterstützung für die zentralen Anliegen des eSports zu erhalten, das sendet ein wichtiges Signal.“

ESBD organisierte Live-Übertragung

Viele Menschen verfolgten die Parlamentsreden trotz des späten Termins auch im Netz. Der ESBD organisierte für die eSport-Community eine Übertragung auf der Streaming-Plattform Twitch, der auch bei einem Debattenbeginn um kurz vor 1 Uhr in der Nacht noch über 350 Menschen einschalten ließ, von denen 125 aktiv im Chat-Bereich der Plattform diskutierten. Daneben twitterte der ESBD live die zentralen Redeinhalte der Abgeordneten. „Wir wollten die politische Diskussion dorthin bringen, wo die Menschen sind – und bei eSport sind das Streaming-Plattformen wie Twitch und die sozialen Netzwerke. Die überwältigende Resonanz von mehreren hundert Menschen weit nach Mitternacht hat uns gezeigt, wie sehr die Debatte um ihren Sport die eSport-Community bewegt. Die Inhalte und Positionen der jungen Zielgruppe zugänglich zu machen stärkt ihr Vertrauen in Politik und demokratische Prozesse“, erklärte Jagnow die spontane Aktion des Verbandes. „Man fühlt sich dadurch im eSport ernst genommen.“ Im ESBD-Mitgliedsverein Magdeburg eSports e.V. fand zudem ein Public Viewing im kleinen Rahmen statt. Weitere Zuschauer schalteten das offizielle Angebot des Parlamentsfernsehens auf bundestag.de ein.

Debatte im Rückblick:
61. Sitzung des Deutschen Bundestages – Entwicklung des eSports gegen 00:40 Uhr von esportbund auf www.twitch.tv ansehen

Debatte um Anerkennung geht weiter

Der vorgelegte Antrag wurde im Anschluss an die Debatte in den Sportausschuss des Bundestages überwiesen, wo am 28. November 2018 eine längerfristig geplante Anhörung zu eSport stattfinden soll – auch unter Beteiligung des ESBD und des DOSB. „Die Anhörung im Ausschuss ist der richtige Ort, um sich über Maßnahmen im Detail auszutauschen und insbesondere die vielen offenen Fragen zu klären“, sagte Jagnow. „Dafür stehen wir den Abgeordneten des Sportausschusses gerne zur Verfügung. Und nach der heutigen Debatte ist klar, dass auch der DOSB einige Fragen zu seiner Positionierung beantworten wird. Wir setzten weiterhin auf eine gemeinsame Arbeitsebene mit dem organisierten Sport, die aber von gegenseitigem Respekt geprägt sein sollte und eSport als einheitliche Bewegung anerkennen muss.“

Die Positionierung des DOSB zu eSport vom Oktober 2018 sorgte nicht nur für kritische Stimmen aus der Bundesregierung und Politik. Die eSport-Bewegung organisierte sich mit internationaler Reichweite unter dem Hashtag #unitedbyesports gegen die Äußerungen aus dem DOSB und insbesondere gegen den Versuch der Neubesetzung von eSport durch den Kunstbegriff ‚eGaming‘. Auch der ESBD unterstützt diesen Protest und wertet die Position und Begriffe des DOSB als weltfremd und unsachlich.

Mehr dazu:

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Alexander Panknin
Alexander Pankninhttps://www.gaming-grounds.de/
1985 geboren. Mit Doom, Quake und SNES aufgewachsen. War selbst in der Indiegames-Szene aktiv und schreibt nun auf gaming-grounds.de über seine große Leidenschaft: Videospiele.
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