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Vergangene Woche ist leider bereits zum vierten Mal die Bombe um New World geplatzt. Die Veröffentlichung des MMOs wurde wieder einmal auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Wann kommt es denn nun endlich raus und welche Gründe stecken dahinter? Diesen Fragen gehe ich heute auf den Grund.
Das offizielle Statement
Das offizielle Statement überbrachte uns die traurige Nachricht, dass der zuvor für den 31. August geplante Release auf den 28. September verschoben wird. Als Begründung nennt uns Amazon das zahlreich eingebrachte Feedback der Community. New World hat einige große offene Baustellen und das ist den Entwicklern durch die Closed Beta auch sehr bewusst geworden.
Deshalb nimmt sich das Entwicklerstudio weitere 28 Tage Zeit, um die größten Klopper auszubügeln. Leider ist aus dem Statement lediglich herauszulesen, dass sich die Arbeiten auf das Ausmerzen von Bugs, das Verbessern der Stabilität, sowie eine allgemeine Politur konzentrieren werden. Welche Aspekte des Spiels jedoch wirklich konkret angegangen werden, wurde uns nicht mitgeteilt.
Auf Anfragen auf Twitter zu einer genaueren Roadmap wurde allerdings bestätigt, dass bis zum neuen Release-Datum keine weiteren Features in das Spiel kommen werden. Obwohl mittlerweile einige Leaks zu neuen Waffen und einer weiteren Zone im Umlauf sind, werden diesen aber definitiv nicht Teil der Veröffentlichung sein.
Ich glaube auch nicht, dass das der richtige Weg wäre, denn es handelt sich lediglich um nur vier Wochen Entwicklungszeit. Aus persönlicher Entwickler-Erfahrung weiß ich, dass vier Wochen doch sehr schnell vorbei sind und deshalb sollte sich Amazon auch auf die Qualität der bisherigen Spielerfahrung konzentrieren, anstelle auf Teufel komm raus noch mehr Content zu liefern.
We are working on bugs, server stability, and critical issues. We aren't adding features or content between now and launch.
— New World (@playnewworld) August 5, 2021
Das Community-Feedback
Einerseits liefert Amazon keine konkreten Aussagen zu ihren Baustellen, gleichermaßen betonen sie auf der anderen Seite aber, dass sie auf das Feedback der Community hören. Deshalb können wir uns den Spaß machen und das häufigste Feedback der Community zusammentragen. Mein eigenes Feedback nach knapp 40 Spielstunden beschrieb ich bereits vor zwei Wochen.
An dieser Stelle trage ich darüber hinaus das Feedback anderer YouTuber zusammen, die das Spiel noch weitaus länger als ich getestet haben und sich dadurch eine noch fundiertere Meinung bilden konnten. Zu den YouTubern gehören folgende Personen:
- KiraTV
- Radlerauge
- Entenburg
- Fextralife
- DemoneKim
- Kugelmagnet Eddie
- GerniGaming
- SerMedievil
- Onepeg
Wenn wir also die häufigsten Kritikpunkte aus der Community herausziehen, müsste uns das eine gute Idee liefern, wieso New World überhaupt zum wiederholten Male verschoben wurde.
Das Positive überwiegt
Im Wesentlichen sind sich die Meisten einig: Trotz einiger Probleme hat das Spiel enormes Potenzial und die bisherigen Erfahrungen sind überwiegend positiv. New World glänzt mit tollem Gameplay, mit einer super Kulisse und Atmosphäre, gutem Sound-Design und vor allem wird häufig die soziale Interaktion gelobt. Das Spiel macht alleine Spaß, aber erst richtig viel Spaß, wenn man es mit mehreren Leuten gemeinsam spielt. Es entstehen sogar vergleiche zu Vanilla-WoW, wo man tolle Erfahrungen einfach durch das Zusammenspiel erlebt hat. Das ist New World.
