Six Invitational 2021 – Gruppe B vereint T3-Teams und Weltmeister

Der Start der Gruppenphase des Six Invitational 2021 ist zum Greifen nah. Nachdem wir zuletzt auf die Gruppe A des erstens Rainbow Six offline Events seit Februar 2020 blickten, schauen wir uns heute mit Gruppe B die verbleibenden acht Teams der Weltmeisterschaft an. Vorab müssen wir allerdings auf die einzigartigen Gegebenheiten der Gruppe eingehen. Hier gibt es nämlich – anders als in Gruppe A – keine zehn, sondern lediglich acht Teams. Wir erklären, woran das liegt und welche Leistungen wir von diesen acht Teams erwarten können.

In Gruppe B treffen wir auf eine nahezu außerordentliche Mischung der Teams. Neben dem aktuellen Weltmeister Spacestation Gaming (SSG), finden wir hier ebenfalls den letztjährigen Finalkontrahenten SSGs und Vizeweltmeister Ninjas in Pyjamas (NiP), den Sieger der NAL 2020 US Division Finals TSM sowie den Champion der jüngsten NAL-Stage Oxygen Esports vor.

Vervollständigt wird die Gruppe jedoch von den Teams, welche für die besagte Mischung verantwortlich sind. Die Rede ist nicht von MIBR oder Giants Gaming, die zwar auch in der Gruppe B spielen, jedoch international nicht unbekannt sind, sondern von Parabellum Esports und Mkers – die zwei überraschenden Qualifikanten aus Europa und Nordamerika.

Warum sind es nur acht Teams?

Blicken wir auf Gruppe B des Six Invitationals 2021 und vergleichen die dortigen Umstände mit denen der Gruppe A, fällt schnell auf, dass hier zwei Teams weniger vertreten sind. Als Ubisoft das Format des Turniers bekannt gab, hieß es, dass 20 Teams in zwei Gruppen mit jeweils zehn Teams pro Gruppe unterteilt werden. In jenen Gruppen spielt jeder gegen jeden und die beiden letztplatzierten Teams – so hieß es im Vorfeld – scheiden aus dem Turnier aus. Die Plätze eins bis acht treten anschließend in den Playoffs an und treffen dort auf die acht ebenfalls qualifizierten Teams der jeweils anderen Gruppe.

Bereits Ende Januar dieses Jahres gaben Wildcard Gaming und Ubisoft übereinstimmend bekannt, dass der Zehntplatzierte der globalen Standings nicht an der Weltmeisterschaft teilnimmt. Die überraschende Entscheidung, dass Wildcard nicht am Turnier teilnehmen darf, traf die australische Regierung. Aufgrund der Covid-19-Pandemie wurde dem Team untersagt das Land zu verlassen und an dem Turnier beizuwohnen.

Nicht weniger tragisch ist das Schicksal von Virtus.pro. Das russische Team, welches aufgrund seiner 2020 äußerst konstant guten Leistung Außenseiterchancen im Titelkampf gehabt hätte, musste wenige Tage vor dem Start der Weltmeisterschaft die Absage hinnehmen, da bei zwei Mitgliedern des Teams Covid-19 festgestellt wurde. Dies veranlasste einige Kritiker der Austragung des Turniers während einer weltweiten Pandemie – zu denen auch teilnehmende Profis wie Gabriel ‚Laxing‘ Mirelez zählen – erneut dazu, Zweifel an dem Event zu äußern.

Für Wildcard Gaming und Virtus.pro bedeutet die Nichtteilnahme logischerweise das frühzeitige Ausscheiden. Sie erhalten den ursprünglich für die Plätze 19-20 vorgesehenen Anteil 1% des gesamten Preispools der Weltmeisterschaft. Dies entspricht 30.000 USD pro Team. Jeder Teilnehmer nimmt automatisch eine Platzierung über der russischen und australischen Organisation ein. Für die Plätze 17-18 bedeutet dies einen Gewinn von 40.000 USD (1,33% des Preispools).

