V Rising: Warum selbst die schwache Kritik das Spiel nicht trifft

Habt ihr schon von V Rising gehört? Wahrscheinlich ja, denn sonst hättet ihr wohl nicht auf diesen Beitrag geklickt. Außerdem ist das noch relativ frisch in den Early Access gestartete Survival-Action-RPG von Entwickler und Publisher Stunlock Studios noch immer das Spiel der Stunde. Am vergangenen Wochenende konnte man einen neuen Rekord von über 150.000 gleichzeitig aktiven Spielern aufstellen und sich damit ganz locker in den Top-10 der meistgespielten Titel auf Steam festbeißen.

Seit dem Early Access Start am 17. Mai 2022, vergangene Woche Dienstag, finden täglich mehr und mehr Vampire ins Spiel, streben nach Blut, Macht, Einfluss und bauen sich gar ihre eigenen Vampirschlösser. Das zugehörige Gameplay und der technisch hervorragende Start resultieren in aktuell über 10.600 im Durchschnitt sehr positiven Reviews der Spielenden, die auf Steam abgegeben wurden. 87 Prozent der Rezensionen für V Rising sind positiv.

„Nerviger Verfall“ ist ein Segen für alle Vampire

Doch wie immer gibt es auch einige Kritiker, die an der ein oder anderen Stelle doch etwas auszusetzen haben – und konstruktives Feedback ist grundsätzlich gut und gern gesehen. Im Fokus zu stehen scheint in Bezug auf V Rising aber dabei oftmals der Aspekt des Verfalls. Denn um eure in mühevoller Arbeit aufgebaute Festung in V Rising aufrechterhalten zu können, müsst ihr diese mit Blut versorgen, welches sich mit der Zeit verbraucht. Das nervt – sagen zumindest einige Kritiker im Netz.

Es sei für Gelegenheitsspieler extrem schwer, die Unterhaltskosten aufzubringen und die benötigte Menge an Blut aufzutreiben. Einige haben sogar Angst, über Nacht auszuloggen, da der Verlust der Festung in dieser Zeit drohe. Aber halt. Ist das wirklich berechtigte Kritik? Wir sagen: Nein. Zuerst müssen wir dringend zwischen den zwei, eigentlich sogar drei, Servertypen in V Rising unterscheiden. Denn es macht eben jenen gigantischen Unterschied, ob ihr auf eurem eigenen Server, allein für euch oder gemeinsam mit Freunden, oder online auf einem PvE oder sogar einem PvP Server spielt.

Am größten ist die Gefahr des Verlustes eurer Behausung in V Rising eindeutig auf den PvP-Servern. Auch dort ist aber nicht die Menge an benötigtem Blut das große Problem, sondern vielmehr die anderen Spieler. Denn auf PvP-Servern ist es tatsächlich möglich, nicht nur die Charaktere sondern auch Befestigungen anderer Spieler anzugreifen, zu übernehmen oder gänzlich dem Erdboden gleich zu machen. Dort ist eine Angst um den Verlust der eigenen Zeit, die man in den Aufbau der Burg gesteckt hat, also durchaus real und verständlich. Deshalb gibt es diesbezüglich auch schon konkrete Überlegungen, etwa gewisse „Raid-Zeiten“ einzuführen, in denen Burgen angegriffen werden können. So würde man Gelegenheitsspielern zumindest eine ganze Ecke des Drucks nehmen, den sie während ihres Offline-Daseins verspüren.

Spielt ihr hingegen auf einem PvE-Server, ist der automatisierte Verfall von Festungen die einzige Mechanik, die überhaupt dazu führen kann, dass beanspruchter Platz wieder verfügbar wird. Denn wie der Name schon sagt, ist der Kampf zwischen Spielern hier deaktiviert. Hier geht es vielmehr um das kooperative Zusammenspiel und das gemeinsame Erkunden und Erleben der atmosphärischen V Rising Spielwelt. Die grundsätzliche Angst, dass Burgen, Schlösser oder Festungen „über Nacht“ verschwinden, kann hier geflissentlich vergessen und sogar eindeutig widerlegt werden.

V Rising Burgherz
Ein Stufe 2 Burgherz hält mit voll ausgestatteten Blutreserven über fünf Tage.

Selbst, wenn ihr euer Schlosszentrum nur auf Stufe 2 aufgewertet habt – und das geht innerhalb der ersten wenigen Spielstunden – hält dieses bei voller Blutreserve fünfeinhalb Tage, ohne dass ihr in dieser Zeit auch nur ein einziges Mal eingeloggt gewesen sein müsst. Bei einem Stufe 1 Burgherz ist es die Hälfte der Zeit, bei einer Stufe 3 Burg sind es über acht Tage, die eure Behausung ohne weitere Mühe vor dem Verfall geschützt ist.

Das erforderliche Blut muss darüber hinaus nicht speziell gefarmt oder gesammelt werden. Vielmehr bekommt ihr dieses als Nebenprodukt beim normalen Spielen in vollkommen ausreichender Menge. Jedes lebende Wesen, welches ihr auf eurer Jagd erlegt, lässt eine gewisse Menge davon fallen. Weiterhin muss auch der Aspekt Erwähnung finden, dass nicht nur ihr die Blutreserven eurer Festung selbst wieder auffüllen könnt.

Auch eure Mitspielenden in eurem Clan haben Zugriff auf eure Behausung sowie das Schlosszentrum. Spielt ihr also V Rising nicht gänzlich alleine, könnt ihr auch eure Ingame-Freunde lieb danach fragen, ob sie bei längerer Abwesenheit eurerseits nach einigen Tagen etwas Blut nachlegen können.

Warum ist das Feature so gut?

