Voice of Cards The Isle Dragon Roars Test: Das etwas andere Rollenspiel

Mit Voice of Cards: The Isle Dragon Roars haben Square Enix und Entwickler Alim ein Rollenspiel auf den Markt gebracht, das ein bisschen andere Wege geht. Das Spiel soll das echte Tabletop-Erlebnis auf den Bildschirm bringen. Das heißt, es gibt keine aufwendige Grafik und fette Präsentation. Voice of Cards wird ausschließlich über Spielkarten erzählt.

Wir haben uns den Titel mal genauer angeschaut und wollten wissen, ob die Reduzierung auf Karten ausreicht, um eine stimmungsvolle Geschichte zu erzählen.

Voice of Cards – Überblick

Voice of Cards spielt in einer klassischen Fantasywelt voller Magie, Schwertern und Monstren. Während des Spiels verfolgen wir eine Truppe von Helden auf ihrer Quest: Im Auftrag der Königin Nilla gilt es den gefährlichen Drachen zu finden und zu töten, der das Land bedroht. Der Protagonist der Geschichte ist ein junger, Geld getriebener Söldner. Begleitet wird er zunächst von seiner Gefährtin Marin, einem schweigsamen Geschöpf in Monstergestalt. Unterwegs trifft man auf weitere Charaktere, die sich der Party anschließen können.

Bereits früh im Spiel stößt man auch auf Mitglieder des Weißen Ordens. Eine von den Menschen wegen ihrer guten Taten geschätzten Gruppierung von Paladinen. Schnell wird klar, dass die Geschicke der beiden Gruppen eng miteinander verknüpft sind und die Story nimmt ihren Lauf.

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Voice of Cards regt die Fantasie der Spieler an und zeigt nur wenig.

Voice of Cards wird über Karten erzählt. So wird auch die Umgebung durch aneinandergelegte Karten dargestellt, auf dieser bewegen wir uns als kleine Spielfigur. Jeder Charakter, jedes Monster und jeder Gegenstand hat eine eigene Spielkarte. In Dialogen und Kämpfen stehen sich diese gegenüber. Die Erkundung der Welt erfolgt in einer isometrischen Ansicht, der Kampf läuft wie in klassischen JRPGs rundenbasiert ab. Man wählt also seine Aktionen – ebenfalls in Form von Karten.

Das Kartenkonzept ist einfach und schlüssig und relativ schnell zu durchschauen. Die Karten sind sehr liebevoll gestaltet. Verantwortlich dafür ist der japanische Chrakterdesigner Kimihiko Fujisaka.

Die Macht der Stimme

Das Spiel wird begleitet durch einen Erzähler, der das Geschehen kommentiert und Dialoge und Story vorträgt. Er nimmt quasi die Rolle des Game Masters ein und führt durchs Abenteuer. Während die Texte auch in deutscher Sprache erhältlich sind, liegt die Synchronisation nur in Englisch oder Japanisch vor. Der englische Sprecher (Todd Haberkorn) leistet einen hervorragenden Job und schafft es, viel Stimmung allein durch die Kraft seiner Worte zu entfalten. Besonders hier zeichnet sich auch der Humor ab, der sich durch das Spiel zieht. Obgleich die Geschichte grundsätzlich ernst ist, lockert dies das Spielgeschehen auf und ist definitiv eine Bereicherung. So wird man auf einige bekannte Klischees und Übertreibungen treffen, die jeder Rollenspiel-Fan kennen dürfte.

Voice of Cards Trailer:

Grafik

Mag die Reduzierung auf zweidimensionale Karten vorerst etwas gewagt klingen, geht das Konzept aber durchaus auf. Durch die wirklich tollen Designs bekommt man einen guten Impuls für seine Fantasie, mit der Zeit beginnt man sich das Geschehen dann im Kopf selbst weiter auszuschmücken. Dies ist ganz im Sinn von Creative Director YOKO TARO, der eben nicht alle Details vorgeben wollte. So hat jeder Spieler die Chance, sich sein eigenes Abenteuer auszumalen.

Die Karten werden während des Spiels geschickt arrangiert, auch die Art und Weise, wie diese erscheinen, liegen oder angeordnet sind, lässt die Spieler am Geschehen teilhaben. So liegt ein bewusstloser Charakter beispielsweise auf der Seite oder beim Angriff stößt die Heldenkarte gegen das Monster und beginnt ein wenig zu zappeln. Hinzu kommen ein paar dezent eingeflochtene Effekte, die ebenfalls sehr passend wirken.

Voice of Cards hat einen eigenen und sehr ansehnlichen Artstyle, der das Spiel trotz seiner einfachen Darstellung zu einem besonderen Erlebnis werden lässt.

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Auch die Spielwelt besteht aus Karten, die man nach und nach aufdeckt.

Sound

Wie bereits angedeutet, die Sprachausgabe ist ein Highlight des Spiels. Die Geschichte wird dadurch auf eine sehr charmante Weise vorgetragen. Auch die Soundeffekte sind gut gewählt und nicht überladen. Dennoch tragen sie zum Erlebnis bei und begleiten die Aktionen des Spielers. Ebenfalls sehr gelungen ist die musikalische Untermalung. Der Soundtrack bietet ein paar entspannte Musikstücke und kommt angenehm ruhig und wenig stressig daher. Es gibt sogar ein paar vokale Einwürfe, die besonders emotional sind.

