Angespielt: Warum Warlords Battlecry 3 heute noch Vorbild sein kann

Während die ganze Welt mit staunenden und weit aufgerissenen Augen auf die pompöse Open World von Elden Ring blickt, wagen wir heute gemeinsam einen Blick in die Vergangenheit. Genauer gesagt ins Jahr 2004, in dem Infinite Interactive gemeinsam mit Enlight Software den dritten Teil des Echtzeitstrategie Franchise Warlords Battlecry veröffentlichte.

Warlords Battlecry 3 sollte noch größer werden als seine Vorgänger, die alten Stärken jedoch beibehalten. Schade, dass es bis heute nie zu einem vierten Teil gekommen ist. Wieso Warlords Battlecry 3 trotzdem auch im Jahr 2022 noch ein Vorbild für kommende Titel im Genre der Echtzeitstrategie sein kann, erkläre ich euch in diesem Beitrag.

Darum geht’s in Warlords Battlecry 3

Ich wundere mich in Gesprächen mit anderen Gaming Enthusiasten immer wieder darüber, dass sich viele von diesen zwar auch seit vielen Jahren für das Genre der Echtzeitstrategie begeistern, aber trotzdem noch nie etwas von Warlords Battlecry gehört haben. Wie kann das sein? Immerhin verfolgte die Spielserie einen der wohl coolsten Ansätze, die es in RTS überhaupt geben kann.

Neben einer Vielzahl von Völkern, dessen Führung ihr in Online-Partien für bis zu acht Spielende übernehmen könnt sowie einer umfangreichen Singleplayer-Kampagne, dürft ihr auch einen Helden erstellen, dessen Fraktion und auch Klasse ihr zu Beginn definiert. Dann noch einen Namen eingetragen, ein Profilbild ausgewählt und schon steht euer Held auf Stufe 1 bereit, um in seiner ersten Schlacht euer gewähltes Volk anzuführen.

Der einzigartige Held

Rasse und Klasse eures Helden dürfen dabei ebenso beliebig kombiniert werden, wie Anführer und gespieltes Volk innerhalb einzelner Matches. Wobei, so ganz stimmt das dann doch nicht. Lasst ihr einen abgrundtief bösen Dämon das vor reinem Licht nur so strahlende Volk der Hochelfen anführen, gibt es drastische Abzüge auf die Moral der Truppen.

Anders als in vielen anderen RTS wählt oder erschafft ihr den Helden nicht vor oder in jedem Gefecht neu. In Warlords Battlecry ist dieser permanent und steht im Fokus eurer Strategie. So dient der Held nicht nur dazu, auf der Karte verteilte Minen für eure Truppen einzunehmen, die euch mit allen vier im Spiel vorhandenen Ressourcen zu versorgen, sondern bietet euch – je nach Klasse – auch verschiedene Taktiken auf den Verlauf der Partie Einfluss zu nehmen.

Während Helden des Berufs Assassine sehr mobil unterwegs sind und stets versuchen, einzelne Gegner per Meuchelmord aus dem Spiel zu nehmen, verhalten sich Händler möglichst defensiv. Ihr primärer Vorteil ist es, euch so lange mit vergünstigten Preisen auf Truppen und Gebäude zu versorgen, wie sie am Leben sind. Dies sind nur zwei Beispiele für insgesamt 28(!) verschiedene Klassen, aus denen ihr euch die passende für euren Anführer wählt. Stirbt euer Held, der einer von 16 frei wählbaren Rassen angehören kann, im Kampf, bleibt er für den Rest der Partie tot. Erst im nächsten Multiplayer-Duell wird er wieder für Moral, Kampfkraft und diverse Boni zur Verfügung stehen.

Solltet ihr ein Gefecht erfolgreich bestreiten und genug Erfahrungspunkte gesammelt haben, befinden sich nicht nur eure Einheiten in der Lage, bis zu 20 Stufen aufzusteigen, auch euer Held wird permanent stärker und darf Attribute sowie weitere Boni abhängig von seiner Rasse und Klasse steigern. Besonders effektive Einheiten, die euch in einer Partie besonders viel und effektiv geholfen haben, dürft ihr darüber hinaus in euer Gefolge aufnehmen. Was es damit auf sich hat, erkläre ich euch gleich noch.

Als wäre das nicht schon cool genug, gibt es in Warlords Battlecry 3 auch Gegenstände, mit denen ihr eurem Helden noch einmal diverse zusätzliche Boni, Attribute und Fähigkeiten verleihen könnt. Diese Gegenstände werden zum einen von anderen gefallenen Helden fallengelassen, aber auch von Meistern der Alchemie beschworen oder alternativ als Questbelohnung ausgegeben. Richtig gehört: Questbelohnung.

