V Rising: Warum der große Erfolg zum Problem werden könnte

V Rising ist ohne Frage das Spiel der Stunde. Das neue Survival-Action-RPG von Entwickler und Publisher Stunlock Studios ist am 17. Mai in den Early Access auf Steam gestartet und hat im Anschluss ungeahnten Erfolg. Bisher feiert der Titel jeden Tag einen neuen Rekordwert an gleichzeitigen Spielern, der am gestrigen Donnerstag, 19. Mai 2022 im bisherigen Höchstwert von 83.918 Zuschauenden (via steamcharts.com) gipfelte.

Auch auf Twitch erfreut sich das Spiel in durchschnittlich 616 aktiven Kanälen großer Beliebtheit und verdrängt viele etablierte Titel auf hintere Plätze. Hier sahen in der Spitze 137.720 Menschen gleichzeitig zu, wie Streamende auf die Jagd nach Blut, Ausrüstung und diversen Materialien gingen (via sullygnome.com). Auch auf Steam sind die momentan 5.373 Reviews im Durchschnitt „sehr positiv“.

Der große Erfolg: V Rising schafft etwas Besonderes

Doch warum ist V Rising so erfolgreich? V Rising schafft es, verschiedene Genre-Elemente mit einem gelungenen Start in den Early Access zu verknüpfen und ist dazu auch noch in einem derzeit unverbrauchten Setting angesiedelt. V Rising richtet sich gleichermaßen an Vampir-Fans, Enthusiasten des Action-RPG sowie Survival-Genres.

Wir dürfen aus der isometrischen Perspektive einen Vampir steuern, der im Verlauf des Spiels immer mächtiger wird und nicht nur seine wachsenden Fähigkeiten verwendet, um seinen Einfluss in der Spielwelt zu erhöhen. Wir bauen irgendwo in der Landschaft unser eigenes Vampirschloss auf und verwandeln sogar NPCs in Diener, um für uns verschiedene Aufgaben und Arbeiten zu verrichten.

In V Rising ist immer etwas zu tun: Das eigene Schloss will auf- und um neue Gerätschaften ausgebaut, der eigene Bluthaushalt reguliert, die Ausrüstung verbessert, Materialien beschafft und der nächste Boss besiegt werden, der uns im Anschluss die nächsten Möglichkeiten eröffnet. Stillstand ist hier Fehlanzeige.

v rising building
In V Rising ist immer etwas zu tun. Sei es das Ausbauen des eigenen Vampirschlosses oder etwas anderes. Quelle: Stunlock Studios

Darüber hinaus wird auch das Klischee der verheerenden Wirkung von Sonne auf Vampire elegant genutzt, um den Tag-Nacht-Zyklus zu einem bedrohlichen Feature zu verwandeln. Das Gameplay unterscheidet sich je nach Tageszeit für uns drastisch, Sonnenlicht wirkt wie ein zusätzlicher Feind, der uns das Leben schwer macht.

Darüber hinaus dürfen wir nicht nur allein in den Kampf ziehen, sondern uns wahlweise auch in einem Vampir-Clan von bis zu vier Spielenden zusammenschließen und gemeinsam die große Spielwelt erkunden, die bis zum vollständigen Release sogar noch viel weiter ausgebaut und gefüllt werden soll. Wer es kompetitiv mag, darf auch auf einem PvP-Server ansiedeln und andere Vampire bekämpfen und sogar ihre Behausungen angreifen und plündern.

V Rising schafft es, ein neues Valheim zu werden. Ein Titel, der wie aus dem Nichts auftaucht und die Massen du qualitative Inhalte begeistert – die zum Launch funktionieren und Spielende nicht durch überforderte Server warten lassen. Durch den vergleichsweise niedrigen Kaufpreis von derzeit 19,99 Euro ist die Hürde des Einstiegs nicht allzu hoch, sodass viele Interessierte bereit sein werden, diesen Preis zu zahlen. V Rising setzt den Fokus auf dynamische Kämpfe, Farming und Base-Building gleichermaßen, welcher insgesamt einen enorm belohnenden und immer weiter motivierenden Spielfluss erzeugt.

Doch genau dieser gelungene Spielfluss und das überzeugende Spielerlebnis könnten V Rising auch zum Verhängnis werden. Die Entwickler werden derzeit mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf ihren großen Erfolg blicken.

Darum könnte der Erfolg ein riesiges Problem werden

Warum ist V Rising ein neues Valheim? Nicht nur der Ursprung, Genre und die Entwicklung lassen sich zwischen Valheim und V Rising gut vergleichen. Beide Spiele kamen überraschend gut in der Community an und entwickelten in direkt in den ersten Tagen nach der Freischaltung ein gigantisches Interesse und eine immens große Spielerschaft. Beide Spiele siedeln sich zu ihrer Zeit in einem unverbrauchten Setting an, lassen euch spielerisch große Freiheit und verfügten im Voraus nicht über umfangreiche Marketing-Kampagnen. Vielmehr entstanden die Projekte aus Leidenschaft und überzeugten durch ihr Gameplay und einen gelungenen Launch.