Nun bleibt noch immer die offene Frage zu klären, warum das Blut-System überhaupt eine Daseinsberechtigung in V Rising hat. Nun hat sich Stunlock Studios diesen Mechanismus nicht selbst ausgedacht, viele andere Entwickler im gleichen Genre handhaben die Aufrechterhaltung von Gebäuden, Gebietsansprüchen und ähnlichen Inhalten genauso.

Insbesondere, wenn es kein PvP gibt, um anderen Spielenden auf eurem Server ein Gebiet streitig zu machen, ist der Verfall bei längerer Inaktivität essentiell. Stellt euch vor, es gebe diese Mechanik nicht. Dies hätte logischerweise zur Folge, dass Spielende, die sich ein Spiel wie V Rising nur wenige Tage ansehen und ein gewisses Gebiet beanspruchen, dieses für alle Zeit für alle anderen blockieren würden. Noch in Jahren würde eine Festung in V Rising ein Plateau blockieren, niemand anderes könnte es jemals wieder nutzen. Eine Immobilienruine auf Lebenszeit, quasi.

Um diesen Leerstand zu vermeiden, muss zwangsläufig im Onlinespiel ein Feature integriert sein, das diesen Status Quo verhindern kann. Schon jetzt haben wir in V Rising die ersten Schlösser gesehen, die dem Verfall ausgesetzt sind und dementsprechend zu Spielenden gehört haben, die entweder nur wenige Minuten online waren, umgezogen oder aus anderem Grund länger nicht „Zuhause“ gewesen sind.

Dann ist es nur folgerichtig, dass der Platz nach einer Weile wieder für aktive Spieler verfügbar wird. Insbesondere, wenn die Behausungen wie in V Rising mitten in der für jeden gleichen Spielwelt platziert werden und den endlichen Platz weiter verringern.

Das Solo-Spiel: Auch kein Problem.

Kommen wir nun zum letzten Punkt, dem Solo-Spiel. Wer nun argumentieren möchte, dass man selbst V Rising nur für sich allein und ohne Mitspielende erleben möchte und somit niemanden hat, der im Zweifel beim Burgverfall helfen könnte, hat ebenfalls eine perfekte Option nicht bedacht. Denn genau für diesen Typ Spieler können eigene Server erstellt werden, die sich mit diversen Optionen genau so konfigurieren lassen, wie man möchte.

Unter den über 50 Einstellungsmöglichkeiten findet sich auch ein Regler, der sich „Blutessenzverlustrate“ nennt und, wie der Name schon vermuten lässt, beeinflusst, wie schnell sich eure Blutessenz im Schlosszentrum verbraucht. Schraubt ihr diesen Regler also unter den Standardwert 1 weiter nach unten, müsst ihr euch noch weniger Gedanken um den Verfall eurer Festung machen, als es sowieso schon der Fall ist.

V Rising Custom Server Options
Für das private Spiel in V Rising stehen etliche Anpassungsmöglichkeiten zur Verfügung.

Darüber hinaus lassen sich für das private Spiel diverse weitere Anpassungen vornehmen, sodass ihr beispielsweise mit mehr Technologien oder Ausrüstung startet, mehr Schlossherzen bauen oder mehr Diener befehligen könnt. V Rising wie es euch gefällt.

Berechtigte Kritik

Der Vollständigkeit halber dürfen wir an dieser Stelle natürlich auch nicht unerwähnt lassen, dass V Rising natürlich noch nicht perfekt ist. Das Spiel ist seit gerade einmal sechs Tagen im Early Access und läuft dafür hervorragend. Keine Warteschlangen, keine Crashes, Rollbacks, Fehlermeldungen und andere Unschönheiten, mit denen wir bei anderen Titeln in diesem Stadium bereits öfter zu kämpfen hatten.

Dennoch: Selbstverständlich gibt es derzeit noch berechtigte Kritik, die sicherlich von Stunlock Studios wahrgenommen, registriert und bearbeitet wird. So gibt es beispielsweise derzeit häufiger noch eine Bekanntmachung über den Ingame-Chat, in dem erklärt wird, dass es auf einigen Systemen zu Performance-Problemen kommen kann. Als erster Lösungsvorschlag wird ein gelegentlicher Spielneustart mitgegeben.

Aber auch sonst. V Rising steckt voller Potenzial, welches noch nicht komplett ausgenutzt wird. Das Clan-System bleibt bislang vergleichsweise blass, eine darüber hinaus gehende Freundesliste gibt es nicht. Weiterhin wäre es durchaus wünschenswert, wenn das Diener-System in der weiteren Entwicklung noch vertieft würde.

Der Gameplay-Loop hält derzeit viele Spielende bei der Stange und fühlt sich auch für uns noch äußerst motivierend an. Trotzdem könnte der Fortschritt, auf einen deutlich längeren Zeitraum, durchaus zu linear sein, um diese Motivation aufrechtzuerhalten. Doch das ist ein weiteres großes, nicht für diesen Beitrag gedachtes, Thema, welches wir sicherlich in der näheren Zukunft noch besser beleuchten können.

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Jonas Walter
Jonas Walterhttps://www.gaming-grounds.de/
Jonas 'Syncerus' Walter ist seit 2010 im E-Sport-Journalismus aktiv. Nach Beteiligungen an diversen E-Sport-Projekten im redaktionellen Bereich wie MaseTV, ESC Gaming oder Team Vertex ist Gaming-Grounds.de nun die erste eigene Konzeption. Diese hat die Vision aktuell relevante Themen aus dem Gaming- und E-Sport-Bereich aufzugreifen und für Videospielbegeisterte an einem Ort zu konzentrieren.
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