SI2021 Gruppe A 1
Quellen: Teams, Unsplash (Antony)

Das italienische Wunderkind

Die zwei großen Fragezeichen der Gruppe B sind offensichtlich die Qualifikanten Parabellum Esports und Mkers. Während es in Lateinamerika mit FURIA Esports wenigstens ein T1-Team –  also ein Team der höchsten Spielklasse – schaffte, sich zu qualifizieren, scheiterten in Europa und Nordamerika sämtliche EUL- und NAL-Vertreter an den beiden Underdogs. Doch wer sind sie überhaupt?

Das italienische Team Mkers (gesprochen: Makers) ist in der E-Sport-Szene von Rainbow Six Siege kein unbekanntest Gesicht, auch wenn die Zusammensetzung des aktuellen Line-ups nicht so lange besteht, wie man meint. Die Organisation Mkers ist seit Jahren Teilnehmer sämtlicher Qualifikationen. Völlig egal, ob es um den Six Invitational, die Challenger League oder italienische Nationals geht – die Mkers sind dabei.

Doch auch wenn das jetzt vielleicht ein wenig fies klingt, im E-Sport ist dabei sein nun mal nicht alles. Seit jeher scheitern sie bei den wirklich wichtige Turnieren in den Qualifikationsrunden oder beim Versuch die Erstklassigkeit zu erreichen spätestens beim Alltag der Challenger League. Der jüngste Versuch die EUL zu erreichen endete frühzeitig. Nach einem bis dato überzeugenden Turnierverlauf scheiterten die Italiener im Grandfinal der European Challenger League 2020 – Closed Qualifier.

Die bittere 2:1 Niederlage zeigt, wie knapp und umkämpft das Match ausging. Tragisch ist, dass nur der tatsächliche Sieger an der Challenger League teilnahm. Noch tragischer ist, dass ihr Gegner im Finale niemand geringeres als Cowana Gaming war. Jenes Team, das auch in der Challenger League gegen jeden Gegner gewann. Auch die Absteiger der ProLeague Season 11 und die eigentlichen Favoriten konnten Cowana nicht stoppen. Sie schlugen das russische Team von Winstrike mit 2:0, das damals vollständig französische und äußerst talentierte Line-up von PENTA ebenfalls, stiegen in die European League auf und erreichten dort trotz eines gravierenden Spielerwechsels (Kayak ersetzte Pengu bei G2) einen überragenden dritten Platz in Stage 1.

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Die Wundertüte des Invitationals

Die Frage, die sich nun stellt, ist, ob es das Mkers-Team hätte in die EUL schaffen können, wenn Cowana Gaming nicht gewesen wäre und wie sie sich dort geschlagen hätten. Schließlich setzte sich das italiensche Roster während der europäischen Six Invitational Closed Qualifier gegen zahlreiche EUL-Teams durch. Sowohl Rogue, als auch der Chaos EC schwächelten zu dem Zeitpunkt zwar enorm, doch war der jeweilige 2:0 Sieg der Mkers über besagte Teams trotz allem nicht nur deutlich, sondern in dem Ausmaß auch unerwartet. Nach einem Dämpfer gegen Team Secret folgten dann in den Finals der Qualifier Erfolge gegen Teams, die in der europäischen Spitzenklasse (EUL) solide performten. Gegen Natus Vincere (NaVi) gewannen die Italiener 2:0 und gegen Tempra Esports immerhin 3:1.

Das sind definitiv Ergebnisse gegen starke Gegner, die aufhorchen ließen. Kurz nach dem Qualifikationsturnier kochten die sozialen Netzwerke, insbesondere Twitter und Reddit mit Vorwürfen über, dass Mkers betrogen haben müsse. Es waren Clips im Umlauf, die angeblich Hinweise darauf enthielten, dass Spieler des Teams Cheats verwenden würden. Bewiesen wurde von den Vorwürfen, die teilweise sogar von gestandenen Profis geäußert und geteilt wurden, bis heute keiner.

Die Kontrahenten der Gruppe B müssen sich bei den Mkers auf jeden Fall auf einiges gefasst machen. Dieses Team ist eine wahre Wundertüte. Die Frage ist: Sehen wir beim Invitational jenes Team, das es nicht mal in die Challenger League schaffte oder sehen wir das Team, welches zahlreiche EUL-Teams gnadenlos abschlachtete? Vorsicht gilt vor allem für die Favoriten von TSM, SSG und NiP, die zuletzt schwächelten. Die Italiener zu unterschätzen könnte fatal enden.

