Oculus Quest 2 ist da: Wird das Facebook-VR-Headset den Markt verändern?

Das neue VR-Headset von der Facebook-Tochter Oculus ist seit dem 13. Oktober erhältlich, das nur knapp einen Monat nachdem die Oculus Quest 2 vorgestellt wurde. Ein Update gab uns Mark Zuckerberg in der ersten offiziellen Facebook Connect selbst, unterstützt wurde er von Andrew Bosworth, der die neuen Facebook Reality Labs leitet, unter denen das neue VR-Headset entwickelt wird.

Auf der ganzen Welt können sich Spieler nun an dem neuen Virtual Reality Erlebnis erfreuen! Alle? Nein nicht ganz „alle“. Ein kleines unbeugsames Land entzieht sich aktuell der Gunst des Internetgiganten Facebook. Doch ganz der Reihe nach.


EDIT: Wir haben und die Oculus Quest 2 bereits selbst angeschaut – hier geht es zum Test.


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VR ist wieder Thema, Alyx sei Dank

Spätestens seit März ist VR wieder ein Thema. Mit dem Release von Half-Life Alyx kam in diesem Jahr ein großer Titel einer großen Computerspielserie heraus. Die Veröffentlichung geschah seitens Valve vermutlich nicht ganz ohne Grund ausschließlich in VR. Bis dato gibt es keine „normale“ Version des Spiels zu kaufen. Vielmehr wurde es extra für VR entwickelt. So kann man sich darin wesentlich freier bewegen und mit der Umwelt interagieren. Die Immersion ist unglaublich.

Valve wollte damit natürlich einen großen Fuß in die Tür der Virtual Reality bekommen. Hatte man zuvor mit Drittanbietern wie HTC (Vive) zusammengarbeitet, brachte Valve Mitte vergangenen Jahres mit „Valve Index“ ein eigenes VR-Set auf den Markt. Da eine neue Spieletechnik natürlich auch von entsprechenden Spielen lebt, sorgte man kurzer Hand mit Alyx für ordentlich VR-Futter.

VR-Gaming: Wer spielt mit?

Valve scheint offensichtlich das Potential von VR erkannt zu haben. Über die letzten, ja beinahe, Jahrzehnte gab es immer mal wieder ein Aufflammen von VR. Das größte Problem war bislang natürlich die fehlende Technik. Mittlerweile ist unsere Hardware allerdings richtig gut geworden, wir haben eine fantastische Display-Technik und somit steht auch anständigen VR-Sets nichts mehr im Weg.

Der Nachteil liegt allerdings auf der Hand: tolle Technik hat ihren Preis. Noch dazu kommt, dass VR bislang sicherlich noch nicht populär genug war, um einen großen Massenmarkt zu erreichen. So bleibt VR noch immer ein ein Luxusgut.

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Einzelne Konzepte haben versucht hier Abhilfe zu schaffen. Google hat mit Cardboard einen innovativen Ansatz gehabt und funktioniert das Smartphone der Spieler kurzerhand mit preisgünstigen Halterungen zum VR-Headset um. Das funktioniert Multimedial schon ganz gut, es gab auch einige Spielereien, mit richtigem VR-Gaming hatte das aber noch nicht viel zu tun.

Auch Sony versuchte einen neuen Vorstoß mit Playstation VR, bis heute eine wirklich günstige Einstiegsmöglichkeit in die VR-Welt. Allerdings sind Spieler hier an den PlayStation-Markt gebunden. Also kein Half-Life Alyx, welches do so große Begehrlichkeiten erweckt. (Obwohl, ganz ausgeschlossen hat es Valve übrigens nicht, dass es auch ein PS-Variante geben könnte). Selbst Nintendo hat mit LABO eine Cardboard-ähnliche Variante für die Nintendo Switch veröffentlich – damit konnte man dann Zelda Breath of the Wild erstmals in VR erleben.

Oculus Quest 2 Unboxing

EDIT: Mittlerweile haben wir auch ein Exemplar in der Redaktion:

Markt von VR-Headsets überschaubar

Es gibt einige Vertreter, die sich bereits seit einigen Jahren am Markt befinden. So spielen sowohl HTC, Primax als auch Oculus schon längere Zeit eine Rolle mit ihren VR-Headsets.

