Livestreaming und Charity gegen Corona: Hilfe aus dem Internet

Der Coronavirus hat nicht nur Auswirkungen auf die Gesundheit vieler Menschen, sondern auch auf das gesellschaftliche Leben und damit auch die Psyche der Menschen. Große internationale Sportveranstaltungen, wie die Olympischen Spiele oder die Fußball-Europameisterschaft wurden verschoben, Clubs sind geschlossen und Konzerte abgesagt. Selbst viele Events im Bereich des Gamings und E-Sports müssen verschoben und abgesagt werden. Das alles ist erst einmal nichts Neues mehr, aber trotz allem ein Zustand, mit dem wir uns wohl mindestens noch einige Monate lang zurechtfinden müssen.

Weniger schlimm macht diese Erkenntnis die Situation indes für viele Menschen nicht. Im Gegenteil. Während sich viele Arbeitnehmer im Homeoffice befinden und Schulen nur eingeschränkt und unter großen Diskussionen wieder öffnen, trifft die Krise andere Branchen noch viel härter. Dabei sind nicht nur Ausrichter von Events und Veranstaltungen extrem betroffen, sondern auch jeder andere Job, bei dem Menschen unvermeidlich in direktem Kontakt zueinander stehen. Spenden sind für die am schwersten Betroffenen deshalb zur Zeit wichtiger denn je. Eine Plattform, die sich Charity im großen Stil verschrieben hat, ist betterplace.org.

Spenden sind wichtiger denn je

Bereits im März sprachen wir in einem Interview ausführlich mit Björn Lampe, Vorstand von betterplace.org, über die Struktur, Geschichte, Vorhaben und viele weitere Aspekte der größten deutschen Spendenplattform. Die Themen dort reichten vom Vergleich mit herkömmlichen Spendengalas bis hin zum Potenzial des E-Sports im Charity-Bereich.

Jetzt, knapp zwei Monate später, wird es aufgrund der anhaltenden Pandemie, ausgelöst durch das Covid-19 Virus, erneut Zeit ein Augenmerk auf wohltätige Zwecke zu richten. Ein zuletzt zu verzeichnender Trend dabei ist die Verlagerung von öffentlichen Veranstaltungen ins Digitale: Clubs öffnen ihre Türen virtuell, Musiker*innen und Schriftsteller*innen singen oder lesen aus ihrem Wohnzimmer für die Fans. Selbst Sportevents werden ins Digitale verlegt: Bundesligastars spielen plötzlich gegeneinander FIFA.

Dazu gesellt sich ein weiterer Aspekt: Viele Künstler*innen verbinden ihren Stream mit einer Charity Aktion und rufen die Zuschauenden zum Spenden für gemeinnützige Projekte auf. Denn egal ob für Obdachlosenhilfe oder Schutzkleidung in Krankenhäusern – Spenden werden gerade mehr denn je benötigt. Somit wird der Livestream zur Solidaritätsbekundung, betont die Plattform selbst – und hat damit recht.

Aktionen gegen das Virus

Der Ort, wo sich viele dieser Charitystreams bündeln, ist aktuell betterplace.org. Die Spendenplattform bietet die technische Infrastruktur, die es möglich macht, aus einem Livestream Event einen Charitystream zu machen, und so nicht nur zu unterhalten, sondern gleichzeitig Spenden zur Bekämpfung dieser Krise zu sammeln.

Unter diesen Charity-Events sind Aktionen von Hannover 96, der Clubcommission Berlin, dem renommierten Konzerthaus Dortmund, dem Schriftsteller Hasnain Kazim oder dem Trägers des deutschen Buchpreises 2019, Saša Stanišić.