SI2021 Parabellum und Mkers
Quelle: Ubisoft, Teams

Parabellum Esports steiniger Qualifikationsweg

Nicht nur das italienische Team Mkers zeigte einen überraschenden Lauf während des Qualifiers für den Six Invitational 2021, sondern ebenso das großteils kanadische Team von Altiora. Auch gegen jenes Line-up, das aktuell für Parabellum Esports spielt, da Altiora auf Wunsch eines großen Sponsors der Organisation kein Team in Rainbow Six Siege besitzen darf, verloren Teams der höchsten nordamerikanischen Spielklasse.

An jener Qualifikation nahmen neben freispielenden und / oder organisationslosen Teams wie PogChamp, suprSoniqs, The Last Dance, RentFree und APE, auch die Teams von Disrupt Gaming, beastcoast und Mirage teil. Viele erfahrene Profis schafften mit jenen Teams nicht den großen Wurf, der letztendlich Altiora / Parabellum gelang.

Zur Klarstellung: Auch wenn die Namen der organisationslosen oder freien Teams nicht den Eindruck erwecken, dass hier starke Herausforderer lauern, sind dies alles Spieler, die schon auf höchstem Nievau spielten oder immer noch spielen. Beispielhaft für jene Aussage ist The Last Dance. Mit Yung spielt dort sogar jemand, der den ersten Six Invitational im Jahr 2017 gewann und mit dem Team der Evil Geniuses anschließend weitere Finalteilnahmen (u.a. das Finale des S.I. 2018) sammelte.

Ist Parabellum konkurrenzfähig?

Wer jetzt glaubt, dass sich die Parabellum-Spieler lediglich gegen ausgediente Profis, die den Zenit ihrer Karriere längst überschritten, durchsetzten, der liegt falsch. Das komplette Team der suprSoniqs spielte in der vergangenen NAL-Stage. Drei Spieler jenes Rosters sind Teil der Susquehanna Soniqs, welche die besagte erste Phase der Saison auf dem zweiten Platz vor Teams wie DarkZero, Spacestation Gaming und TSM beendeten. Das Line-up von RentFree ist nahezu vollständig das heutige Team von XSET, dass ebenfalls in der jüngsten NAL-Stage vertreten war und auch in der nächsten Stage vertreten sein wird.

Wir sahen also prinzipiell XSET (Achter NAL 2021 Stage 1), beastcoast (Siebter NAL 2021 Stage 1), Disrupt Gaming (Vierter NAL 2021 Stage 1) und die Susquehanna Soniqs (Zweiter NAL 2021 Stage 1) scheitern, während Altiora / Parabellum Esports erfolgreich war. Mirage zählten wir bewusst nicht auf, da dort im Gegensatz zu den genannten Teams ein nahezu vollständig neues Line-up die vergangene Stage spielte. Zwar nahmen nahezu alle aufgezählten Roster neue Spieler auf oder tauschten alte aus, doch blieb der Stamm besagter Teams erkennbar.

Jene Teams sind, wie man an Disrupt Gaming und den Susquehanna Soniqs sieht, kein Freifahrtschein. Der zweite und vierte Platz der NAL sind bemerkenswert. Die eigentlichen Spitzenteams (TSM, DZ und SSG) belegten lediglich die Ränge fünf bis sieben. Spacestation Gaming ist derzeit immer noch Six Invitational Champion und TSM beendete die letztjährige Weltmeisterschaft auf dem dritten Platz. Parabellum nimmt nicht ohne Grund an dem Turnier teil und auch hier dürfen sich die vermeintlichen Favoriten der Gruppe keine Fehler erlauben oder gar eine Pause gönnen. Die Kanadier werden auf ihre Chance lauern.

Mit diesem Video stellt Parabellum ihr Six Invitational Roster vor:

Die Probleme von Nordamerikas Elite

Neben Nordamerikas Außenseiter hat die Gruppe B auch noch elitäre Vertreter und Titelkandidaten aus den Vereinigten Staaten zu bieten. Ganz oben auf dieser Liste stehen auf den ersten Blick TSM und Spacestation Gaming. Doch das Schicksal der beiden Favoriten ist vergleichsweise unbekannt. Der Verlauf der jüngsten Saisonphase lässt Zweifel daran aufkommen, ob die Teams tatsächlich Favoriten sind.

Weder der fünfte Platz für TSM noch der siebte Platz für SSG sind überzeugend. Die Teams wurden den hohen Ansprüchen nicht gerecht. Wir glauben auch nicht, dass irgendein Team – egal ob Gruppe A oder B – Strategien für den Invitational verheimlichte, da jede Stage Einfluss auf den nächsten Invitational hat. Ein schlechtes Abschneiden während einer einzigen Stage kann am Ende des Jahres im direkten Vergleich mit anderen internationalen Teams bedeuten, dass man im Kampf mit der Konkurrenz den Kürzeren zieht. Jedes Team muss zu jeder Zeit die Global Standings im Blick haben.

Das Risiko in Kauf zu nehmen, das es birgt, wenn ein Team bei dem diesjährigen Invitational eventuell besser abschneidet, da man während des Saisonalltags nicht das volle Potenzial ausschöpfte und Strategien versteckte, wäre töricht und könnte auf lange Sicht bedeuten, dass die Teilnahme am Six Invitational 2022 verwehrt bleiben würde. Ich denke nicht, dass dies irgendeine E-Sport-Organisation, die schließlich ebenfalls wirtschaftlich denkende und finanziell ausgelegte Unternehmen sind, befürworten würde.

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Die Folgen von Canadians Karriereende

Was hat es also zu bedeuten, dass TSM und SSG zuletzt schlechter abschnitten, als man es erwartet hätte? Die Antworten sind recht simpel. SSG musste das überraschende Karriereende von Canadian kompensieren, durfte es jedoch nicht, da die Transferphase bereits beendet war. Im Klartext bedeutet dies, dass der Weltmeister wenige Tage vor dem Saisonstart seinen IGL verlor und stattdessen mit dem Analysten des Teams Luke Slota spielte. Dieser ist wie bereits erwähnt Analyst und kein Profispieler. Obwohl sie also jenen herben Verlust kompensieren mussten, erreichten sie immerhin noch einen an den Umständen gemessenen akzeptablen siebten Platz.

Für den Six Invitational 2021 gaben SSG und Canadian nach dem Ende der Stage 1 überraschend bekannt, dass der ehemalige IGL des Teams nochmals für ein letztes Turnier mit Line-up auflaufen und die Titelverteidigung anstreben wird. Canadian wolle seine ehemaligen Teamkollegen, die sich durch seinen Rücktritt mit solch enorme Probleme konfrontiert sahen, nicht hängen lassen. Die Weltmeisterschaft ist zu wichtig.

Da Canadian kein neuer Spieler ist, er die Abläufe und Strategien des Teams kennt und sein Rücktritt erst wenige Wochen in der Vergangenheit liegt, sollte die Eingewöhnung des einstigen IGLs nicht lange dauern. Es ist also durchaus zu erwarten, dass SSG bessere Resultate erzielt, als sie es während der vergangenen Stage taten.

Spacestation Gaming gibt den fünften Spieler des S.I. 2021 line-ups bekannt:

. 🚨UPDATE🚨
with our R6 roster for SI 2021 pic.twitter.com/D8tzbBm2dG

— Spacestation Gaming (@Spacestation) April 26, 2021

TSM und Bo1s

Bei TSM liegt das Problem tiefer. Das ist eine persönliche und spekulierte Behauptung, doch ist sie keinesfalls aus der Luft gegriffen. TSM ist in Best-of-one-Matches bei weitem nicht so gut, wie sie es in Best-of-three-Matches sind. Die Historie zeigt dies. In der ProLeague Season 10 entgingen sie der Relegation nur knapp und retten sich erst am letzten Spieltag mit einem 7:3 gegen Rogue, dem direkten Konkurrenten im Abstiegskampf. Rogue und die Susquehanna Soniqs stiegen damals ab.

Beim Six Invitational 2020, wo keine Bo1s gespielt wurden, zeigten sie dann prompt bessere Leistungen und wurden Dritter. Es folgte in der ProLeague Season 11 ein zweiter Platz. Sie hätten Erster werden können, doch verspielten wichtige Matches, in denen sie die eine gespielte Map aus der Hand gaben. Niederlagen gegen Team Reciprocity, den Vorletzten eUnited sowie gegen den späteren Meister SSG bedeuteten den Verlust der Führung und des Titels.

Als die Nordamerikanische ProLeague dann durch die NAL ersetzt wurde, bei der die Teams Bo3 spielten, erlebte TSM erneut einen Aufschwung. Die Liga war zu dem Zeitpunkt deutlich kompetitiver als in den Saisons davor, doch TSM behauptete sich trotz dessen und wurde letztendlich Sieger des November Majors sowie der NAL 2020 US Division Finals. Wenn ein Team wie TSM im Januar alles gewinnt, keine Veränderungen vornimmt und abschließend im April durch Niederlagen gegen vermeintlich schwächere Teams wie Disrupt Gaming, beastcoast und die Soniqs dann einen enttäuschenden fünften Platz belegt, muss das einen Grund haben. Die offensichtlichste Neuerung ist, dass die NAL 2021 Bo1s austrägt.

Wir haben natürlich keine Insights und kennen keine Abläufe des Teams, doch der Umstand könnte ein Grund der jüngste Misere sein. Problematisch wird das Ganze, wenn man bedenkt, dass während der Gruppenphase des Invitationals 2021 ebenfalls Bo1s gespielt werden. TSM besitzt unserer Einschätzung nach trotzdem die Qualität und die Professionalität, um den Einzug in die Playoffs erfolgreich zu meistern. Dort angekommen, zählen sie neben SSG, zahlreichen lateinamerikanischen Teams und BDS zu den Favoriten auf den Titel. Den Gruppensieg erwarten wir allerdings von anderen Teams.

Oxygen Esports präsentiert: Kynos Aufstieg

Wenn wir uns die vergangenen Majors, Stages und Finals in NA anschauen, sahen wir zuletzt stets dieselben vier Teams. Nachdem wir in unserer Analyse der Gruppe A über DarkZero und im heutigen Beitrag bereits über TSM und SSG sprachen, bleibt lediglich ein Team aus dem Quartett übrig – Oxygen Esports.

Das Team um FoxA und Laxing verzeichnete zuletzt nie dagewesene Erfolge. Nachdem das Dreiergespann, das durch Vertcl komplettiert wird, zwei völlig neue und vergleichsweise unbekannte Gesichter als Neuzugänge vorstellte, wusste niemand so genau, wo sie tabellarisch einzuordnen sind. Wo sich jedoch alle Begutachter der Szene einig waren, ist die Tatsache, dass es darauf ankommen sollte, wie schnell sich die Neuen einfügen. Bei den Neuen handelt es sich übrigens um Kyno und Yoggah. Zwei sehr junge und talentierte Spieler.

Die Erwartungen waren insbesondere an Yoggah hoch, da er bereits im Vorfeld den Ruf als extrem präziser Entry Fragger besaß. Kyno, ein typischer Support-Spieler der im Verlauf der Saison vermehrt auf den Operatoren Smoke und Thermite zu sehen war, kam eher aus dem Schatten auf die Bühne getreten. Yoggah stand im Spotlight. Umso erstaunlicher war es für die Zuschauer der vergangenen NAL Stage, wie Kyno seinen Einstand feierte. Beide Neuzugänge gaben ihr Profidebüt. Doch während Yoggah nicht vollends ankam, wobei er keinesfalls schlecht spielte, stahl ihm der in Interviews schüchterne Kyno die Show. Dieser erzielte bereits in seiner ersten Runde, auf der ersten Map seines ersten Profimatches ein Ace – mit Thermite, als Support-Spieler. Das Spotlight wechselte und jeder schaute fortan auf den 18-jährigen Brasilianer.

Von diesem Zeitpunkt an rief er Woche für Woche, Tag für Tag Leistungen ab, als wenn er seit Jahren Profi wäre, sich stets mit den besten der Welt messen würde und selbst seit Jahren in jene Kategorie fällt. Es ließ die Leute vergessen, wie frisch er in dem Business ist. Kyno zählt neben Alem4o (Team oNe) zu den größten Talenten des Spiels, die während des diesjährigen Six Invitationals erstmals auf der richtig großen Bühne agieren.

Bereits in seiner Debütsaison ist Kyno im „Team of the Stage“

NAL 2021 Team of the Stage
Quelle: Rainbow Six NA

Wie stark ist Oxygen Esports wirklich?

Die Frage die erhalten bleibt, lautet: Wie stark Oxygen Esports ist wirklich? DarkZero schwächelte, nachdem sie ihren jahrelangen Supporter Hotandcold durch einen jungen Fragger ersetzten, SSG litt unter dem Rücktritt von Canadian und auch TSM blieb unter den Erwartungen. Im Kampf um den ersten Tabellenplatz setzte sich Oxygen gegen die Soniqs, Mirage und Disrupt Gaming durch. Das ist nicht unbedingt die Konkurrenz, die man erwartete

Wäre für die Sonqis ein erster Platz möglich gewesen, wenn SSG mit Canadian und DZ mit Hotandcold gespielt hätte? Wäre der erste Platz möglich gewesen, wenn die NAL weiterhin Bo3s austragen würde? Wir werden es selbstverständlich nie erfahren, aber es sind trotzdem Gedanken und Faktoren, die an der Qualität des NAL Stage 1 Champions zweifeln lassen. Beim Invitational werden die Karten neu gemischt. Das Weiterkommen sollte jedoch nicht in Gefahr sein.

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Die vermeintlich stärkste Region

Kommen wir zu den Teams, auf die ich mich in Gruppe B besonders freue – MIBR und Ninjas in Pyjamas. Während die zuerst genannten zuletzt einen Höhenflug erlebten, fehlte bei NiP zuletzt etwas die Konstanz. Beim Six invitational, wenn alle Matches offline ausgetragen werden, können NiPs Aim-Götter Muzi und Pino wieder zeigen, was sie wirklich können. Wenn sie auch nur ansatzweise das zeigen, was sie letztes Jahr beim Six Invitational 2020 aufboten, dann ist NiP definitiv einer der großen Favoriten auf den Titel. Die Rollenverteilung und Chemie innerhalb des Teams ist stimmig und wenn sie in Topform sind, gibt es nicht viele Teams, die dem ansatzweise entgegentreten können.

Seit Jahren diskutieren Nordamerika und Europa wer die stärkste Region der Welt in Rainbow Six Siege sei. Die Antwort könnte dieses Jahr Lateinamerika heißen. In Gruppe A trauen wir FaZe und Team Liquid zwei der drei obersten Plätze zu. In Gruppe B gilt selbiges für NiP und MIBR. Jedes dieser vier Teams könnte den Titel gewinnen. Weder SSG noch TSM, BDS, G2 oder DZ dürfen sich Fehler oder einen schlechten Tag erlauben, sonst kann es gegen eines der brasilianischen Teams das Ausscheiden bedeuten. Dies wird zwar besonders in den Playoffs relevant, doch ist es voraussichtlich schon während der Gruppenphase von Bedeutung.

Dort schätzen wir ein, dass MIBR besser auftreten wird als ihre Landsmänner bei NiP. Diese werden spekulativ betrachtet während des Turnierverlaufs immer stärker, so wie es bereits im vergangenen Jahr der Fall war. Es ist anzunehmen, dass sie in den Playoffs ihr volles Potenzial ausschöpfen.

Was ist mit den Giants?

Wer diesen Text aufmerksam verfolgt hat, dem dürfte aufgefallen sein, dass wir noch gar nicht über Giants Gaming sprachen. Dies ist zugegebenermaßen eine äußerst schwierige Einschätzung. APAC generell wird gerne als schwächste Region angesehen. Jeder Erfolg eines asiatisch-pazifischen Teams gilt als Überraschung. Da wir seit über einem Jahr keine internationalen Aufeinandertreffen sahen, ist es umso so schwieriger zu beurteilen, wie beziehungsweise ob sich die Region weiterentwickelte.

Das Team von Giants sah sich zuletzt mit Misserfolgen und Enttäuschungen konfrontiert, an denen Ubisoft nicht ganz unbeteiligt scheint. Das Team aus Singapore spielte bis zuletzt in der APAC North Division. Sie galten dort als mitunter bestes Team und duellierten sich Mal um Mal mit Cloud9 um den Titel. Im direkten Vergleich hatte das Team von Coach Ellis ‚GiG‘ Hindle für viele Experten die Nase knapp vorn. Doch schritt Ubisoft ein.

Giants Gaming sah sich zum Start der 2021 Saison gezwungen, in der APAC South Division anzutreten, welche als die schwächere der beiden APAC-Divisionen zählt. Hinzu kommt, dass dadurch von den Teams verlagt wird, mittels VPN faire Wettkampfbedingungen zu schaffen, damit jedes Team mit einem ungefähr gleichen Ping antritt. Dieser ist in der Regel trotz VPN jenseits der 100 – schließlich treten Teams aus Neuseeland, Australien und Singapur gegeneinander an – und sorgte für ausreichend Frust, den Spieler und Coaches der Division – nicht zuletzt von Giants Gaming – mittels soziale Netzwerke äußerten.

Die vergangene Stage beendete Giants Gaming in der vermeintlich schwächeren Region anschließend auf einem enttäuschenden sechsten Platz. Inwiefern hierbei die Verbindung zu den Servern eine Rolle spielte, kann nur gemutmaßt werden, jedoch hilft dieser Umstand sicherlich nicht bei der Einschätzung des Teams. Voraussichtlich wird Giants Gaming mit Mkers und Parabellum darum konkurrieren, wer in die Playoffs einzieht und wer in der Gruppenphase ausscheidet.

UPDATE ABOUT OUR TEAM & APAC NORTH/SOUTH SITUATION

Read: https://t.co/0gkAr6SBBf

— GiG (@Kid_Giggy) March 17, 2021

B wie Brasilien

Unsere grobe und spekulierte Einschätzung der Gruppe B lässt sich mit „B wie Brasilien“ zusammenfassen. Wenn uns jemand sagt, dass die Tabellenspitze an MIBR und NiP gehen würde, dann Nordamerikas Elite (TSM, SSG und Oxygen) folgt und die Schlusslichter Parabellum, Mkers und die Giants bilden, dann würden wir nichts dagegen sagen. Im Detail fügen wir unserer Einschätzung noch einige Anpassunegn hinzu, da zumindest in der Gruppenphase Nordamerika Druck auf die Brasilianer ausüben wird.

Eine Mischung der genannten Topteams wird die Tabelle prägen. Die Matches werden häufig von der Tagesform, der gespielten Map und weiteren Faktoren anhängig sein, die sich auf lange Sicht auf die Endplatzierung eines Teams innerhalb der Tabelle auswirken. Deshalb werden wir, wie es schon bei der Analyse der Gruppe A der Fall war, keine exakte spekulierte Platzierung benennen, sondern einen ungefähren Bereich bestimmen, in dem ein Team zum Ende der Gruppenphase landen könnte.

SI2021 Gruppe B Tabelle Prediction
Quelle: Ubisoft, Teams
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Dariusz Müller
Dariusz Müllerhttps://www.gaming-grounds.de/
Dariusz Müller ist frei schreibender Journalist, E-Sport begeistert, leidenschaftlicher Gamer und seit Februar 2020 als Gastautor bei Gaming-Grounds.de aktiv. Das Schreiben bei GG hilft dem jungen Autor Erfahrungen in der Branche zu sammeln und Reputation zu gewinnen, Feedback zu erhalten und den eigenen Weg zu ebnen. Des Weiteren verfolgt er das Ziel, mittels sportjournalistischer Artikel über den E-Sport und dessen Events, dabei zu helfen, dass jener Sport zukünftig von der breiten Masse als solcher anerkannt und akzeptiert wird. Zusätzlich ist Dariusz als Taktik-Coach in dem E-Sport Titel Rainbow Six Siege tätig.
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