GeForce Now: Was kann das Game-Streaming von Nvidia wirklich?

Das Streaming von Games ist immer weiter auf dem Vormarsch. Cloud-Gaming und ähnliche Dienste werden immer mehr in ihrer Anzahl und immer umfangreicher vom Angebot. Auch die Popularität steigt weiter. Doch was können die einzelnen Anbieter wirklich? Zwischen Stadia, Xbox xCloud und Co. den Überblick zu behalten ist gar nicht so einfach. Eine Übersicht, welcher Service grundlegend welche Funktionen bietet, haben wir bereits vor einiger Zeit vorgestellt.

Wir haben uns nun dazu entschieden, uns einen vielversprechenden Service im Detail anzusehen: GeForce Now von Nvidia. Nvidia bietet euch mit der hauseigenen Software nicht nur automatisierte Anpassung eurer Games an eure Hardware, Streaming und Creation Settings im Bereich Audio und Video, Aufnahmemöglichkeiten für Gameplay-Highlights und Co., sondern eben auch das komplette Streamen von Games, die ihr gar nicht auf eurer Festplatte habt.

Das macht GeForce Now einzigartig

Um die grundlegende Funktionsweise von GeForce Now weiter zu erklären, müssen wir noch auf einige Dinge eingehen, bevor wir uns dem eigentlichen Praxistest widmen. Im Gegensatz zu manch anderen Streaming-Services für Games müsst ihr bei GeForce Now, unabhängig davon, ob ihr die kostenlose Version oder die kostenpflichtige Gründer-Edition verwendet, die Games, die ihr streamen wollt, schon vorher besitzen.

Ihr bezahlt hier also mit den 27,45 Euro für sechs Monate nicht für die Spiele an sich, sondern für die dahinterstehende Technik. Nvidia bietet euch hier die Möglichkeit eure Spielesammlung über verschiedene Launcher und Shops hinweg zu einer großen Bibliothek zusammenzufassen und auf diese zuzugreifen, ohne diese herunterladen zu müssen oder potente Hardware auf oder unter dem eigenen Tisch zu haben.

Die kostenlose Variante ist mit einer Session-Dauer von einer Stunde sehr begrenzt. Für ein halbes Jahr zahlt ihr für den vollen Funktionsumfang derzeit 27,45 Euro im halben Jahr. Quelle: Nvidia
Die kostenlose Variante ist mit einer Session-Dauer von einer Stunde sehr begrenzt. Für ein halbes Jahr zahlt ihr für den vollen Funktionsumfang derzeit 27,45 Euro. Quelle: Nvidia

 

Die Auswahl an für diesen Service zur Verfügung stehenden Spiele wächst stetig weiter, viele AAA-Titel sind bereits im Portfolio aufgenommen. Dazu zählen Highlights wie Cyberpunk 2077 und Assassin’s Creed Valhalla, aber auch viele weiterhin beliebte Klassiker wie Minecraft, Dota 2 oder CS:GO. Das gesamte Lineup der verfügbaren Games findet ihr hier, inklusive der jeweiligen Plattformen.

All diese Titel könnt ihr, sofern sie Free-to-Play sind oder ihr diese besitzt, über GeForce Now in Full-HD-Auflösung mit maximalen Einstellungen sowie Raytracing und DLSS (sofern im Spiel verfügbar) spielen. Selbst auf einem Arbeitslaptop wie beispielsweise dem Google Chromebook, welches uns von Nvidia für genau diesen Test zur Verfügung gestellt wurde, funktioniert dieses Angebot. Wie gut es funktioniert, darauf gehen wir später ein und hängt natürlich von vielen Faktoren ab.

Besonders attraktiv wirkt die Möglichkeit für all diejenigen, die gerne einige Spiele unter der Verwendung der neuen 30er Grafikkartenserie von Nvidia testen würden, aber aufgrund von schlechter Verfügbarkeit und größtenteils astronomischen Kaufpreisen bislang von einer Anschaffung absehen.