#StayAtHomeCup von Hannover 96

Bereits am Freitag, 27. März 2020, hat das digitale Live Benefiz-Fifa-Turnier, der #StayAtHomeCup, von Hannover 96 stattgefunden. An dem Spiel haben sowohl 96-Spieler als auch die vier Konsolenprofis des 96 E-Sport-Teams mit ihrem Coach, dem ehemaligen FIFA-Weltmeister Dennis Jackson, teilgenommen und für einen guten Zweck gegen ihre Fans gespielt. Der Erlös der über betterplace.org gesammelten Spenden von über 1.000 Euro ging an die Caritas Obdachlosenhilfe Hannover.

Fifa20-Turnier mit Profi-Spielern

Ein ähnliches Turnier hat am Samstagabend des 28. März stattgefunden. Der ehemalige Eintracht-Trier-Spieler Daniel Hammel initiierte ein Fifa20-Turnier, bei dem 23 weitere Profi-Fußballer – jeweils für ihre Mannschaft – mitspielten. Sportbegeisterte konnten das Spiel auf dem YouTube Kanal von Meti Volkan live verfolgen. Insgesamt wurden durch das virtuelle Turnier über betterplace.org 10.000 Euro an Spenden für das Kinderhilfswerk Arche gesammelt.

#NGLCharityLeague

Ein weiteres digitales Sportevent hat am 7. April 2020 um 17 Uhr stattgefunden. Im Rahmne der NGL Charity League haben sich zehn Profifußballer und zehn E-Sportler jeweils in Zweierteams gegeneinander gespielt. Die insgesamt 10.000 Euro an Spenden, die dabei über betterplace.org gesammelt wurden, gingen an die Tafel Deutschland.

Orgelwerke im Konzerthaus Dortmund

Klassische Klänge waren am Sonntag, 29. März, aus dem Dortmunder Konzerthaus zu hören. In einem Live-Stream hat Organistin Iveta Apkalna Werke von Johann Sebastian Bach und Philip Glass gespielt. Dabei wurden über betterplace.org mehr als 4.000 Euro an Spenden für den Nothilfefonds der deutschen Orchesterstiftung gesammelt. Zukünftig sollen auch weitere solcher Veranstaltungen für Liebhaber der Klassik stattfinden.

Berliner Clubs

Mit United We Stream findet zur Zeit der größte digitale Club der Welt statt! Seit dem 18. März werden hier täglich DJ-Live-Sets aus verschiedenen Berliner Clubs – darunter Institutionen wie dem Tresor, dem Watergate und dem Sage-Club gestreamed. Ziel ist es Spenden für einen, Rettungsfonds zu sammeln, der die Berliner Clubkultur unterstützt.  Bisher konnten dabei über 350.000 Euro an Spenden über betterplace.org gesammelt werden.

Lesungen von Saša Stanišić und Hasnain Kazim

Am Dienstagabend vom 31. März hat die zweite Live-Lesung des Bestseller-Autoren und Trägers des deutschen Buchpreises 2019, Saša Stanišić, stattgefunden. Dabei hat er über betterplace.org unter anderem Spenden für das Rettungsschiff Alan Kurdi gesammelt. Auch Autor Hasnain Kazim veranstaltete am Donnerstag, 2. April, auf seinem Facebook-Account eine solche Benefizlesungen zugunsten von HateAid, einer Organisation zur Beratung und Unterstützung von Opfern von Hass im Internet – die Spenden sammelte er ebenfalls auf betterplace.org. Dafür hat er aus seinem ersten Buch “Grünkohl und Curry. Die Geschichte einer Einwanderung” vorgelesen.

#stream4water

Viva con Agua hat am ersten Aprilwochenende ein digitales Festival veranstaltet, mit dem Ziel, dabei Spenden für sauberes Trinkwasser in Uganda – trotz Corona – zu sammeln. Durch dieses Livestream Festival, bei dem unter anderem der bekannte Musiker Gentleman zu sehen war, konnte das angestrebte Spendenziel von 25.000 Euro sogar verdoppelt werden. Alle weiteren Informationen dazu gibt es hier.

