Der nächste NFT-Aussteiger: Team17 zieht zurück

Team17 gab am gestrigen Dienstagabend das Ende des MetaWorms NFT-Projekts bekannt. „Wir haben auf unsere Teammitglieder, Entwicklungspartner und unsere Spiele-Communitys und die von ihnen geäußerten Bedenken gehört und daher die Entscheidung getroffen, uns aus dem NFT-Bereich zurückzuziehen“, erklärt das Studio, welches ihr von Spielen wie Hell Let Loose, Golf With Your Friends, The Escapists und anderen kennt.

Neben vielen Neueinsteigern in das NFT-Business, welches wir euch unter anderem im Interview mit Thibaut Predhomme, Head of Operations bei Sorare, ausführlich vorgestellt haben, ziehen andere Studios bereits wieder zurück. Obwohl die Blockchain-Technologie, die hinter den sogenannten Non-Fungible Tokens steht, grundsätzlich interessante Möglichkeiten birgt, wird sie derzeit zu oft missbräuchlich verwendet.

Die großen NFT Probleme

Neben den Klimaschäden, die durch viele Kryptowährungen verursacht werden, sieht sich vor allem das Urheberrecht diverser Künstler extremen Angriffen ausgesetzt. Da jedes Bild, jedes Medium, welches von einem beliebigen Menschen über einen Blockchain-Beitrag zu einem NFT gemacht wurde, einen einmaligen und unwiderruflichen Eintrag hat, werden unzählige Werke auch ohne das originale Copyright zu besitzen „geminted“ und somit auf einer Blockchain in einzigartiger Form geschrieben. Das führte bereits jetzt dazu, dass diverse Künstler und Creator ganze Online-Präsenzen mit Galerien und anderen Werken geschlossen haben, um den Diebstahl ihrer Werke zu unterbinden.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Manipulation des Preises. Denn dieser bestimmt sich vor allem über die Anzahl der bisherigen Verkäufe eines speziellen NFTs. Ist das entsprechende Token bereits mehrfach gehandelt worden, steigt zumeist der Wert. Gibt es nun einen gewissen Personenkreis, der ein NFT mehrfach untereinander verkauft, wird eine künstliche Preissteigerung erzeugt, die potenzielle Käufer anzieht, die eben nicht aus dieser Personengruppe stammen. Wird das Token einmal aus der Gruppe herausgekauft, bleibt der Käufer häufig unendlich lang auf dem Token sitzen – das Interesse ist verschwunden.

Zu guter Letzt lässt sich auch noch kritisieren, dass oftmals weder die Kunst an sich, in weiteren – noch deutlich mehr – Fällen nicht einmal die Datei verkauft wird. Ihr besitzt nach dem Kauf eines NFT häufig lediglich einen personalisierten Code. Genauer gesagt ein Link, der zu dem Ort führt, an dem die wirkliche Datei – beispielsweise das Item, das Bild oder der Song – gespeichert ist. Sollte der entsprechende Server aus welchem Grund auch immer irgendwann nicht mehr zur Verfügung stehen, ist auch euer gekaufter Link absolut bedeutungslos. Die Gefahr von Betrug ist also, je nach Plattform und Anbieter, gigantisch.

Ein äußerst interessantes Video zu diesem Thema, in dem auch die genannten Aspekte noch näher beleuchtet werden, seht ihr hier:

Diese Kritik vor Augen steigt auch die Anti-Haltung vieler Communitys gegen jegliche Art von NFTs. Während für Entwicklerstudios die Möglichkeit, digitale Gegenstände einzigartig zu gestalten, grundsätzlich äußerst spannend klingen mag, sind die Umstände und die derzeitige Verwendung oft noch viel zu problematisch. Dies führt dazu, dass einige Entwickler und Publisher schon jetzt wieder einen Rückzieher machen – wie eben unter anderem Team17.

Weitere Akteure ziehen sich zurück

Doch auch weitere Beispiele können bereits aufgezeigt werden. Neben Team17 haben unter anderem der amerikanische Synchronsprecher und Musiker Troy Baker, der für seine Beteiligung an namhaften Franchises wie The Last of Us, The Last of Us 2, Far Cry und weiteren bekannt ist, und GSC Game World, Entwickler und Publisher hinter S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chernobyl, ihre Meinung zum Thema NFTs grundsätzlich geändert.

Baker entschuldigt sich am 31. Januar 2022 sogar via Twitter dafür, dass er einige User als „Hater“ beschuldigte, nur weil sie anderer Meinung als er waren. Seine Partnerschaft mit VoiceVerseNFT führt er nicht weiter fort.

Thank you all for your feedback and patience. After careful consideration, I’ve decided to not continue the partnership with VoiceVerseNFT. Intentions aside, I’ve heard you and apologize for accusing anyone of “hating” just by simply disagreeing with me.

— Troy Baker (@TroyBakerVA) January 31, 2022

Bereits im Dezember 2021 erkannten die Verantwortlichen hinter S.T.A.L.K.E.R. 2, dessen Release kürzlich um sieben Monate in den Dezember 2022 verschoben wurde, dass die Community sich dort ebenfalls lautstark gegen Spiel bezogene NFTs wehrt. Der Plan, die optionalen und das Gameplay nicht beeinflussenden Tokens unter anderem für Giveaways zu nutzen, stieß auf reichlich Widerstand, der letztlich dazu führte, dass man nur wenige Tage später einen Rückzieher machte und alle NFT-Bezüge in Verbindung mit S.T.A.L.K.E.R. 2 abzusagen und zu entfernen. Das Interesse der Spielenden und Fans sei die oberste Priorität.

pic.twitter.com/mffnmpiQiw

— S.T.A.L.K.E.R. OFFICIAL (@stalker_thegame) December 16, 2021

Andere Entwickler und Publisher, wie beispielsweise Ubisoft, halten indes weiterhin an der Technologie fest. Nicolas Pouard, VP in Ubisofts Strategic Innovations Lab, äußerte in einem Interview mit Finder sogar, dass er denke, dass die Spielenden NFTs ablehnen würden, weil sie diese nicht verstehen würden. Wörtlich heißt es dort:

„Ich glaube, die Spieler verstehen nicht, was ein digitaler Sekundärmarkt für sie bringen kann. Momentan glauben die Spieler aufgrund der aktuellen Situation und des Kontextes von NFTs wirklich, dass sie erstens den Planeten zerstören und zweitens nur ein Werkzeug für Spekulationen sind.“

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Jonas Walter
Jonas Walterhttps://www.gaming-grounds.de/
Jonas 'Syncerus' Walter ist seit 2010 im E-Sport-Journalismus aktiv. Nach Beteiligungen an diversen E-Sport-Projekten im redaktionellen Bereich wie MaseTV, ESC Gaming oder Team Vertex ist Gaming-Grounds.de nun die erste eigene Konzeption. Diese hat die Vision aktuell relevante Themen aus dem Gaming- und E-Sport-Bereich aufzugreifen und für Videospielbegeisterte an einem Ort zu konzentrieren.
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