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Wofür ist GeForce Now geeignet – und wofür nicht?

Bevor ihr überhaupt darüber nachdenkt, euch GeForce Now anzuschaffen (der Blick in den kostenlosen Standardzugang schadet natürlich nie), solltet ihr euch darüber im Klaren sein, wofür sich das Streaming-Angebot eignet. Nicht für jeden Spieler ist der Nvidia Service – in seinem derzeitigen Entwicklungsstadium – geeignet.

Wie bereits in der Erläuterung der grundlegenden Funktionen erwähnt, unterstützt GeForce Now derzeit „nur“ eine Full-HD-Auflösung von maximal 1920×1080 Pixeln. Der Trend geht so langsam aber sicher bei vielen Spielern am Desktop allerdings schon eher Richtung 2K beziehungsweise teils sogar schon 4K. Wer den Vergleich am heimischen Monitor mit einer möglichen Auflösung von bis zu beispielsweise 2560×1440 Pixeln zu Full-HD Mal gemacht hat, wird den deutlichen Unterschied in der Darstellung von Games erkennen.

Die Zielgruppen: Mobile Top, PvP Flop

Auch der Support von Breitbildformaten fehlt bislang. Je nach eigener Hardware muss am Ende jeder Kunde für sich selbst entscheiden, ob selbst mit maximalen Grafik-Settings, Raytracing und Co. 1080p ausreichen. Für eine ganz spezielle Kategorie an Spielenden ist die gebotene Leistung von GeForce Now nahezu optimal. Stichwort: Mobile Gaming. Zwar sind bei Weitem nicht alle Spiele auf kleine Displays optimiert, dennoch wirkt die Darstellung von AAA-Titeln auf dem Smartphone, welches eh mit meist etwas niedrigeren Auflösungen arbeitet, mit maximalen Settings, Raytracing und Co. nahezu wie schwarze Technik-Magie.

Wo wir schon bei unterschiedlichen Zielgruppen sind. An dieser Stelle sollten wir noch weiter kategorisieren. Denn es gibt zwei weitere Gruppen von Games, die sich sehr gut beziehungsweise eher schlecht mit der Nutzung von GeForce Now spielen lassen. Beginnen wir mit dem etwas negativeren Punkt: kompetitives Multiplayer-Spiel.

Spielende, die sich in Videospielen vor allem gerne online mit menschlichen Mit- und Gegenspielern messen und ihren Fokus allgemein als „PvP-orientiert“ beschreiben würden, sollten derzeit besser noch die Finger von GeForce Now lassen. Denn die Eingabeverzögerung und Latenz ist insbesondere in Titeln wie Rocket League, Dota 2, CS:GO und Co. spürbar. Hier entsteht euch, wenn ihr wirklich bestrebt seid auf möglichst hohem Niveau zu spielen, ein eindeutiger Nachteil zu Spielenden, die ihre eigene Hardware nutzen. Auch das Spielgefühl unterscheidet sich selbstverständlich, wenn ihr vorher gewöhnt ward, diese Verzögerung nicht zu haben.

Story und Mobile Gaming lassen sich super mit GeForce Now vereinen. Kompetitiver Multiplayer eher nicht. Quellen: CD Projekt Red, Ubisoft
Story und Mobile Gaming lassen sich super mit GeForce Now vereinen. Kompetitiver Multiplayer eher nicht. Quellen: CD Projekt Red, Ubisoft

 

Äußerst gut lassen sich hingegen wieder Singeplayer-Abenteuer wie Rollenspiele, Action-Adventures und Co. mit GeForce Now spielen. Hier stört die Verzögerung kaum und die Spiele sehen durch die potente Hardware grundsätzlich fantastisch aus. Wer also beispielsweise entspannt die Story von Metro Exodus oder The Medium erleben möchte, ohne dafür unendliche Datenmengen downloaden zu müssen oder gar ein Hardware-Upgrade in Betracht zu ziehen, der ist mit GeForce Now an dieser Stelle super beraten.

