Genshin Impact: Erste Eindrücke zum „kostenlosen“ Gacha-Rollenspiel

Am gestrigen Montag öffnete der chinesische Entwickler und Publisher miHoYo die Pforten des neuen Open-World-Rollenspiels Genshin Impact (Alle Infos zum Release). Für viel dürfte das Spiel relativ überraschend um die Ecke gekommen sein, zwar gab es eine Beta-Phase, doch wer sich nicht gerade dafür vorangemeldet hat, dürfte eher überrascht über den plötzlichen Hype sein.

Dabei ist Genshin Impact nicht ganz plötzlich erschienen. Vielleicht mag sich der Ein oder Andere noch erinnern, im August 2019 machte das Spiel bereits eher durch negative Schlagzeilen auf sich aufmerksam. Ein wütender Fan zerschmetterte seine PS4 auf dem Boden aus Protest gegen diesen offensichtlich dreisten Zelda Breath of the Wild-Klon. Dann war es eine Weile ruhig und dann war es ganz plötzlich da. Die neue Action-Adventure-Rollenspiel Hoffnung aus Asien. Dieses Mal allerdings nicht aus Japan sondern aus China, von einem Entwickler, der bislang in der westlichen Welt keine große Rolle gespielt hat, aber bereits andere Rollenspiele mit Gacha-System (dazu später mehr) wie „Honkai Impact 3rd“ veröffentlicht hat.

In diesem Artikel wollen wir unsere ersten Eindrücke zum „Zelda-BOTW-Klon“ schildern, uns mit dem Free2Play-Modell beschäftigen und überlegen, ob Genshin Impact nun ein großes Game mit Zukunft oder aber eine absolute Mogelpackung ist.

Genshin Impact: Erster Eindruck

Auch wir haben uns Genshin Impact natürlich zum Release-Tag angeschaut und waren überrascht. Das Spiel präsentiert sich in einer knuffigen Anime-Optik und steht grafisch dem viel benannten Zelda BOTW in nicht viel nach. Es gibt tolle Effekte und die Spielwelt wirkt auf Anhieb angenehm voll und lebendig. Zum Release ist das Spiel sowohl für PC als auch mobil für Android und iOS erschienen.

Zusätzlich gibt es noch die PS4-Version, die aber aktuell noch etwas außen vor steht – sie bietet noch kein Crossplay. Apropos: Da es sich bei Genshin Impact um ein Online-Rollenspiel handelt, müsst ihr natürlich an den Server angebunden sein, profitiert aber von einem Cloud-basiertem Spielstand. Wir haben Genshin Impact auf PC und Android getestet und konnten ohne Probleme zwischen den Plattformen wechseln. Ihr spielt dann dort weiter, wo ihr aufgehört hattet – so steht einem fließenden Spielerlebnis kaum noch was entgegen.

Die Performance auf aktuellen Smartphone-Modellen ist überraschend gut. Die Grafikeinstellungen lassen sich an die Hardware anpassen, auch mobile sieht Genshin Impact großartig aus. Die mobile Version könnt ihr über den Google Play Store oder über den Apple Appstore downloaden (hier erfahrt ihr mehr).

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In Genshin-Impact stoßt ihr auf viele Charaktere. Alles ist in einem schicken Anime-Stil gehalten.

PC Version mit eigenem Launcher

Die PC Version gibt es übrigens nur über die Seite von Entwickler miHoYo, dort könnt ihr euch einen eigenen Launcher laden. Auf Steam, Epic Games und Co. werdet ihr das Spiel nicht finden. Hier könnt ihr Genshin Impact downloaden: https://genshin.mihoyo.com/de/

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Genshin Impact kommt als Online-Rollenspiel. Manch ein Spieler fragt sich vielleicht, was genau das heißt. Es handelt sich dabei auf jeden Fall um kein MMORPG. Ihr werdet in Genshin Impact grundsätzlich eure eigene Version der Spielwelt und eure eigene Story erleben. Allerdings kann man sich auch im Koop mit anderen Spielern zusammen durch das Spiel bewegen. Ein Online-Rollenspiel ist Genshin Impact aber vor allem wegen seiner Serveranbindung. Entwickler miHoYo plant offensichtlich einen kontinuierlichen Ausbau des Spiels und der Spielwelt. Zum Release gibt es zwei Regionen zu bereisen, darüber haben wir bereits berichtet (Die Spielwelt von Genshin Impact). Weitere Bereiche sollen folgen.