Hier findet sich die Technik, die für Highend-VR-Gaming notwendig ist. Sie setzen einen schnellen Rechner voraus und bieten das beste VR-Erlebnis. Je nach Modell setzen die Brillen auf Kameras am Headset-Gehäuse, welche für das Tracking der Kopfbewegung zuständig sind, andere haben fest stationierte Messeinheiten. Valve Index setzt hier zum Beispiel auf moderne Lasertechnik.

Mit der Oculus Go und später Oculus Quest brachte das Unternehmen zwei Standalone Varianten heraus, nachdem die Oculus Rift ebenfalls auf einen Rechner angewiesen war. Die Oculus Go versteht sich eher als VR-Light-Headset mit 3DoF (also drei Freiheitsgraden) für einfache Games und Multimedia, die Quest sollte die Brücke zum anspruchsvollen VR-Gaming schlagen (mit 6DoF), sie kam – ähnlich wie Valve Index – Mitte 2019 heraus.

Zu erwähnen sind auch die neuen Brillen, die unter Microsoft Mixed-Reality laufen. Während Microsoft selbst auf das eigene HoloLens-System baut, welches vor allem für den Arbeitsalltag gedacht ist, nutzen einige Modelle von Fremdherstellern die geschaffene Infrastruktur auch fürs Gaming – zum Beispiel die HP Reverb G2, Acer OJO 500, Lenovo Explorer.

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Oculus Quest 2: Das neue All-in-One Headset

Jahrelang hatte Oculus an seiner VR-Technik gefeilt. Es wurde 2012 im Rahmen einer Kickstarter-Kampagne angekündigt, ein fertiges Produkt ließ allerdings etwas auf sich warten. Während 2013 eine erste Entwickler-Version präsentiert wurde, kam erst 2016 mit der Oculus Rift ein erstes marktreifes Modell heraus. Dazu beigetragen hatte mit Sicherheit auch der Deal mit Facebook, welche 2014 das Unternehmen Oculus VR für 400 Milionen US-Dollar und 1,6 Millarden US-Dollar an Facebook-Aktien aufkaufte.

Oculus Quest 2 Trailer

Facebook und Gaming

Facebook versucht seit Jahren den Gaming-Bereich aufzumischen. Während das im Bereich Mobile- und Browser-Games bereits sehr gut klappt, tut man sich mit den Core-Gamern noch etwas schwer. Mit Facebook-Gaming appelliert man nun an Content Creator, die Zuschauer auf die Plattform ziehen. Microsoft hat dies Geschäft aufgegeben und sich mit Facebook-Gaming auf Kosten der eigenen Plattform Mixer zusammengetan.

Mit Oculus investiert der Konzern auch in den Bereich Virtual Reality kräftig. Nachdem mit der Oculus Rift der Grundstein gesetzt wurde, feilte das Unternehmen weiter am Konzept und baute parallel ein eigenes Ecosystem an den Start – so wurde Oculus zu einer richtigen VR-Plattform mit eigenem Shop und exklusiven Inhalten. Nach der Rift kam die Rift S, die bis heute das PC-gebundene Spitzenmodell von Oculus darstellt und seit 2012 am Markt ist.

Nachdem man mit der Oculus Go bereits versucht hat, neue Kunden zu gewinnen – da dieses Modell ohne PC funktioniert und relativ günstig ist – verknüpfte man mit der Oculus Quest Casual- und Core-Gaming. Dieses Headset funktioniert standalone mit dem Oculus Dashboard, kann aber auch mit dem PC verbunden werden.

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Oculus Quest 2: Kleines Upgrade zum Kampfpreis?

oculus quest 2 1Eine neue Technik an den Mann/die Frau zu bringen funktioniert natürlich am besten über den Preis. Während man mit den Fähigkeiten der GO eher für multimediale Spielereien sorgte, ist die Quest ein wirklicher Vertreter für ernstzunehmendes VR-Gaming.

Durch die eigene Firmenpolitik kann Facebook ein solches Gerät zu einem beinahe unschlagbaren Preis anbieten. Als große Datenkrake bekannt, sammelt der Konzern fleißig werberelevante Daten seiner „Kunden“. Es ist anzunehmen, dass diese als gewisse Subvention der neuen Technik angesehen werden können. Während für die erste Version noch rund 500 Euro auf den Tisch gelegt werden mussten, drückt Facebook den Preis mit der neuen Oculus Quest 2 nochmal tüchtig. Sie wird in den USA für 299 US Dollar in der 64GB Version angeboten, die 256 GB Version kostet 399 US Dollar.

