Timo Schöber über das LEZ SH: Stand und Eindrücke

Timo Schöber widmet sich in einem neuen Gastbeitrag dem aktuellen Stand des LEZ SH und dem E-Sport in Schleswig-Holstein und schildert seine persönlichen Eindrücke. Disclaimer: In diesem Kontext müssen deshalb selbstverständlich nicht alle abgebildeten Meinungen zwangsläufig mit denen der Redaktion und/oder Plattform Gaming-Gounds.de übereinstimmen.


/Richtigstellung (19. November 2020):

Das LEZ.SH ist als Idee tatsächlich eine hervorragende Sache. Den vorstehenden Artikel habe ich in der Hoffnung geschrieben, dass das „Wir“ in Sachen E-Sport im Land zwischen den Meeren gestärkt wird, um das Thema voranzubringen. Eine positive Kommunikation, teils mit „blumigen“ Worten sollte Brücken bauen. Leider hat sich diese Art des Verständnisses für den anderen als sehr einseitig herausgestellt. Waren die Worte im Artikel teils bewusst geschönt gewählt und habe ich persönliche Bedenken hintenangestellt, um das „große Ganze“, nämlich den E-Sport in Schleswig-Holstein zu forcieren, kann und möchte ich nicht weiter an dieser in Teilen fehlerhaften Darstellung festhalten. Daher distanziere ich mich nachträglich von diesem Artikel und sage „sorry“ an alle Leser.

Seit Anfang 2019 befindet sich in Kiel das deutschlandweit erste Landeszentrum für E-Sport (LEZ SH) in der Entstehung. Das Projekt wird durch eine große Gruppe ehrenamtlicher Helfer und Unterstützer umgesetzt. Getragen wird das Landeszentrum vom eSport-Bund Deutschland (ESBD), eine Förderung erfolgt durch das Land Schleswig-Holstein sowie die Landeshauptstadt Kiel. Projektleiter ist Martin Müller, der gleichzeitig als Vizepräsident für den Breitensport im ESBD zuständig ist.


Originalmeldung:

Das Konzept

Das LEZ SH soll als Spinne im Netz im Schleswig-Holsteinischen E-Sport fungieren, wenn es um bestimmte Themengebiete geht, etwa um die Vermittlung von Medienkompetenz, ein Breitensportangebot oder die Beratung von Unternehmen. Ziel ist es, dass E-Sport erfahrbar gemacht werden kann, Vorurteile und Bedenken aufgegriffen und abgebaut werden können und das Thema E-Sport positiv in der Gesellschaft wahrgenommen und platziert wird.

Eine derartige Einrichtung ist in Deutschland, in dieser Form vielleicht sogar weltweit, eine Neuerung. Sinn und Zweck des LEZ SH sind essenziell, um den E-Sport insgesamt weiter voranzubringen und bestimmte Kräfte zu bündeln und sinnvoll sowie zielgerichtet zu kanalisieren. Dabei ist es auch sehr vorteilhaft, dass das Landeszentrum von weiten Teilen der Politik sowie der E-Sport Szene im Land insgesamt gewollt ist.

Meilensteine

Obwohl das LEZ SH bisher nicht abschließend eröffnet worden ist, kann das Team rund um Martin Müller bereits auf einige Erfolge und Meilensteine zurückblicken. Im September 2019 erfolgte ein erster „Feldtest“ des LEZ SH auf der Digitalen Woche in Kiel. Müller sagte damals zu den Ergebnissen dieser ersten Erprobung:

„Unser Angebot an die Öffentlichkeit, einen fachlich und pädagogisch begleiteten Einstieg in den eSport als breitensportliche Betätigung für alle zu liefern, wurde großartig angenommen. Dieser erste Feldtest auf der Digitalen Woche gibt dem Landeszentrum für eSport und Digitalisierung Schleswig-Holstein viel Rückenwind und zeigt uns, dass wir mit unserer Arbeit auf dem richtigen Weg sind.“

Darüber hinaus hat das Team gemeinsam die ESL One in Hamburg besucht, ein weltweit beachtetes Turnier im erfolgreichen MOBA-Spiel Dota 2.

Auch in der praktischen Umsetzung der Räumlichkeiten des LEZ SH sind erste Meilensteine genommen worden. Es wurde ein Standort direkt in der Kieler Innenstadt gefunden, ein Soft Opening wurde abgehalten und Förderbescheide sind bereits ausgestellt und ans LEZ SH übergeben. Darüber hinaus hat ein großes Meeting der LEZ SH Ehrenamtlichen im Februar 2020 gezeigt, wie viel Leidenschaft und Herzblut im Projekt stecken.

Probleme und Herausforderungen

Jeder, der bereits Projekte in die Praxis umgesetzt hat, weiß, dass es eine ganze Reihe von Hügeln und Bergen gibt, die zu bewältigen sind. Gerade in einem Land wie Deutschland, in dem alles geprüft und genehmigt werden muss. Was einerseits gut ist, weil alles seine Richtigkeit hat und Sicherheitskriterien erfüllt werden, andererseits werden hierdurch aber auch Prozesse deutlich verlangsamt. So sieht sich das LEZ SH unter anderem der Herausforderung gegenüber, dass die neuen Räumlichkeiten für Menschen mit einer Behinderung zugänglich gemacht werden müssen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Gerade für den elektronischen Sport ist dies immens wichtig, weil E-Sport eine inklusive Sportart ist. Lösungen und Konzepte hierzu sind bereits in Arbeit.

Wie alle Branchen wurde auch das LEZ SH von der Coronakrise überrascht. Zum einen, weil praktische Arbeiten in großen Gruppen schwer umsetzbar bis unmöglich geworden sind. Zum anderen, weil sich Deutschland und auch Schleswig-Holstein durch die Krise insgesamt in wirtschaftlich und politisch sehr schwierigen Zeiten befinden. Ich persönlich gehe davon aus, dass das LEZ SH ohne die Coronakrise schon deutlich weiter in der praktischen Umsetzung, vielleicht sogar in Teilen eröffnet wäre.

Es geht nur gemeinsam

Das LEZ SH ist eine gute Idee, die bereits erste Früchte trägt und in der kommenden Zeit eine gewichtige Rolle im Schleswig-Holsteinischen E-Sport spielen wird. Die Einheit des E-Sports im Land zwischen den Meeren wird zeigen, was ehrenamtliches Engagement, Teamarbeit und ein gemeinsames Ziel bewirken können.

Ich freue mich bereits auf die Eröffnung des LEZ SH. Die gegebenen Herausforderungen sind lösbar und werden bereits tatkräftig angegangen – soweit es die Coronakrise eben zulässt. Eines steht aber fest: Das LEZ SH wird kommen und eine Bereicherung für den E-Sport sein.

Persönliche Worte

Aufgrund neuer beruflicher Herausforderungen wollte ich eigentlich vorerst keine Gastartikel mehr schreiben, weil mir die Zeit dafür fehlt. Dieser Artikel ist daher bitte als Ausnahme zu dieser Regel zu betrachten. Als Schleswig-Holsteiner liegt mir das „Up ewig ungedeelt“-Land besonders am Herzen.

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Timo Schöber
Timo Schöberhttp://www.timoschoeber.com/
Timo Schöber ist Autor, Wissenschaftler und Hochschuldozent. Er ist Leiter der Denkfabrik Esportionary sowie als Berater unter anderem für Skillshot Consulting tätig. Er engagiert sich ehrenamtlich für den eSports Nord e.V.
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