DMCA und Twitch: Plattform rät Musik auszumachen – auch in Spielen

In den vergangenen Tagen wurde die Diskussion rund um das Thema Copyright auf Twitch immer größer und größer. Viele Streamer und Streamerinnen begannen damit, all ihre Aufzeichnungen und Clips zu löschen, Berichte von beinahe unzähligen Copyright-Claims auf altes, aber noch abrufbares Videomaterial kamen ans Licht.

Auch Twitch selbst scheint überrascht von der rechtlichen Offensive vieler Lizenzinhaber. So heißt es in einem offiziellen Twitch Blogbeitrag, dass man bis Mai 2020 weniger als 50 Musik bezogene DMCA Mitteilungen im Jahr auf Twitch registrierte. Seit dem fünften Monat des Jahres allerdings hätten Repräsentanten der Major Record Label begonnen, Tausende an DMCA Nachrichten wöchentlich zu verschicken, die sich auch und vor allem auf mehrere Jahre alte Clips von Content Erstellern auf der Livestreaming-Plattform beziehen.

Man erwarte derzeit nicht, dass sich das Verhalten in Kürze wieder ändern oder die Anzahl der Claims geringer werden wird. Das bedeute in erster Linie für aktive Streamer – wenn diese auf Nummer sicher gehen wollen -, dass lizenzgeschützte Musik ab sofort nicht mehr in Streams zu hören sein darf.

Wenn in der Vergangenheit geschützte Musik auf dem Kanal genutzt wurde, sollten auch alle dies belegenden Nachweise (Clips und VODs) von der Plattform entfernt werden. Obwohl laut Twitch 99 Prozent der Claims auf Musiktitel bezogen sind, die im Hintergrund eines Streams zu hören waren, kommt es auch vor, dass sich die Beschwerden auf Musik innerhalb von Videospielen beziehen.

Musik und Spielsound als Problem

Bislang seien dies gerade einmal „eine Handvoll“ und dennoch ist man anscheinend nicht einmal vollkommen sicher, wenn man einfach nur Videospiele livestreamt. Auf die Frage eines Nutzers im thematisch zugehörigen Twitter-Thread schrieb der Twitch Support am gestrigen Mittwoch Folgendes:

👋 Hey there, thanks for reaching out. We recommend reading through any game's EULA, and utilizing any option to turn music off if the game includes that option, or mute the game audio.

— Twitch Support (@TwitchSupport) November 11, 2020

Es wird also von Twitch ausdrücklich empfohlen, die EULA aller Videospiele durchzulesen, bei denen man als Streamer oder Streamerin vorhat, diese auf dem eigenen Twitch-Kanal zu übertragen. Zudem sollten alle Optionen in Betracht gezogen werden, die Musik im Spiel komplett stummzuschalten oder den gesamten Spiele-Sound auszumachen.

Wie viel Atmosphäre bei dieser Maßnahme noch übrig bleibt und wie realistisch diese Vorgehensweise für die gesamte Plattform scheint, lassen wir euch an dieser Stelle selbst beurteilen.

Zwar scheint es aktuell noch arg unwahrscheinlich, dass ihr tatsächlich für zu hörendes Audiomaterial innerhalb eines Spiels belangt werden, ausgeschlossen ist dies aber nicht. Insbesondere für Streamer, die bereits einen Strike vor dem permanenten Ausschluss von Twitch.tv als Streaming-Option stehen, könnte dies zum Problem werden und Bauchschmerzen verursachen.

Selbst bei gelöschten Clips nicht sicher

Weiterhin stellte sich vor kurzer Zeit heraus, dass Creator selbst bei gelöschten Clips und VODs nicht zwingend vor den DMCA Claims sicher zu sein scheinen. So wurde der große deutsche Streamer Kevin Teller, vielen besser bekannt unter dem Namen ‚Papaplatte‘, für einen bereits gelöschten Clip abgemahnt, bekam dafür seinen dritten Copyrightstrike.

Das bedeutete im Anschluss kurzzeitig einen Bann für seinen Twitch-Account. Zwar half die Kommunikation und Beschwerde darüber im Nachhinein, den Ausschluss wieder rückgängig zu machen, dennoch ist die Entwicklung besorgniserregend.

Ok, kann wohl ne Mail schreiben, das könnte helfen. Ich update euch! ❤️

— Papaplatte (@Papaplatte) November 6, 2020

Derzeit bemühen sich deshalb zahllose Streamer und Streamerinnen, sowohl ihr altes Material zu löschen, als auch in den neuen Übertragungen auf lizenzfreie Musik umzusteigen oder alternativ gar keine Musik mehr in den Streams abzuspielen. Insbesondere für den großen und weiter wachsenden „Just Chatting“-Bereich ist dies jedoch eine enorme Einschränkung.

Einige Nutzer gehen derweil sogar noch einen Schritt weiter und deaktivieren die Möglichkeit zur Erstellung von Clips von den eigenen Streams komplett und verzichten darüber hinaus auf eine Aufzeichnung der Übertragungen. Ein prominentes Beispiel im deutschen Raum dafür ist ‚Staiy‘ (Twitch.tv/staiy). Dieser stellt seit einiger Zeit über eine eigene Upload-Alternative seine Streams im Nachhinein den Zuschauern zur Verfügung. Viele andere Streamer legen sich derzeit einen neuen YouTube-Kanal an, um die Aufzeichnungen der Streams dort – statt auf Twitch – verfügbar zu machen.

Was denkt ihr über die vielen DMCA Claims auf Twitch? Wird das Thema zur Gefahr für die gesamte Plattform?
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Sind die Claims eine Gefahr für ganz Twitch?x
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Jonas Walter
Jonas Walterhttps://www.gaming-grounds.de/
Jonas 'Syncerus' Walter ist seit 2010 im E-Sport-Journalismus aktiv. Nach Beteiligungen an diversen E-Sport-Projekten im redaktionellen Bereich wie MaseTV, ESC Gaming oder Team Vertex ist Gaming-Grounds.de nun die erste eigene Konzeption. Diese hat die Vision aktuell relevante Themen aus dem Gaming- und E-Sport-Bereich aufzugreifen und für Videospielbegeisterte an einem Ort zu konzentrieren.
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