Zusammenfassend lässt sich sagen: GeForce Now richtet sich eindeutig an Gelegenheitsspieler, die nicht viel Zeit und/oder Geld in das Hobby Gaming stecken möchten. Hardcore-Zocker werden am Ende des Tages weiterhin einen eigenen Mittelklasse bis High-End-PC am Schreibtisch stehen haben. Zwar würden sich auch diese Nutzer den Download großer Spieledateien sparen, doch auch für die Nutzung des Nvidia Streamings braucht ihr eine äußerst belastbare Internetverbindung. Womit wir beim nächsten Thema wären.

Technische Voraussetzungen: Gutes Netz muss sein

Kommen wir zu einigen weiteren Erkenntnissen, die wir während unseres ausführlichen Tests der GeForce Now Founder’s Edition gewonnen haben, die uns freundlicherweise von Nvidia zur Verfügung gestellt wurde. So mussten wir erst ein bisschen basteln, damit unsere eigentlich sehr gute Internetverbindung von 100 Mbit/s im Download mit dem Game-Streaming harmonierte.

Dazu lässt sich grundsätzlich sagen, dass Nvidia die Verwendung eines 5GHz-Frequenzbandes empfiehlt, sofern ihr ohne LAN-Verbindung eure Games unter Verwendung von GeForce Now streamen wollt. Dies ist insbesondere dann eine essenzielle Information, wenn ihr mit einem Mobilgerät oder einem Laptop / Notebook ohne LAN-Verbindung oder -Anschluss spielen wollt.

Grundsätzlich ist das Spielerlebnis unter Verwendung eines Netzwerkkabels deutlich stabiler, aber umso besser euer WLAN und das Signal zum Router ist, desto besser funktioniert auch das kabellose Streamen. Für unterwegs ist der Service deshalb – insbesondere in Deutschland – zumeist nur bedingt geeignet. Hier liegt die Baustelle allerdings weniger an Nvidia, als vielmehr am Breitbandausbau des gesamten Landes.

UI und Zubehör – Zu Übersichtlichkeit und Controllern

Gehen wir nun etwas genauer auf den Komfort ein, den Nvidia mit GeForce Now bietet – und welchen nicht. Fangen wir dabei zunächst bei der Übersichtlichkeit des Interfaces und UIs an. Denn hier gibt es sowohl positive als auch negative Aspekte zu benennen. Wie anfangs bereits kurz angedeutet ist es cool, dass ihr eure Spielesammlung auch über verschiedene Launcher und Anbieter hinweg, an einem Ort und in einer Oberfläche vereinen könnt.

Insbesondere bei größeren Spielesammlungen entsteht allerdings nach und nach ein Problem. Es fehlt hier an Übersichtlichkeit, welche Titel wir wirklich besitzen und welche uns nur vorgeschlagen werden – und die wir entsprechend noch kaufen müssten, um sie nun auch spielen zu können. Immerhin lässt uns das Programm per simpler Suchfunktion alle Besitztümer über Steam, Epic Games Launcher und Co. erkennen und der GeForce Now Bibliothek hinzufügen.

Noch etwas schwieriger wird es dann, wenn ihr statt zu Handy oder Maus und Tastatur zu greifen, ein Gamepad nutzen wollt. Nvidia empfiehlt hier selbst für die unterschiedlichen Betriebssysteme jeweils eigene geeignete Game-Controller. Falls ihr also über GeForce Now einige Spiele mit dem Controller spielen wollt, solltet ihr euch an folgender Liste der kompatiblen Geräte orientieren:

MAC OS & Windows-PC

  • Sony DualShock 4 controllers (USB-Anschluss und Bluetooth)
  • Logitech Gamepad F310/F510/F710
  • Microsoft Xbox 360 and Xbox One controllers (USB-Anschluss)

Shield

  • SHIELD controllers
  • Microsoft Xbox 360 und Xbox One Controller (USB-Anschluss)
  • Sony DualShock 4-Controller (USB-Anschluss)

Android

  • SHIELD Controller (2017)
  • Razer Raiju Mobile
  • Razer Junglecat
  • Steelseries XL
  • Steelseries Stratus Duo

Auch die Verwendung von Xbox und Sony Controllern ist hier via Gamepad-Clip möglich.