Das Spiel verspricht viel

Bereits nach dem Start merkt man, wie ausgereift das Spiel designt wurde. Man wird angenehm an die Hand genommen und begibt sich auf seine ersten Schritte in die Spielwelt von Teyvat, dabei haben wir sogar einen Begleiter an der Seite (Paimon). Die Steuerung fühlt sich angenehm an und man fühlt sich relativ schnell zu Hause. Erste besiegte Gegner offenbaren den Rollenspiel-Charakter von Genshin Impact und wirken sofort motivierend. Gleiches gilt auch für die vielen Dinge, die man nach den Kämpfen oder in der Spielwelt einsammeln kann.

Die Story entfaltet sich uns Häppchenweise durch Cutscenes und ganz in Rollenspielmanier via Dialogen. Als Reisender kommen wir in der Welt von Teyvat an, treffen auf unseren Begleiter Paimon und begeben uns in Richtung von Mondstadt. Dort stoßen wir auch gleich auf den großen und ziemlich gefährlich aussehenden Drachen Sturmschrecken. Dieser bedroht die Stadt – wir müssen handeln.

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Es gibt actionreiche Kämpfe , bei denen ihr die elemente entfesseln könnt.

Mehr Rollenspiel als BOTW

Das Spiel kann das Vorbild Zelda BOTW natürlich nicht leugnen. Das Sammeln von Kräutern, Kochen von Rezepten, der Windgleiter, die verteilten kleinen Lager mit Unholden, Dungeons (Tempel), das Klettern auf Bäume, die Ausdaueranzeige, und und und. Es gibt wirklich viele Parallelen zu Nintendos Action-Adventure. Dies wirkt allerdings wenig störend, denn es ist gut gemacht und hat ja auch ein gutes Vorbild. In einem Schritt geht Genshin Impact allerdings weiter, denn es ist weniger ein reines Adventure als ein Rollenspiel. Das heißt, ihr könnt euren Charakter differenziert ausbauen und leveln.

Außerdem spielt ihr nicht nur mit eurem Hauptcharakter, ihr trefft im Laufe der Zeit auf verschiedene Figuren, die sich euch anschließen. Dadurch kommt eine ganz spannende Spielmechanik hinzu. Ihr könnt eure Figur nämlich jederzeit wechseln. Durch den Wechsel verändern sich auch eure Eigenschaften und Fähigkeiten entsprechend. So könnt ihr gleich zu Anfang zwischen einem Nah- und Fernkampfcharakter wechseln. Durch die verschiedenen Elemente habt ihr auch die Möglichkeit, jeweils einen passenden Charakter zu wählen, je nachdem, welcher Gegner euch gerade entgegentritt. Die Elemente können sogar auf die Spielwelt wirken. So entfacht Feuer zum Beispiel den Rasen und fügt zusätzlich Schaden hinzu. Allgemein spielen Elemente eine große Rolle – so definieren sie auch die verschiedenen Bereiche in Teyvat. Das erste Areal um Mondstadt ist zum Beispiel dem Wind zugeordnet. So passt auch das Wetter entsprechend zur Umgebung … und zur Story.

Genshin Impact ist ein modernes Spiel und bietet übliche Komfortfeatures wie Automap, Wegmarken und ein Journal, in welchem ihr euch über euren aktuellen Status, aktuelle Aufträge, Quests, das Inventar und eure Mitstreiter informieren könnt.

Steuerung und Fotomodus

Die Steuerung ist zugänglich und funktioniert sowohl auf PC als auch mobile sehr gut. Ein Geschenk ist die sehr flexible Kamera natürlich, wenn es darum geht, sich die Landschaft anzuschauen, wenn das Spielgeschehen hektisch wird, kann es aber auch schnell mal unübersichtlich werden – hier könnten die Entwickler vielleicht noch etwas nachbessern. Das Zielen geht natürlich mit Tastatur und Maus sehr detailliert und angenehm, wer lieber mit einem Gamepad spielt, der wird sich über die editierbare Steuerung am PC freuen. Am Smartphone ist die Steuerung ebenfalls intuitiv und gut zu bedienen über den virtuellen Joystick nebst Onscreen-Buttons. Die Kamera wird dann mit einem Fingerwisch in der Bildschirmmitte ausgerichtet, gezoomt wird Touch-üblich per Pinch (Zwickbewegung). Aktuell scheint zumindest die Android-Version noch keine Controller-Unterstützung zu haben – das ist etwas schade, wird aber bestimmt noch nachgereicht (dann könnte man das Spiel auch auf einem Dual-Screen Phone noch besser spielen -> wir haben zum Beispiel das LG G8X benutzt.)