Oculus Quest 1 vs Quest 2 Vergleich

Oculus Quest Oculus Quest 2
Preis UVP in $ 399 $ 299 $
Pixel pro Auge 1440 x 1600 1832 x 1920
Bildwiederholrate 72Hz 72Hz zum Release, 90Hz geplant
Gewicht 571 Gramm 503 Gramm
Tracking Interne Kameras Interne Kameras
Akkulaufzeit 2 bis 3 Stunden 2 bis 3 Stunden
Prozessor Qualcomm Snapdragon 835 Qualcomm Snapdragon XR2
RAM 4GB 6GB
Speicherplatz 64GB oder 128GB 64GB oder 256GB
Farbe schwarz weiß
Facebook notwendig Nein Ja
Controller Stromversorgung 2x AA Batterie 2x AA Batterie

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oculus quest 2 5Im Gegensatz zum Vorgänger hat die Quest 2 eine kleine Frischzellenkur bekommen. Es wurde ein wenig am Gehäuse geändert, auch das Innenleben wurde auf den neuesten Stand gebracht.

Die Quest 2 wird in einem eleganten matt-weißem Gehäuse geliefert. Die Kopfhalterung besteht nun aus elastischen Bändern. Das spart Gewicht und ist weniger starr als andere Halterungen. Allerdings halten diese das Gewicht natürlich ein bisschen weniger, so empfinde manche einen leicht höheren Druck im Gesichtsbereich. Hier kann der neue Elite Strap helfen, dieses kann man optional erwerben, es gibt dieses auch mit einem integrierten Zusatz-Akku.

Als Prozessor kommt nun der neuste Qualcomm Snapdragon XR2 zum Einsatz. Zusammen mit den 6 statt 4 GB Ram sorgt der nochmal für einen ordentlichen Performanceschub im Standalone-Modus. Auch schön ist der erweiterte Speicher, während die kleine Version wieder mit 64 GB ausgestattet ist, verdoppelt sich die große Variante auf ganze 256 GB. Das ist besonders für ambitionierte Vielspieler sinnvoll.

Das neue Display löst mit 1832×1920 Pixel pro Auge angenehm hoch auf, das resultiert in einem kaum wahrnehmbaren Fliegengitter-Effekt. Zum Vergleich das Display der Valve Index bietet wie die Quest 1 „nur“ 1440×1600. Das neue Quest 2 Display soll zudem in der Lage sein 90 Hz wiederzugeben. Während die Bildwiederholrate aktuell softwareseitig noch auf die 72 Hz des Vorgängermodells gedrosselt ist, wurde bereits ein Update angekündigt.

Die Controller wurden auch leicht angepasst. Etwas kompakter, besseres Tracking, längere Batterielaufzeit. Wie sie sich in der Praxis schlagen, wird sich noch zeigen.

Neben dem zusätzlichen Head Strap entweder mit oder ohne Akku, gibt es noch das Passform-Kit mit Einsätzen, speziell für Brillenträger. Dass dieses Komfortzubehör nicht standardmäßig dem Paket beiliegt ist schade, aber sicherlich dem straffen Preis geschuldet. Gleiches gilt übrigens auch für ein Verbindungskabel zum PC. Solch ein USB 3.1 ist nicht billig, das Original von Oculus schlägt da gleich mal mit 99 Euro zu Buche, günstigere Marken-Alternativen bewegen sich immerhin bei circa 30 bis 50 Euro (hier). Richtige Sparfüchse können auch günstigere Modelle finden, wie lang das knapp 20 Euro Kabel hält, muss sich aber auch erst noch zeigen (Beispiel: USB-C Kabel, 4m mit Winkelstecker)

Allgemein sind die Veränderungen von Quest 1 zu Quest 2 relativ überschaubar. Nachdem die Quest 1 allerdings sehr schlecht zu bekommen war und die Nachfrage so groß geworden ist, war es für Facebook vermutlich der beste Schritt einfach ein neues Modell auf den Markt zu bringen, welches man zudem gleich mit dem viel diskutierten Facebook-Zwang versehen konnte.

Vorerst nicht in Deutschland zu kaufen

oculus quest 2 6Wie bereits eingehend angekündigt, kann sich die Welt mit der Quest 2 also über eine technische Bereicherung der VR-Landschaft freuen. In Deutschland sieht es allerdings noch recht mau aus. Wurde die internationale Presse zum Release des neuen Headsets informiert, blieb Deutschland ganz außen vor. Es gibt zwar eine deutschsprachige Webseite zur Oculus Quest 2 – möchte man sie dort nun allerdings kaufen, steht dort „nicht verfügbar“ oder „ausverkauft“. Auch unsere Elektronikfachmärkte, Amazon und Co haben die Quest 2 nicht gelistet.