#leavenoonbehind

Ein weiteres digitales Festival, das Social Sofa Festival, hat am Donnerstag, 2. April, stattgefunden. Dabei haben verschiedene Bands, unter anderem Ami Warnning und Catt, auf ihrem Instagram Kanal live für ihre Fans gespielt. Insgesamt wurden dabei über betterplace.org mehr als 15.000€ an Spenden für Geflüchtete an den EU Außengrenzen, die Corona schutzlos ausgeliefert sind, gesammelt.

#FriendlyDistancing

Wie bereits ausführlich berichtet, folgte auch die gesamte Friendly Fire Crew den ambitionierten Wohltätern und veranstaltete am 14. April die Friendly Fire Corona Edition. Das Friendly Fire Team wollte in diesen schwierigen Zeiten schnell helfen und hatte sich daher dazu entschlossen, nicht erst auf Friendly Fire 6 zu warten, sondern schon jetzt zu einem spontanen Spendenlivestream einzuladen.

Insgesamt profitierten zwölf extrem schwer von Corona betroffene Vereine und Projekte von den über 145.000 Euro, die direkt aus der Community zusammenkamen. Alle weiteren Infos zum Verlauf der Sonderausgabe gibt es hier.

betterplace.org sagt Danke

Björn Lampe, Vorstand von betterplace.org, zeigt sich erfreut über das große Engagement:

„Derzeit liegt das  gesellschaftliche Leben still. Restaurants und Geschäfte sind weiterhin geschlossen, Theater oder Clubs sind auf unbestimmte Zeit dicht. Doch aus dieser Situation entwickelt sich ein spannender Trend: Immer mehr Events – seien es Sportveranstaltungen, Konzerte oder Lesungen – finden nun digital per Livestream statt. Auf diese Art und Weise ist es möglich, dass das gesellschaftliche und kulturelle Leben weiterhin stattfindet – auf eine zuvor nie dagewesene Art und Weise.

Es freut uns, dass verschiedene Künstler*innen, Musiker*innen oder Autor*innen ihren Live Stream in dieser Situation zu einer Charity Aktion zu machen und die Zuschauer zum Spenden für verschiedene Hilfsprojekte aufrufen. Die Bedeutung kann derzeit gar nicht unterschätzt werden, denn die Vereine und Organisationen sind alle – egal ob direkt oder indirekt – von den Auswirkungen von Corona betroffen und auf die Spenden angewiesen.

Dabei kann beispielsweise um Schutzkleidung für Krankenhäusern gehen oder für Unterstützung von Obdachlose, deren Situation durch Corona maßgeblich erschwert wird. Aber auch Vereine und Organisationen, die sich eigentlich um ganz andere Themen kümmern, sind betroffen, wenn Ehrenamtliche fehlen, Einrichtungen geschlossen werden oder schlichtweg die mediale Aufmerksamkeit für ihre Anliegen wegfällt. Wir sind daher froh mit unserer Plattform und unseren Tools helfen zu können, einem Live-Stream ganz einfach mit einem Charity-Stream zu verbinden.

Wir spüren auf der Plattform eine große Solidarität und Spendenbereitschaft. Teilweise hatten wir in den letzten Wochen ein Wachstum des Spendenvolumens um 100 Prozent und für Corana-bedingte Projekte sind bereits weit über zwei Millionen Euro gespendet worden.“

Mehr zum Thema:

Im Gespräch mit betterplace.org: Charity in Streams richtig machen

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Jonas Walter
Jonas Walterhttps://www.gaming-grounds.de/
Jonas 'Syncerus' Walter ist seit 2010 im E-Sport-Journalismus aktiv. Nach Beteiligungen an diversen E-Sport-Projekten im redaktionellen Bereich wie MaseTV, ESC Gaming oder Team Vertex ist Gaming-Grounds.de nun die erste eigene Konzeption. Diese hat die Vision aktuell relevante Themen aus dem Gaming- und E-Sport-Bereich aufzugreifen und für Videospielbegeisterte an einem Ort zu konzentrieren.
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