Andererseits haben wir natürlich auch genau die Schwachstellen, um die sich Amazon Game Studios nun kümmern muss. Auch hier erkenne ich im Community-Feedback einen roten Faden. Was aber überraschend ist, ist die Leidenschaft, die dahintersteckt. Alle wollen, dass das Spiel im bestmöglichen Zustand erscheint und sind sich deshalb auch einig, dass sich der Entwickler diese Zeit auch nehmen sollte. Schauen wir uns die drei wichtigsten und häufigsten Kritikpunkte an.
Technik
Die Serverperformance überschattet die Spielerfahrung wie Saurons Auge. Dort wären zunächst einmal die langen Warteschlangen, bis man überhaupt ins Spielgeschehen eintauchen kann. Wenn man sich dann endlich eingeloggt hat, leidet das Spiel gerade in spielerdichten Gegenden an größeren Lags. In Städten können wir das noch halbwegs ertragen, aber wenn es dann in Kriegen um die Vorherrschaft des Gebietes geht, dann ist es sehr frustrierend für alle beteiligten. Sollte Amazon an diesem Problem bis zum Release keine Verbesserung schaffen, dann wird es zum kritischen Faktor für die Zukunft des Spiels werden. Da es sich bei Kriegen um ein zentrales Element des Spiels handelt, muss dieses auch ordentlich funktionieren.
Abseits der Lags hat New World zwar eine große Menge an Bugs, diese wurden bisher aber nicht als spielentscheidend beschrieben. Klar sollte uns aber allen sein, dass ein Spiel mit weniger Bugs eben besser ist als ein Spiel mit mehr Bugs. Genau daran wird Amazon sicherlich arbeiten.
PvE
Der zweite große Kritikpunkt ist das PvE. Obwohl das PvE seit der vorletzten Beta eine riesige Entwicklung gemacht hat, fühlt sich die Story weiterhin sehr schlecht verpackt an. Die Hauptstory sendet uns immer wieder wahllos für Kleinigkeiten quer über die Weltkarte. Da die Welt einfach toll gestaltet ist, ist das anfangs auch kein Problem. Gerade im späteren Verlauf des Spiels wird es aber nervtötend immer wieder ewige Laufwege auf uns zu nehmen, um direkt danach in die gegenüberliegende Ecke der Welt reisen zu müssen. Mit den hohen Schnellreisekosten entpuppt sich New World dann als Walking-Simulator. Viele wünschen sich zwar Mounts in dem Spiel, es gibt aber auch viele gute Gründe dagegen. Ich erinnere mich nur an die Flugmounts in WoW, die dafür gesorgt haben, dass man gar nichts mehr von der Welt erlebt hat, weil man eben drüber geflogen ist. Um die Kernprinzipien des Spiels nicht zu verletzen, müsste Amazon bei der Einführung von Mounts sehr vorsichtig sein.
Natürlich gibt es während der Reise in New World weitere Dinge zu erledigen. Sei es das Sammeln von Ressourcen oder die gleichzeitige Erledigung von Stadt-Missionen, aber dennoch wird das hin und herlaufen ziemlich schnell zu einer ärgerlichen Aufgabe. Wenn wir schon bei den Städte-Missionen sind. Auch diese wiederholen sich sehr schnell sehr häufig und bieten dafür aber enorm viele Erfahrungspunkte. Dort muss an der Balance der Belohnungen und an der Vielfalt auf jeden Fall nachjustiert werden. Auch die Monstervielfalt fällt vielen Spielern negativ auf. Gerade in den Expeditionen würde man besondere Gegner erwarten, häufig treffen wir dort aber lediglich auf skalierte Versionen von altbekannten Gegnern. Gegner, die wir bisher schon dutzende Male in der offenen Welt besiegt hatten.