Dies hängt wohl zusammen mit einem aktuellen Rechtsstreit, den das deutsche Bundeskartellamt mit Facebook am Laufen hat. Das Bundeskartellamt hat dem Unternehmen Facebook weitreichende Beschränkungen bei der Verarbeitung von Nutzerdaten auferlegt.

Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes:

„Wir nehmen bei Facebook für die Zukunft eine Art innere Entflechtung bei den Daten vor. Facebook darf seine Nutzer künftig nicht mehr zwingen, einer faktisch grenzenlosen Sammlung und Zuordnung von Nicht-Facebook-Daten zu ihrem Nutzerkonto zuzustimmen.“

Bis dies geklärt ist, kann Facebook wohl schlichtweg das Konzept der Oculus Quest 2 nicht in Deutschland ausleben. Zur Inbetriebnahme des neue VR-Headsets ist nämlich ein gültiges Facebook-Konto notwendig. Dieses muss während der Einrichtung verknüpft werden.

Im November könnte es neue Ergebnisse im Rechtsstreit zwischen Facebook und Deutschland geben. Dann nämlich geht die Verhandlung in die nächste Runde. Bis dahin können deutsche VR-Enthusiasten und die, die es werden wollen, die Oculus Quest 2 nur über Shops im Ausland beziehen.

Oculus Quest 2 kaufen: Dies funktioniert zum Beispiel über amazon.fr – hier könnt ihr die Oculus Quest 2 ganz normal kaufen und euch nach Deutschland schicken lassen.

Das kostet dann unter Umständen 5-6 Euro Versandkosten und dauert nur wenige Tage. Steuerlich müsst ihr euch keine Gedanken machen, da es sich um einen Kauf innerhalb der EU handelt. Wenn euch die französische Amazon Seite übrigens überfordert, kein Problem: die meisten Browser bieten bieten eine Übersetzung an.

In Chrome klickt ihr dazu einfach auf das entsprechende Symbol und bekommt die Seite auf Deutsch angezeigt:

amazon fr uebersetzung
Wenn ihr hier klickt, dass wird es mit dem Lesen leichter…

Wichtig: Oculus Quest 2 funktioniert in Deutschland

Die größte Frage, die sich mutige Auslandskäufer nun vielleicht stellen: Läuft die Oculus Quest 2 in Deutschland? Unsere kurze Antwort: Ja! Man kann die Oculus auch mit einem deutschen Facebook Account nutzen, hat Zugriff auf den Oculus Store und ist keinen Einschränkungen unterworfen.

Oculus Quest 2: Wird sie den Markt aufmischen?

Trotz der Streitereien vor Gericht, die Oculus Quest 2 ist – subtrahiert man mal die Datensammlerei – eine ernstzunehmende Konkurrenz zu den weitaus teureren Modellen, wie zum Beispiel Valve Index. Die Entwickler konzentrieren sich auf wichtige Specs und präsentieren mit der Quest 2 ein ausgereiftes VR-Headset zu einem Preis, der den Einstieg ins VR-Gaming wirklich bezahlbar macht.

Ob man seine Daten nun mit dem Internetriesen teilen will, muss letztlich vorerst jeder selbst sehen. Man sollte hier vielleicht aber auch seine anderen alltäglichen Datenleaks berücksichtigen und alles im richtigen Verhältnis sehen.

Wer bereits die Quest 1 besitzt, muss sich den Umstieg ebenfalls genau überlegen. Die aktualisierte Hardware macht keine Quantensprünge, neue innovative Ansätze findet man auch nicht gegenüber des Vorgängers. Alles in allem macht die Quest 2 aber einen durchaus ausgereiften Eindruck und ist besonders für Neueinsteiger in die Welt des VR-Gaming interessant. Wer kein Interesse daran hat vierstellige Beträge für eine Valve Index zu berappen, der findet in der Quest 2 ein durchaus leistungsfähiges Modell, welches klassischen PC-Headsets in nichts nachsteht.

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Alexander Panknin
Alexander Pankninhttps://www.gaming-grounds.de/
1985 geboren. Mit Doom, Quake und SNES aufgewachsen. War selbst in der Indiegames-Szene aktiv und schreibt nun auf gaming-grounds.de über seine große Leidenschaft: Videospiele.
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