Safari

  • Razer Kishi for iPhone
  • Rotor Riot Controller
  • SteelSeries Nimbus
  • Gamevice
  • Sony DualShock 4 Bluetooth-Controller
  • Microsoft Xbox One Wireless Controller (Bluetooth)
  • Microsoft Xbox One Elite Series 2 Controller

Für weitere Details und Informationen dazu lest gern hier über die Controller-Kompatibilität auf der zugehörigen Seite direkt bei Nvidia.

Games Beispiele – Wir haben uns angeschaut

Natürlich haben wir im Verlauf unseres Tests auch einige Spiele herausgesucht, um eigene Erfahrungen mit dem Streaming von Spielen über GeForce Now und verschiedene Plattformen hinweg zu sammeln. Wir testeten den Service per Smartphone, via Notebook und auch auf dem heimischen Gaming-PC mit LAN Verbindung – also auch unter besten Voraussetzungen.

Neben den bereits kurz gesehenen Rainbow Six Siege und Cyberpunk 2077 haben wir uns für Watch Dogs: Legion, Control sowie Ghostrunner entschieden, um verschiedene Genres und Grafikstile in Aktion zu sehen. Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Bildrate durch die zur Verfügung stehende Rechenpower der Server nie ein Problem darstellt.

Watch Dogs: Legion läuft auch auf höchsten Einstellungen inklusive Raytracing konstant bei 60 FPS.
Watch Dogs: Legion läuft auch auf höchsten Einstellungen inklusive Raytracing konstant bei 60 FPS.

 

Falls es Mal technische Probleme gab, dann lag dies an der Verbindung, die bei uns trotz stabiler LAN-Anbindung und 100 Mbit/s Download einige Male Probleme zu haben schien. Im Spiel führte das zu verpixelten Texturen – insbesondere bei schnellen Bewegungen. Grundsätzlich liefen alle gewählten Titel aber stabil und solide.

Lediglich Ghostrunnter fühlte sich, durch die schnellen Bewegungsfolgen und Umgebungsveränderungen, teilweise etwas unrund an. Sobald man aber im Spiel kurz stehen blieb, sah das Bild auch hier fantastisch aus.

Ghostrunner hat durch die schnellen Veränderungen der Umgebung, Richtungswechsel und blitzartigen Bewegungsabläufe teils etwas unrund gewirkt.
Ghostrunner hat durch die schnellen Veränderungen der Umgebung, Richtungswechsel und blitzartigen Bewegungsabläufe teils etwas unrund gewirkt. Im Stehen sieht auch hier alles einwandfrei aus.

 

Abschließend lässt sich noch anmerken, dass insbesondere Spielwechsel während der Nutzung von GeForce Now etwas anstrengend sind. Durch Sicherheitsprozeduren wie der mittlerweile fast überall üblichen Zwei-Faktor-Authentifizierung, die bei jedem Start eines Spiels nötig ist, müssen wir ständig in die E-Mails oder auf das Handy schauen.

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Jonas Walter
Jonas Walterhttps://www.gaming-grounds.de/
Jonas 'Syncerus' Walter ist seit 2010 im E-Sport-Journalismus aktiv. Nach Beteiligungen an diversen E-Sport-Projekten im redaktionellen Bereich wie MaseTV, ESC Gaming oder Team Vertex ist Gaming-Grounds.de nun die erste eigene Konzeption. Diese hat die Vision aktuell relevante Themen aus dem Gaming- und E-Sport-Bereich aufzugreifen und für Videospielbegeisterte an einem Ort zu konzentrieren.
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