CoD: Black Ops Cold War – historische, politische und E-Sport Sicht

Am Freitagabend hielt die gamescom direkt zum Auftakt der Opening Night Live einen Leckerbissen parat: Call of Duty: Black Ops Cold War. Der neuste Teil der Call of Duty-Reihe wird während des Kalten Krieges spielen, wie wir euch bereits im Zuge der offiziellen Enthüllung im Laufe der Woche berichteten. Konkret in den 1980er Jahren. Das war einem auch im neuen Trailer vom gestrigen Donnerstag sofort klar, als man während der Videosequenz den ehemaligen US-Präsidenten Ronald Reagan hat in die Besprechung stapfen sehen.

Doch was darf man vom neuen Call of Duty eigentlich erwarten?

Das Offensichtliche

Wie jedes Call of Duty der vergangenen Jahre wird auch Black Ops Cold War ein sauberer, schnörkelloser First Person Shooter mit taktischen Elementen. Weitreichende Innovationen sind nicht zu erwarten. Die Reihe hat eine breite Fanbase und es heißt schon im Volksmund: „Never change a winning team“.

Grafisch wird das Spiel eine runde Sache werden, dabei aber nicht zu den gegenwärtigen Referenzen in diesem Bereich aufschließen können. Das ist bei Call of Duty auch nicht notwendig. Das Spiel ist aufgrund seiner Mechaniken so erfolgreich, nicht, weil es die Spitzenposition bei grafischen Elementen innehätte.

Die historische Perspektive

Während der Kampagnen wird es den Spieler unter anderem nach Ostberlin, in den Vietnam und in die Türkei verschlagen. Das ist einerseits spannend, weil das grundlegend unterschiedliche Settings sind, andererseits hinterlässt es einen doch mit einem gewissen Grad an Verwunderung. Da das Spiel Anfang der 1980er Jahre angesiedelt ist, mutet Vietnam als ein Ort des Geschehens etwas seltsam an. Schließlich endete der Vietnamkrieg im Jahr 1975.

Ansonsten wirkt die Idee mit den unterschiedlichen Orten aber durchdacht. Der Kalte Krieg war geprägt von Stellvertreterkriegen (Korea, Vietnam, Afghanistan). „Heiße“ Konflikte im Kernland der USA oder der Sowjetunion hat es nicht gegeben.

Ich persönlich hätte das Spiel 15 bis 20 Jahre früher angesetzt. Gerade die 1960er Jahre waren historisch ereignisreicher im Hinblick auf den Kalten Krieg als die 1980er Jahre, in denen die Befriedung und Entspannung der Situation bereits eingesetzt hatten. Die fehlgeschlagene Invasion der Schweinebucht 1961, der Bau der Berliner Mauer 1961, die Kubakrise 1962, die Ermordung von Präsident Kennedy 1963, die Eskalation des Vietnamkrieges ab 1965, die Kongokrise Anfang/Mitte der 1960er Jahre und der Einmarsch sowjetischer Truppen in die Tschechoslowakei 1968 – alles sehr interessante Settings für ein politisches Setup bei einer Videospielreihe wie Call of Duty. Meiner Meinung nach wesentlich interessanter und auch deutlich reicher an Potenzial als die 1980er Jahre.

Die politische Perspektive

Call of Duty hat schon immer gerne provoziert und in den Spielen Hintergründe eingebaut, die sich auf die Gegenwart übertragen lassen. Mit dem neusten Teil Black Ops Cold War legen die Macher der Reihe erneut den Finger in die Wunde.

Während es im Kalten Krieg eine Bildung von zwei Blöcken gegeben hat, erleben wir gegenwärtig, dass sich mit dem „Westen“, Russland und China mehr und mehr drei Machtblöcke in der Welt bilden. Sollte die Entfremdung von Europa und den USA voranschreiten, so wären es sogar vier derartige Global Player. Hieraus ableitbar sind ähnliche Entwicklungen wie beim Kalten Krieg. Die Annexion der Krim durch Russland, das Säbelrasseln der Chinesen im südchinesischen Meer, der Handelskrieg der USA und die vergeblichen Bemühungen der Europäer um ein stärkeres Miteinander sind nur erste Vorboten.

Insofern verpackt Black Ops Cold War aktuelle Probleme in eine historische Hülle.

Die E-Sport Perspektive

Call of Duty: Black Ops Cold War wird ein Titel von vielen der Serie sein – und mit Sicherheit nicht der einprägsamste. Dafür bietet er ein zu müdes Setting und in Sachen Multiplayer keine ausreichend weitgehenden Innovationen und Neuerungen.

Wenn man sich im E-Sport die Preisgeldverteilung anschaut, dann ist Call of Duty: World War II der erfolgreichste Titel der Call of Duty-Reihe – mit „nur“ knapp 4,6 Millionen US-Dollar und auf Platz 22 insgesamt. Für den E-Sport erwarte ich daher ein „Weiter so“ und kein „Greifen wir an“. Insgesamt wird Call of Duty also eher ein Tier 3-Titel bleiben.

Fazit

Call of Duty: Black Ops Cold War wird nicht viel falsch machen. Die Serie funktioniert im Grunde seit Jahren ähnlich und das auf einem ansehnlichen Niveau. Lediglich beim Setting hätte ich mir mehr Mut gewünscht. Die 1980er Jahre waren wahrscheinlich das langweiligste Jahrzehnt des letzten Jahrhunderts – mal vom Fall der Berliner Mauer abgesehen.


Über Call of Duty: Black Ops Cold War

Der nächste Ableger der Call of Duty Videospielserie hört auf den Namen „Call of Duty: Black Ops Cold War“ und spielt, wie der Titel schon verrät, im Setting des Kalten Krieges. Entwickelt wird das Spiel von Treyarch und Raven, herausgegeben am 13. November 2020 von Activision. Bestätigt sind sowohl eine Singleplayer Kampagne, in der ihr euch mit „historischen Figuren und harten Wahrheiten“ konfrontiert sehen sollte, als auch Multiplayer-Schlachten in verschiedenen Größen.

Am 9. September 2020 soll erstmals Multiplayer Gameplay aus dem nächsten Call of Duty Teil gezeigt werden. Call of Duty: Black Ops Cold War erscheint weltweit am 13. November für PlayStation 4, Xbox One und PC (via Battle.net). Die Version von Call of Duty: Black Ops Cold War für die Next Gen-Konsolen erscheint über die Feiertage 2020, je nach der Verfügbarkeit der Konsolen in verschiedenen Regionen.

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Timo Schöber
Timo Schöberhttp://www.timoschoeber.com/
Timo Schöber ist Autor, Wissenschaftler und Hochschuldozent. Er ist Leiter der Denkfabrik Esportionary sowie als Berater unter anderem für Skillshot Consulting tätig. Er engagiert sich ehrenamtlich für den eSports Nord e.V.
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