Besonders spannend wird die flexible visuelle Steuerung aber im Fotomodus. Ihr könnt den Blickwinkel zwar durchweg individuell einstellen und zoomen, im Fotomodus stehen euch aber noch mehr Funktionen zur Verfügung, dort kann die Kamera auch noch auf der Horizontalen verschoben werden, es lässt sich Tiefenschärfe einstellen oder der Charakter ausblenden für den perfekten Panorama-Shot. Ein lustiger Spaß, der an NVIDIA Ansel erinnert. Auf dem Smartphone könnt ihr die fertigen Bilder entweder auf eurem Telefonspeicher hinterlegen oder ab in die sozialen Medien feuern.

Zwischenfazit

Alles in allem bekommt ihr mit Genshin Impact ein ausgereiftes Spielhäppchen präsentiert, welches Lust auf mehr macht. Aktuell kann man noch nicht viel zum Umfang sagen, die bereits gebotenen zwei Regionen sollten Reichen, um euch eine Weile beschäftigt zu halten. Die audiovisuelle Präsentation ist großartig, es macht schon Spaß, die Kamera kreisen zu lassen, an die Charaktere zu zoomen und sich einfach nur die hübsche Spielwelt anzuschauen. Spielmechanik, Steuerung und das Kampfsystem machen auf den ersten Blick eine gute Figur, auch die vielen Level- und Update-Möglichkeiten versprechen viel.

Wenn da nur nicht diese dunkle Vorahnung wäre …

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Das Gacha-System: Nichts als Lootbox?

Free2Play, Pay2Win: Das sind alles Begriffe, die den meisten Spielern geläufig sein müssten. „Gacha“ hingegen könnte eventuell noch unklar sein. Genshin Impact soll allerdings das Gacha-System benutzen, darum ist es nicht schlecht, wenn wir uns damit etwas beschäftigen.

Vorweg erst mal: Genshin Impact ist kostenlos, ein echtes Free2Play! … Das wirft natürlich automatisch die Frage auf: Wie finanziert sich Genshin Impact dann? Wie wir bereits gezeigt haben, bekommt man mit diesem neuen Anime-Rollenspiel ein wirklich dickes Spielepaket. Alles fühlt sich schlüssig und gut produziert an. Fast ein bisschen zu gut will man meinen, denn wo gibt es schon etwas geschenkt? Entwickler miHoYo setzt als Bezahlmodell erst mal auf einen Ingame-Shop mit Items. Diese lassen sich allerdings nicht frei kaufen, sondern erreichen uns über ein sogenanntes Gacha-System.

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Gegen manche Widersache geht es besonders heiß her. Die Umgebung kann sogar Feuer fangen!

Das ist Gacha

Gacha kommt aus dem asiatischen Raum, es handelt sich dabei in der realen Welt um Automaten, aus denen man für Geld Capsule-Toys bekommt. Das sind Kugeln mit kleinen Überraschungen darin, ähnlich unseren Kaugummiautomaten (Anm.d.Red.: das sind diese Relikte an den Zäunen auf dem Weg zur Schule, an denen die Scheibe von Feuerzeugen eingeschmolzen ist – wer hat die eigentlich auf Euro umgestellt?).

Auch in der virtuellen Spielewelt über die kleinen Wundertüten genug Anziehungskraft aus, um als gängiges Bezahlmodell genutzt werden zu können. In Genshin Impact nutzt ihr sogenannte Primogems (das ist die Ingame-Währung) um solche Boxen öffnen zu können. Die Primogens (Schöpfungskristalle) allerdings müsst ihr euch wohl für echtes Geld holen – das kennt man ja schon von vielen Free2Play-Spielen. Eigentlich ist das nichts anderes als ein Lootbox-System. Hier bekommt ihr nicht nur kosmetische Dinge, sondern auch bessere Waffen und Charaktere. Außerdem stoßen wir noch auf Schöpfungskristalle und Urgesteine. Geplant ist wohl auch ein Pass, der einem Abo mit monatlichen Gebühren gleich kommt.