Gameplay

Das Gameplay von Voice of Cards bietet wenig Überraschungen. Wir haben ihr ein klassisches Rollenspiel, welches viele der bekannten Genre-typischen Elemente aufweist. So sammeln die Helden Erfahrung und lernen dadurch neue Fähigkeiten, sie können mit Ausrüstung ausgestattet werden und es gibt Items, die man bei Bedarf nutzen kann.

Während im Kampf die Lebensenergie als klassische Trefferpunkte angezeigt wird, gibt es zumindest für Aktionen und Zauber ein eigenes System. Je nach Stärke des Angriffs wird eine unterschiedliche Anzahl an Kristallen benötigt. Dabei wird nicht zwischen physischen Attacken und Magie unterschieden. Mit jedem Spielzug erhält jeder einen Kristall, den er in Aktionen investieren kann. Die Anzahl der Kristalle gilt immer für die gesamte Gruppe. So muss man ein bisschen wirtschaften und entsprechend sammeln, wenn man es richtig knallen lassen will.

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Die Kämpfe in Voice of Cards finden rundenbasiert statt.

Auch wenn es zum Teil größere Areale in der Außenwelt gibt, die man zunächst frei erkunden kann, Voice of Cards ist durchaus linear aufgebaut. Ihr verfolgt dabei eine Geschichte von ihrem Anfang bis zum Ende. Dabei gibt es auch nicht viel Entscheidungsmöglichkeiten. Dies macht es den Entwicklern leicht, ein geeignet Balancing zu finden. Dieses passt tatsächlich überraschend gut, so werdet ihr zu jedem Zeitpunkt innerhalb der Storyline vermutlich das richtige Level erreicht haben. Die Zufallskämpfe sind dabei relativ einfach zu meistern, erfordern wenig Knobelei. Hier achtet man natürlich auf die Elemente und eventuelle Anfälligkeiten. Dann sollte sich jeder halbwegs Rollenspiel bewanderte Spieler schnell zurechtfinden. Es gibt einige wenige wirklich knackige Kämpfe im Spiel, ihr werdet aber keine Zeit mit Grinden verbringen müssen, um eure Charaktere aufzuleveln.

Überhaupt ist das Kampfsystem relativ flach gehalten. Es gibt zwar verschiedene Verzauberungen und Zustände und entsprechende Items, um diese wieder loszuwerden, aber meist werdet ihr euch einfach nur durch die Kämpfe prügeln und Stück für Stück in der Story vorankommen.

Es gibt ein paar kosmetische Items, die man sich als DLC kaufen kann. Diese tauschen verschiedene grafische Elemente im Spiel aus, so beispielsweise Spieltisch, Kartenrücken oder Spielfigur. Wer das gerne möchte, kann hier sein Lieblingsdesign wählen, ansonsten wirkt sich dies nicht aufs Spiel aus.

Fazit

Voice of Cards ist ein außergewöhnliches Rollenspiel. Die Entwickler gehen einen mutigen Weg, der aber durchaus aufgeht. Uns hat das Spiel sehr gefallen und bietet mit seinen rund 10 bis 12 Stunden Spielzeit eine tolle Unterhaltung, wenn ihr vor allem darauf aus seid, euch etwas zu entspannen. Durch den rundenbasierten Charakter des Spiels hat man alle Zeit der Welt, sich nach und nach durchs Abenteuer zu spielen. Die charmante Art der Erzählung, insbesondere durch die gesprochenen Texte des Game Masters, sorgt für ein durchweg gelungenes Spielerlebnis.

Für anspruchsvolle RPG-Enthusiasten dürfte das Spiel vermutlich zu kurz, zu wenig komplex und zu linear sein. Wer aber auf der Suche nach einem entspannten Rollenspiel ist, bei dem man seine Fantasie nutzt, der wird Voice of Cards sicherlich lieben. Uns hat es ein paar sehr vergnügliche Stunden bereitet. Man sollte sich natürlich auch grundsätzlich mit der gewählten Darstellung anfreunden können – wer grafisch aufwendige Titel liebt, der ist hier fehl am Platze.

Nach Abschluss der Story gibt es noch die Möglichkeit, in einem Extramodus durchs Spiel zu huschen, um ein paar interessante Sammelobjekte zu finden. Einen hohen Wiederspielfaktor hat Voice of Cards allerdings sonst eher nicht. Allerdings könnten wir uns gut vorstellen, dass es hier zukünftig ein paar neue Abenteuer via DLC geben könnte. Darauf würden wir uns freuen.

Getestet haben wir das Spiel auf der Nintendo Switch. Es ist auch für PlayStation 4 und über Steam für PC erhältlich.

Bewertung

Pro
charmante Erzählung mit toller Sprachausgabe
schönes Design
kreativer Umgang mit Karten
entspanntes Gameplay
Kontra
sehr linear
eher leichte Schwierigkeit
4
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Alexander Panknin
Alexander Pankninhttps://www.gaming-grounds.de/
1985 geboren. Mit Doom, Quake und SNES aufgewachsen. War selbst in der Indiegames-Szene aktiv und schreibt nun auf gaming-grounds.de über seine große Leidenschaft: Videospiele.
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