Quests und weitere RPG-Elemente

Wir sind nicht gerade zufällig zu einem Rollenspiel gewechselt, obwohl man das bei so vielen RPG-Aspekten in Bezug auf euren Helden fast vermuten könnte. Vielmehr gibt es auf den RTS typischen Maps an verschiedenen Orten Schreine und Mausoleen, an denen ihr spezielle Aufträge erhalten könnt. Für diese müsst ihr etwa eine gewisse Anzahl feindlicher Einheiten töten, Gebäude übernehmen oder gar einen feindlichen Helden erschlagen.

Schafft ihr es, die Aufgabe zu erledigen und im vorgegebenen Zeitfenster wieder zum Schrein oder Mausoleum zurückzukehren, winken euch starke Belohnungen. Von einem Haufen Ressourcen, über mächtige Kreaturen, die sich eurer Armee anschließen, bis hin zu eben jenen genannten Gegenständen für euren Helden kann diesbezüglich alles mit dabei sein.

Diese Items dürft ihr permanent behalten und euch über Vorteile wie Schadensboni, Resistenzen, Rüstung, mehr Lebenspunkte, mehr Bewegungstempo, Angriffsgeschwindigkeit oder sogar zusätzliche Zauber freuen. Denn klar, auch diverse Schulen der Zauberei sind in Warlords Battlecry vorhanden. Je nach Klasse und Ausrüstung sprecht ihr Zauber in Heil-, Feuer-, Eis- oder Chaosmagie, beschwört untote Diener via Nekromantie oder erschafft als Alchemist gleich eure eigene Ausrüstung.

Dies alles geschieht, wie bereits erwähnt, im Rahmen eines sonst relativ typischen RTS mit Basenbau, Truppenrekrutierung und jeder Menge Micromanagement. So müsst ihr nicht nur den Ausbau eurer Basis im Auge behalten und eure Truppen an der Front koordinieren, sondern euch eben auch noch um die Belange eures Helden kümmern, falls dieser sich nicht ebenfalls als Pyromant oder Todesritter direkt mit ins Kampfgemenge stürzt.

Grundsätzlich ist die Kombination von Echtzeitstrategiespielen mit Rollenspielelementen nichts, was es außerhalb der Warlords Battlecry Reihe nicht geben würde. Doch wie gut und konsequent die Mechaniken hier bereits vor 18 Jahren implementiert wurden, lässt mich auch 2022 noch staunen. Selbst kleinere Features, wie etwa das bereits kurz erwähnte Gefolge eures Helden, macht vor allem Warlords Battlecry 3 zu einem noch immer besonderen Spiel. Habt ihr eure ersten Gefechte geschlagen, werdet ihr einige der wichtigsten Einheiten aus diesen in euer Heldengefolge aufgenommen haben. Diese Einheiten lassen sich dann, je nach Typ und Level, direkt zum Beginn weiterer Schlachten mit in die Partie nehmen, um dort ebenfalls wieder für Furore zu sorgen und schon direkt zu Spielbeginn eine echte Gefahr für eure Gegenspieler darzustellen.

Für diese Rekrutierung vor Spielbeginn benötigt es allerdings spezielle Punkte, die wahlweise vom Ersteller der Lobby manuell festgelegt werden können, oder aber anhand eines Handycaps ermittelt werden, wenn beispielsweise die eigene Heldenstufe deutlich unter dem Level von anderen Mitspielenden liegt. Kompensiert wird der Levelunterschied dann durch eben jene Währung, mit der ihr normale Truppen eures angeführten Volks mitnehmen oder eben Einheiten aus eurem Gefolge mit in die Partie bringen könnt.

Diese Kompensation eines Levelunterschieds ist bis heute eine (leider) selten genutzte Methode, deren Balancing ich an dieser Stelle nicht bewerten kann und möchte, die jedoch eine spannende Alternative im Genre darstellt und in Warlords Battlecry 3 jedes Mal viel Freude bereitet hat.

Warlords Battlecry 3 – Angespielt – Retro Version

In unserem Video benutzen wir übrigens die GOG.com-Version von Warlords Battlecry 3, die wir um einen inoffiziellen Patch erweitert haben, um die leider von sich aus recht geringe maximale Auflösung auf moderne Bildschirme anpassen zu können. Bedauerlicherweise führt dies dazu, dass das gesamte UI inklusive Beschriftungen und Zahlenwerten sehr klein dargestellt wird.

 

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Jonas Walter
Jonas Walterhttps://www.gaming-grounds.de/
Jonas 'Syncerus' Walter ist seit 2010 im E-Sport-Journalismus aktiv. Nach Beteiligungen an diversen E-Sport-Projekten im redaktionellen Bereich wie MaseTV, ESC Gaming oder Team Vertex ist Gaming-Grounds.de nun die erste eigene Konzeption. Diese hat die Vision aktuell relevante Themen aus dem Gaming- und E-Sport-Bereich aufzugreifen und für Videospielbegeisterte an einem Ort zu konzentrieren.
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