„Wie die Bundesregierung auf eine schriftliche Anfrage der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag mitteilte, werden erste Hürden für eSport-Athleten abgebaut. Damit können ausländische eSportler in Zukunft bis zu 90 Tage im Jahr für die Teilnahme an Turnieren und eSport-Veranstaltungen einreisen und profitieren dabei von einem vereinfachten Antragsverfahren. Bisher standen dieser Regelung die ausdrückliche Verwehrung der Sport-Privilegierung, behördliche Einzelfallprüfungen und mitunter Einreiseverbote für eSport-Athleten gegenüber.

Der eSport-Bund Deutschland (ESBD) begrüßt diesen ersten Schritt: „Wir freuen uns, dass eSport-Athleten aus aller Welt jetzt einen einfachen Zugang zu deutschen Turnieren haben und ihre Leistung von der Bundesregierung als sportliche Darbietung eingestuft wird. Deutschland kann so ein starkes Gastgeberland für die internationale eSport-Gemeinschaft werden“, sagt Hans Jagnow, Präsident des ESBD. Gleichzeitig mahnt er an: „Für die Entwicklung eines Ligasystems mit internationalen Spitzen-Athleten sowie gut ausgebildeten Trainern aus dem eSport muss bald auch der dauerhafte Aufenthalt zur sportlichen Betätigung im eSport ohne Hürden umsetzbar sein.“

Der Verband betont, dass die Bundesregierung durchaus die Relevanz der Thematik erkennt und auch die Chancen des eSports sieht, so im Inklusionsbereich. Sportlern mit Behinderung kann eSport, gibt die Bundesregierung an, eine vollständige Gleichberechtigung und Teilhabe ermöglichen. „Wenn man diese Chancen nutzen will, die eSport für die Sportgesellschaft bieten kann, dann sollte man auch so konsequent sein und eSport als Sportart verstehen und entsprechend fördern“, kommentiert Jagnow.

Denn die Antwort auf den umfangreichen Fragenkatalog lasse erkennen, dass die Bundesregierung hinter ihren Ankündigungen grundsätzlich zurückbleibe. „Wir haben mit dem Koalitionsvertrag das Versprechen an die Bürgerinnen und Bürger gehabt, dass eSport als Sportart vollständig anerkannt wird. Nur wenige Monate später distanziert sich die Bundesregierung von diesem Versprechen und schiebt die Verantwortung auf den DOSB. Diese Henne-und-Ei-Situation muss endlich ein Ende haben. Wenn die Bundesregierung im Aufenthaltsrecht den sportlichen Charakter zugesteht, aber an anderer Stelle sich nicht zuständig sieht oder den sportlichen Charakter bezweifelt, dann ist das absolut inkonsequent. Das schafft nur Verwirrung.“

Martin Müller, Vizepräsident des ESBD und zuständig für Breitensportentwicklung, sieht insbesondere Defizite in der Positionierung der Bundesregierung zur Gemeinnützigkeit: „Die Ausführung sind intransparent und hinterlassen offene Fragen für die inzwischen über 100 Vereine in Deutschland, die den Breitensport im eSport aufbauen.“ Er fordert eine bundeseinheitliche Klarstellung. „eSport-Vereine in Deutschland leisten tagtäglich gesellschaftliche Arbeit über ihr sportliches Angebot. Auch Mehrspartenvereine mit eSport im Programm sind unsicher, ob sie ihre Gemeinnützigkeit als Sportverein damit aufs Spiel setzen. Da braucht es eine klare Stellungnahme aus der Politik, um Rechtssicherheit und Transparenz zu schaffen.“

Hans Jagnow fasst die aktuellen Entwicklungen zusammen: „Die Antworten der Bundesregierung sind in der Gesamtbetrachtung aufschlussreich, aber von Indifferenz geprägt. In der Beurteilung des Sportcharakters von eSport bleibt die Bundesregierung sogar hinter Einordnung durch den DOSB als ‘vergleichbare sportliche Aktivität’ zurück, da sind wir in der Debatte schon viel weiter. Wir brauchen jetzt eine einheitliche Linie und die Bundesregierung hat sich mit den Vereinbarungen des Koalitionsvertrages einen klaren Arbeitsauftrag gegeben. Das Versprechen, eSport als Sportart anzuerkennen, fordern wir konsequent ein.““