Inhaltsverzeichnis
Erst vor wenigen Tagen stand Twitch in der Diskussion in Bezug auf das Thema „Hot Tub“-Meta, der eigens dafür eingerichteten Kategorie sowie den angepassten Terms of Service. Schon am heutigen Sonntag gibt es die nächste fragwürdige – oder zumindest sehr umstrittene – Ankündigung der Streaming-Plattform.
Via Twitch-Blog und Twitter kommuniziert die Plattform, dass man in der kommenden Woche über 350 neue Tags hinzufügen wird, die Streamende für ihre Übertragungen werden auswählen können. Bislang sind etwa Tags in Bezug auf Spiele, Genres oder Sprachen äußerst gängig. Bereits bei der Auswahl eines bestimmten Titels, der übertragen werden soll, werden automatisch einige Tags zum eigenen Stream hinzugefügt. Doch auch darüber hinaus lassen sich diese theoretisch nach Belieben anpassen.
Von vielen Streamern und Streamerinnen wird dies zwar wenig bis gar nicht genutzt, dennoch scheint Twitch an diesem Punkt Handlungsbedarf zu sehen. So könnt ihr künftig etwa neue Tags setzen, die mit „Race“, „Sexual Orientation“, „Gender“, „Nationality“, „Mental Health“, „Ability“ und vielen weiteren Punkten betitelt werden.
Geht so Inklusion?
Bereits wenige Stunden nach dieser Ankündigung ist eine große Diskussion darüber entbrannt, ob diese Änderung wirklich sinnvoll ist und eine positive Neuerung darstellt. Twitch selbst schreibt im zugehörigen Blogpost, dass die neuen Tags es ermöglichen sollen, sich selbst und die eigene Community zu feiern.
Unter die neuen Tags fallen auch „Transgender“, Hautfarben, Behinderungen und vieles mehr. Die Funktion, wie Tagging funktioniert, soll hierbei nicht beeinflusst werden. Insbesondere für den Vorschlag aus der Community, den „Transgender“-Tag einzuführen, bedankt sich das Twitch-Team. Dieses hätte man bereits viel früher umsetzen sollen, gesteht die Plattform ein. All diese neuen Tags sollen den Creatorn mehr Auswahlmöglichkeiten geben.
Als man das Tags-Feature im Jahr 2018 einführte wäre es der Streaming-Plattform initial darum gegangen, die Entdeckungsmöglichkeiten zu stärken, den Content-Creatorn dabei zu helfen ihre Inhalte zu beschreiben sowie den Zuschauern eine Erleichterung dabei zu verschaffen Streams zu finden, die sie interessieren.
Eine Linie wird durchbrochen
Das System sei nicht dafür ausgelegt gewesen zu zeigen, wer die Streamenden selbst seien oder wofür sie stehen. Diese Differenzierung habe man seitdem beibehalten und dies sei falsch, so die aktuelle Erkenntnis. Wenn Zuschauende sich darüber unterhalten, warum sie Twitch lieben würden, gehe es dabei nicht nur um Content. Es gehe um die Creator und die Communities, die diese geschaffen haben. Mit der Ergänzung der Tags soll eine Funktion geboten werden, die des Content-Creatorn leichter machen soll gefunden zu werden und Zuschauenden Wege aufzuzeigen, die sie zu Communities führen sollen, die sie ihr Zuhause nennen wollen.
Eine Ausnahme der bisherigen Tag-Designs stellt das LGBTQIA+ Tag dar, welches als Experiment gestartet sei und überschwänglich positive Reaktionen hervorgerufen habe. Die Twitch-Community sei unglaublich divers und die Tags, die auf der Plattform zur Verfügung stehen, sollten dies auch zeigen, so die Erklärung weiter.
Im Zuge des Entschlusses, diese umfangreiche Ergänzung vorzunehmen, habe man sich mit zahlreichen unabhängigen Third-Party Organisationen und weiteren Experten zusammengetan, um über die Implementierung zu beraten. Dazu gehören unter anderem GLAAD, The Trevor Project, AbleGamers und SpecialEffect. Auch Mitglieder der Twitch-Community seien bereits um Feedback gebeten worden.
Trotz allem verstehe man, dass einige Tags noch immer fehlen werden, die von Teilen der Community gewünscht sind. Diese Vorschläge sollten direkt über UserVoice kommuniziert werden. Zunächst wolle man wöchentlich auf die bestbewerteten Vorschläge schauen und nach interner Evaluation entsprechend der Community Guidelines in die Liste der aktiven Tags aufnehmen.
Eine falsche Hoffnung?
Die Hoffnung seitens Twitch sei es, mit den neuen Tags jeder Community zu helfen. Insbesondere unterrepräsentierten Communities solle es dabei helfen zu wachsen und zu gedeihen. Ebenfalls bewusst sei man sich im Zuge der Implementierung darüber, dass es durchaus Möglichkeiten gibt, das Feature auszunutzen.
Creator, die dies tun, werden allerdings unter Bezug auf die Richtlinie für hasserfülltes Verhalten und Belästigung bestraft, kündigt Twitch an. Weitere Informationen zu der Einführung von über 350 neuen Tags soll es live am kommenden Mittwoch, 26. Mai 2021 geben. Ab 18:30 Uhr wolle man auf dem offiziellen Twitch-Kanal über das Thema sprechen und so viele Fragen wie möglich beantworten.
Hier kommt ihr zum Stream:
Viele offene Fragen
Schon weit vor dem angekündigten Stream zum Thema sind die Diskussionen im Internet rund um die Ankündigung groß und höchst umstritten. Denn nicht alle Streamenden und Zuschauenden sehen einen Sinn hinter den neuen Tags. Wieso sollte man auf Twitch angeben, welcher „Rasse“ man angehört? Und sollte man Menschen überhaupt in diese einordnen? Sind wir über diesen Punkt nicht schon lange Jahre – wenn nicht Jahrzehnte – hinweg?
Warum sollte man bei Twitch angeben, zu welchem Geschlecht man sich hingezogen fühlt? Spielt das irgendeine Rolle auf dieser Plattform? All diese und viele weitere Fragen sind derzeit Bestandteil der Argumentationen.