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Aktuell ist das Bezahlsystem von Genshin Impact noch nicht ganz ersichtlich, es gibt zwar Berichte aus der Beta. Mit Release der Version Genshin Impact 1.0 hat man allerdings noch nicht sofort Zugriff auf alle Funktionen. Sobald es mehr Informationen dazu gibt, werden wir berichten. (EDIT: mehr dazu unten)

Man kann freiwillig im Spiel oder auf der Webseite an Umfragen teilnehmen. Ein besonders Interesse zeigt Entwickler miHoYo darin an Fragen zur Monetisierung und was den Spielern in einem Spiel am wichtigsten ist. Das aktuelle Fehlen an Informationen zu den Bezahlmodellen, die noch dezente Integration im Spiel zum Release und solche Umfragen zeigen, dass die Entwickler wohl noch versuchen, den europäischen Markt zu analysieren und sich das System erst entwickeln muss. Auf der Webseite gibt es bereits das Aufladezentrum mit aktuellen Preisen.

Schöpfungskristalle: Genshin Impact Kosten:

  • 60 Schöpfungskristalle = 1,09 Euro
  • 300 Schöpfungskristalle = 5,49 Euro
  • 980 Schöpfungskristalle = 16,99 Euro
  • 1980 Schöpfungskristalle = 32,99 Euro
  • 3280 Schöpfungskristalle = 54,99 Euro
  • 6480 Schöpfungskristalle = 109,99 Euro
genshin impact primogems
Dies sind die aktuellen Preise für die Schöpfungskristalle in Genshin Impact.

EDIT: Gebete, Mondsegen und Co.

Zugriff auf Gebete und den Händlerbildschirm bekommen Spieler nach dem Gespräch beim Ritterorden in Mondstadt. Dort wird man auf seine erste große Queste gegen Sturmschrecken geschickt, zunächst stehen die Tempel auf dem Plan.

Dort gibt es die Gebete gegen Ingame-Währung zu kaufen. Zum Start stehen folgende Gebete zur Verfügung:

  • Gebet für Anfänger
  • Balladen in Bechern
  • Göttliches Werk
  • Wanderlust

Außerdem kann man sein Schöpfungskristalle auch hier aufstocken gegen echtes Geld oder den Mondesegen Pass erwerben. Dieser kostet 5,49 Euro und ist 30 Tage gülig, gibt einem einmalig 300 Schöpfungskristalle und täglich 90 Urgestein (insgesamt also 2700 Stück). Man kann den Pass auch mehrfach erwerben.

Damit lassen sich dann beim Geschenkhändler die Hilfsgüterpakete für Anfänger (300 Kristalle) und Fernreisende (980 Kristalle). Zusätzlich gibt es in der Kategorie Rares für Staub und Glanz noch einzelne Goodie-Items, die ihr euch gegen entweder Urgestein, Sternenglanz oder Sternenstaub eintauschen könnt.

 

Genshin Impact Fazit

Genshin Impact macht eine gute Figur und wir wollen nicht zu skeptisch sein. Trotzdem bleibt der Eindruck „zu schön, um wahr zu sein“ erhalten. Wir wissen leider noch zu wenig über die Pläne des Entwicklers. Wenn miYoHo aus Genshin Impact eine absolute Kostenfalle macht, dann sind wir raus. Wenn die kostenpflichtigen Dinge eher optional sind und man trotzdem ein schönes Spielerlebnis mit toller Story geboten bekommt, dann könnte Genshin Impact großartig werden. Es bleibt abzuwarten, wie man sich entscheiden wird. De facto bekommen wir jetzt gerade eine Idee von einem Spiel vorgeführt und was es mal sein könnte. Man appelliert an unsere Fantasy und vermutlich malen sich die meisten den langersehnten BOTW Konkurrenten herbei – gezeigt bekommen wir aber noch nicht alles.

Wir können aktuell nur dazu raten, vorerst vorsichtig zu bleiben. Spielt Genshin Impact, habt Spaß, aber passt noch etwas auf, was Mikrotransaktionen angeht.

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Alexander Panknin
Alexander Pankninhttps://www.gaming-grounds.de/
1985 geboren. Mit Doom, Quake und SNES aufgewachsen. War selbst in der Indiegames-Szene aktiv und schreibt nun auf gaming-grounds.de über seine große Leidenschaft: Videospiele.
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