Das führt dazu, dass die begeisterten Spieler derzeit jede Menge Zeit in V Rising investieren. Viele Enthusiasten stecken pro Tag viele Stunden in ihre Vampire und Festungen und erfreuen sich über ihre Fortschritte. So weit so gut, doch das Problem erklärt sich nun schon fast von selbst und verstärkt sich noch einmal dadurch, dass V Rising eben noch keinen Full Release gefeiert hat, sondern noch im Early Access steckt.

Kommen wir zum Punkt: Die Spielenden brennen wie nichts durch den Content, spätestens in einer Woche werden sich die ersten fragen, was sie nun tun sollen. Genau das Gleiche passierte auch Valheim. Umso mehr Zeit in einem kurzen Zeitraum in ein Spiel investiert werden, desto schneller ist der verfügbare Content am Ende. So weit, so logisch. Doch statt es dann auf sich beruhen zu lassen sich und für einige Wochen oder Monate einem anderen Titel zu widmen, wollen die Spielenden unbedingt sofort neuen Content und da weitermachen, wo sie angelangt sind.

Dies wiederum bedeutet nahezu unvorstellbar hohen Druck für die Entwickler, die am besten Vorgestern schon mit dem ersten großen Content-Patch um die Ecke kommen müssen, um die Community bei der Stange zu halten. Dieses Problem ist leider ein unumgängliches, bezogen auf die Art und Weise, wie neue Spiele heutzutage wahrgenommen und konsumiert werden.

Genau zu diesem Problem des „Binge-Gamings“ haben wir erst vor wenigen Wochen einen Gaming-Grounds.de Podcast aufgenommen:

Bei Valheim führte der Spieleransturm und der in kürzester Zeit verbrannte Content dazu, dass der unglaubliche Rekordwert von 498.478 gleichzeitig Spielenden am 1. Februar 2021 (via steamcharts.com) innerhalb von drei Monaten auf maximal fünfstellig gleichzeitig aktive Spieler fiel. Das ist zwar noch immer eine äußerst große und aktive Community, in Relation zum Starterfolg allerdings verlor man hier rund 80 Prozent der Playerbase im ersten Quartal.

Dass Studios, die mit ihrem Titel einen überraschend großen Erfolg feiern, nicht sofort massig Content nachliefern können, ist in mehreren Faktoren begründet, die in den meisten Fällen auf der Hand liegen. Insbesondere, wenn das Entwicklerteam ursprünglich nur aus wenigen Menschen bestand, muss Unternehmensskalierung gepaart werden mit der Weiterentwicklung, für die man zuvor um ein vielfaches mehr Zeit hatte.

Ein äußerst passendes Beispiel hierfür ist auch einer der Überraschungshits des Jahres 2021. Im Juli vergangenen Jahres startete Splitgate, ein Arena-Shooter, der zumeist als Mischung aus Portal und Halo bezeichnet wurde. Hier führte der massive Spieleransturm auf das kreative und innovative Game dazu, dass lange Schlangen vor den Servern entstanden.

Weshalb diese Probleme nicht durch das „einfach schnell mehr Server kaufen“-Argument, welches häufig aus der Community als potenzielle Lösung vorgeschlagen wird, zu lösen sind, erklärte 1047 Games Mitarbeiter Olly Freeman anhand eines passenden Beispiels:

„Das ist wie neue Tische ohne neues Personal.“

Die ganze Geschichte könnt ihr bei Interesse hier noch einmal nachlesen:

„[…] Auf TikTok wendet er sich an die Spielenden und vergleicht Splitgate mit einem kleinen Restaurant, welches vor kurzer Zeit gerade einmal fünf Tische pro Abend voll besetzen konnte. Innerhalb von gerade einmal drei Wochen habe man die Zahl dieser Tische auf 1.000 erhöht, aber die Warteschlange vor der Eingangstür des Restaurants sei noch immer unglaublich lang.

Die Gäste in der Schlange fragen, warum nicht noch einfach mehr Tischen eingekauft und aufgestellt werden könnten. Freemans Antwort: „Klar könnten wir Tische aufstellen. Aber wer kümmert sich darum neue Kellner einzustellen und diese zu organisieren? Wer kümmert sich um den nun gebrauchte größere Garderobe? Wer kauft die zusätzlichen Pfannen für alle die nun benötigten Köche?“ […]“

Splitgate erneut mit Spielerrekord: Warum die Wartezeiten normal sind

Hoffen wir, dass das Konsumverhalten der Community nicht auch ein schmerzhafter Dorn im Auge von Stunlock Studios wird, während V Rising weiterentwickelt wird. Immerhin sollen die derzeit im Spiel verfügbaren Inhalte erst ein Teil des Contents ausmachen, der zum Release enthalten sein soll. Im Entwicklerinterview verrät Marketing Director Johan Ilves, dass Spieler bereits in der Beta 30-60 Stunden Gameplay zu erwarten hatten, einige hätten auch nach 80 Stunden noch etwas zu tun gehabt. Selbst diese Angabe scheint noch sehr defensiv zu sein, wenn wir die Ingame-Zeiten einiger Vielspieler im Early Access nach einer Woche betrachten. Wie wir euch bereits zum V Rising Early Access Start berichteten, soll diese Phase maximal zwölf Monate andauern. Bis Mai 2023 wolle man also spätestens fertig sein.

Zum V Rising Release sollen weitere Biome und Dungeons, Waffen und Zauber, Feinde, