Welttag der Wissenschaft – Forschung im E-Sport

Heute ist weltweit der Tag der Wissenschaft. Dieser Tag ist einerseits wichtig, um sich den Wert von Forschung zu vergegenwärtigen und andererseits, um immer wieder aufzuzeigen, dass wissenschaftliches Arbeiten ein kontinuierlicher Prozess ist. Viele Jahrhunderte sind Menschen aufgrund ihres wissenschaftliches Wirkens verfolgt und teilweise sogar getötet worden. Grund hierfür war zumeist, dass Wissenschaft ein Leuchtfeuer gegen das Dunkel des Aberglaubens und falscher Überzeugungen gewesen ist – und immer noch ist. Auch deshalb ist es von hoher Relevanz, dass Forscher, Wissenschaftler und deren Arbeit gewürdigt werden.

Vorurteile gegen den E-Sport als „Dunkel des Aberglaubens“ zu bezeichnen ginge vermutlich zu weit. Wir sind nicht mehr im Mittelalter. Aber im Grunde ist das wissenschaftliche Arbeiten im E-Sport wichtig, wie Forschung immer wichtig ist. Es geht um die Objektivierung von Sachverhalten, das Aufzeigen von Synergien sowie Zusammenhängen als auch das Streben nach Wissen.

Warum Forschung im E-Sport?

Der elektronische Sport ist, verglichen mit anderen Sportarten, ein sehr junges Phänomen. Wissenschaft ist daher auf den ersten Blick in zweierlei Aspekten wichtig im Hinblick auf den E-Sport.

Erklärung des Themas: Viele Menschen wissen nicht was E-Sport ist, sie vermengen ihn mit dem Gaming oder sie führen Vorurteile gegen den E-Sport ins Feld. Forschung versachlicht Debatten, klärt zum Thema E-Sport in der Gesellschaft auf und zeigt darüber hinaus Chancen auf, die der E-Sport bietet. Gleichzeitig können Gefahrenquellen, etwa körperliche Verletzungsrisiken, ausgemacht und entsprechend beseitigt werden.

Schwarzer Fleck: E-Sport ist an vielen Stellen noch nicht gut oder gar nicht untersucht. Viele Bereiche des Alltags oder wissenschaftlicher Disziplinen spielen im E-Sport eine große Rolle, sind aber kaum offengelegt. Wissenschaftliches Arbeiten im E-Sport ist daher wichtig, um den schwarzen Fleck immer kleiner werden zu lassen.

Status Quo

Viele Jahre war Wissenschaft ein vernachlässigter Faktor im E-Sport. Als jemand, der selbst wissenschaftlich arbeitet, war nicht zuletzt die quasi gar nicht vorhandene Quellenlage einer der Gründe, weshalb ich mich 2017 zum Schreiben meines Buches „Bildschirm-Athleten“ entschieden hatte. Glücklicherweise hat sich gerade in den vergangenen Jahren viel geändert.

In Augsburg existiert die Forschungsstelle für E-Sport Recht an der dortigen Universität, die großartige Arbeit bei der juristischen Aufarbeitung von E-Sport leistet. Das Projekt esportwissen.de der Sporthochschule Köln bietet viele neue Erkenntnisse zum E-Sport. An der Europa-Universität Viadrina, an der ich selbst promoviere, ist an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät ein Masterkurs zum E-Sport ins Leben gerufen worden. In Ismaning kann man an der Hochschule für angewandtes Management den Bachelor-Studiengang E-Sport Management belegen.

2020 war in der internationalen Forschung ein sehr gutes Jahr für den E-Sport. Zum einen wurde unter Federführung von Prof. Dr. Tobias Scholz das Esports Research Network gegründet, zum anderen wurde das erste reine E-Sport Journal auf die Beine gestellt, in welchem Forschende ihre Arbeiten veröffentlichen können. Im September 2020 fand das E-Sport und Gaming Summit der Europa-Universität Viadrina statt, das von Prof. Dr. Georg Stadtmann organisiert worden ist und an dem via Zoom Wissenschaftler aus der ganzen Welt teilgenommen haben.

Auch die Quellenlage wird immer besser. Es gibt zahlreiche Paper zum E-Sport und immer mehr Studenten nehmen sich des Themas an. Viele neue Bücher sind veröffentlicht worden oder stehen kurz davor.

Blick in die Zukunft

Viele Sportjournals tun sich noch schwer mit der Veröffentlichung von E-Sport Papern. Für die Zukunft würde ich mir noch mehr Offenheit dem E-Sport gegenüber wünschen. Der E-Sport wächst exponentiell – und mit ihm wird auch die Forschung zum E-Sport wachsen. Es wird mehr reine E-Sport Journals geben, mehr Bücher, mehr Paper, mehr Abschlussarbeiten und mehr Studiengänge. In Deutschland sind auch Stipendien denkbar, wie wir sie beispielsweise aus den USA kennen.

E-Sport und Wissenschaft gehören zusammen, das wird sich in Zukunft immer mehr zeigen – ich freue mich drauf!

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Timo Schöber
Timo Schöberhttp://www.timoschoeber.com/
Timo Schöber ist Autor, Wissenschaftler und Hochschuldozent. Er ist Leiter der Denkfabrik Esportionary sowie als Berater unter anderem für Skillshot Consulting tätig. Er engagiert sich ehrenamtlich für den eSports Nord e.V.
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