Sobald die Spieler auf Stufe 60 angekommen sind und alle möglichen Expeditionen gemeistert haben, gibt es dann auch keinen weiteren Anreiz mehr, dieselben Expeditionen immer wieder zu erledigen. Anfangs bekommt man zwar noch bessere Ausrüstung spendiert, aber da es keine schwierigeren Inhalte mehr gibt, wird diese Ausrüstung unnötig. Hier wünschen sich die versierten PvE-Spieler eine Art Mythic+, so wie es schon in World of Warcraft eingeführt wurde. Bei Mythic+ handelt es sich um einen einstellbaren Schwierigkeitsgrad eines Dungeons, welcher dann eine höhere Herausforderung für die Spieler bietet. Als Anreiz für PvE-Fans, gerade wenn es dann noch ein Leaderboard gäbe, wäre es allemal ausreichend.
Grundsätzlich wird auch noch kritisiert, dass es gerade beim PvE nach den ersten 25 Spielstunden keine grundlegend neuen Spiel-Erfahrungen mehr zu erleben gibt. Wer das PvE also nach 25 Stunden nicht gut findet, der wird auch danach seine Meinung nicht ändern.
Obwohl es sich hier um ein ziemlich präsentes Feedback handelt, sehe ich kaum, wie Amazon diese Probleme bis zum Release ausmerzen sollte. Bei mir liegt die Hoffnung eher auf den Monaten nach dem Release, als bis zum Release.
PvP-Balance
Obwohl das PvP an sich gelobt wird, stechen zwei große Kritikpunkte besonders hervor. Als Grundpfeiler der Spielerfahrung baut New World auf dem Fraktions-Prinzip auf. Dieses Prinzip soll das PvP fördern und einen Anreiz schaffen, sich in Kompanien zusammenzutun. Ein immerwährender Kampf um die Gebiete soll dafür sorgen, dass jede Fraktion zu jeder Zeit durch die Eroberung gewisse Vorteile in ihren Regionen hat. In der Theorie klingt dieses Prinzip sehr griffig, in der Praxis zeigen sich allerdings auch Probleme in der fairen Aufteilung der Gebiete.
Wenn es auf einem Server eine dominierende Kompanie gibt, dann wird sich diese auch Serverweit behaupten und alle möglichen Gebiete für sich beanspruchen. Das führt dazu, dass die gesamte Karte von einer Fraktion bestimmt wird. Entweder alle Spieler wechseln dann früher oder später zu genau dieser dominierenden Fraktion oder aber sie verlassen den Server. Ähnliche Entwicklungen haben wir auch bei World of Warcraft erlebt, wo sich pure Allianz und pure Horde-Server gebildet haben. Für die Rollenspiel-Fantasie eines ausgeglichenen Kräftemessens wird das definitiv schädlich sein.
Ein letzter Kritikpunkt geht auf das Balancing des Heilstabs ein, welcher schlichtweg zu mächtig ist. Während es im PvE für die computergesteuerten Widersacher kaum störend ist, wird die schiere Menge an Heilpotenzial im PvP doch zum Problem. Wenn sich in größeren PvP-Schlachten einige Spieler mit einem gut gelevelten Heilstab befinden, können diese ihre Truppe komplett gegenheilen. So entstehen große Trauben, die auf einander einprügeln, ohne dass sie die gegnerische Fraktion dezimieren können, weil einfach niemand stirbt. Hier ist der Wunsch der Community aktiv gegen gegnerische Heilung vorgehen zu können, sodass die Effektivität reduziert werden kann.
Zusammenfassung
Es gibt innerhalb des Community-Feedbacks zwar viele kleinere Unterschiede, die große Meinung bleibt aber die Gleiche. Die meisten Spieler lieben New World und sind einer gewissen Sucht verfallen. Die Meisten sehen auch im Wesentlichen die gleichen Probleme, die zu langfristigen Schwierigkeiten führen können. Da Amazon Game Studios aber bereits bewiesen hat, dass sie das Blatt wenden können, bin ich zuversichtlich, dass einige der genannten Probleme kurzfristig beseitigt werden können.
Wenn nicht bis zum 28. September, dann aber bestimmt bis zum Ende des Jahres.