E-Sport und intrinsische Motivation: Das macht uns stark!

Erneut beschäftigt sich Timo Schöber mit einem Thema, welches sich – für manche vielleicht ungeahnt – problemlos auf den E-Sport übertragen lässt und dort eine tragende Rolle spielen kann. Die Rede ist heute von intrinsischer Motivation, die eine wesentliche Stärke von E-Sport-Akteuren darstellt und sie von Konkurrenten abheben kann.


Intrinsische Motivation, Antrieb für die Sache selbst, ist etwas, das jeder „Personaler“ gerne bei den Mitarbeitern des eigenen Unternehmens sieht. Im Hauptberuf bin ich, Timo Schöber, selbst im Personalbereich tätig. Daher weiß ich, dass vor allem auch die Motivationslagen eines Menschen mitentscheidend für dessen Einstellung, Vorankommen und Platzierung im Unternehmen sind. Darüber hinaus ist die Motivation der Belegschaft maßgebend für den Unternehmenserfolg. Wie verhält es sich diesbezüglich aber im E-Sport?

E-Sport: Das ökonomische System als Motor

Für die Außenwahrnehmung des E-Sports ist vor allem der Profibereich nach wie vor maßgebend. Volle Halle, ein umfassendes Marketing, hohe Zuschauerzahlen in Streams, immer neue Rekorde bei Preisgeldpools: Das ist es, was den E-Sport nach außen hin groß gemacht hat. Ohne den Profisport gäbe es keine umfassende Berichterstattung in den sogenannten „T1 Medien“, also großen Medienanstalten und Zeitungen.

Daher ist es wichtig, dass es Menschen gibt, die mit dem E-Sport Geld verdienen wollen und können. Menschen, die große Pläne und Visionen haben, um den E-Sport auch in seiner ökonomischen Funktionalität weiter voranzubringen. Das mag oft als Kapitalismus in Reinkultur wirken, ist bei näherer Betrachtung aber häufig doch deutlich komplexer und vielschichtiger. Denn namhafte Teams und Organisationen bieten durch dieses Vorgehen viele Chancen: Arbeitsplätze, Reichweite, Unterstützung von Breiten- und Amateursport, Aufmerksamkeit, Impulse für die Spieleentwicklung, Absatzmärkte für Sponsoren und deren Produkte, was wiederum Arbeitsplätze und Innovationen generiert.

Ehrenamt und Breitensport: Der Treibstoff des E-Sports

Während das ökonomische System als Motor fungiert, ist eine riesige Masse an ehrenamtlich Engagierten sowie Amateur- und Breitensportlern der Treibstoff des E-Sports, ohne den der Motor nicht funktionieren würde. Am offensichtlichsten kann das daran abgelesen werden, dass E-Sport-Engagierte, Fans und Amateurspieler die wichtigste Zielgruppe für Sponsoren des Profisports sind. Ohne Kunden gibt es keine Produkte. Ohne Fans gibt es keine Zuschauerschaft. Ohne Produkte und Zuschauerschaft gibt es keinen Profisport, keine mediale Aufmerksamkeit, keine Innovationstreiber und insgesamt kein Phänomen E-Sport.

Das Engagement von Ehrenamtlichen und Breitensportlern ist aber noch aus anderen Gründen essentiell für den E-Sport insgesamt. Breitensportvereine, zum Beispiel der eSports Nord e.V. oder der Dortmund eSports e.V., schaffen Akzeptanz in der Bevölkerung. Sie leisten Jugendarbeit, unterstützen bei Projekten zur Suchtprävention und helfen mit allen Kräften bei der Umsetzung von Events, etwa bei städtischen Einrichtungen. Am wichtigsten: Sie klären zum Thema E-Sport auf. Sie machen all das, weil sie unseren Sport lieben. Sie sind intrinsisch motiviert und verschreiben sich ihrer Leidenschaft: Dem E-Sport.

Diese Basisarbeit ist das Fundament ohne das Profisport nicht funktionieren kann. Nicht nur, weil Kunden und Zielgruppen wegbrechen würden, sondern vor allem, weil die Akzeptanz in der Bevölkerung nicht nur medialer Berichterstattung, sondern in Ergänzung einer direkten Ansprache bedarf, die ohne Breitensport-Vereine unmöglich wäre. Ferner ist Breitensport auch wichtig, weil so Sport insgesamt gelebt wird, etwa durch Turniere, Ligen und Trainingspläne. Darüber hinaus schaffen solche Vereine Räumlichkeiten, die lokal genutzt werden können, etwa Vereinsheime.

Auch Hybridvereine, die eine Mischung aus Breiten-, Amateur- und Profisport sind, beispielsweise eSport Rhein-Neckar, die zum TSV Oftersheim gehören, sind enorm wichtig. Sie schlagen eine Brücke zwischen beiden Welten. Sie machen praktisch deutlich, wozu intrinsische Motivationslagen im Stande sind. Sie schaffen Referenzen für andere Vereine, an denen man sich orientieren kann, um noch mehr zu wachsen und weitere Akzeptanz in der Gesellschaft zu schaffen.

Persönliche Worte

Ich kenne beide Seiten: Profi- und Breitensport. In den vergangenen Monaten und Jahren ist bei mir zunehmend die Arbeit im Breiten- und Amateursport gewachsen. Das passt grundsätzlich zu meiner intrinsischen Motivation, die sich nicht zuletzt aus meinen religiösen Überzeugungen ergibt. Gleichzeitig war mir weltlicher Besitz noch nie wichtig im Leben.

Das bedeutet auch, dass ich Angebote und Möglichkeiten für zum Beispiel unternehmerische Beteiligungen innerhalb und außerhalb des E-Sports, etwa an Gesellschaften, stets abgelehnt oder verstreichen lassen habe. Solche Projekte sind oft gut und richtig und bauen häufig auf einer intrinsischen Motivation auf, aber für mich persönlich passt es nicht zu meiner Lebensauffassung.

Fazit

„Und so vielfältig ist E-Sport. Es gibt Menschen mit unterschiedlichsten Gedanken, Ideen, Visionen, Motivationen und Projekten, die alle irgendwie das gesamte Phänomen E-Sport befeuern. Treibstoff und Motor greifen ineinander. Das macht uns als E-Sport Gemeinschaft so stark!“ – Timo Schöber

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Timo Schöber
Timo Schöberhttp://www.timoschoeber.com/
Timo Schöber ist Autor, Wissenschaftler und Hochschuldozent. Er ist Leiter der Denkfabrik Esportionary sowie als Berater unter anderem für Skillshot Consulting tätig. Er engagiert sich ehrenamtlich für den eSports Nord e.V.
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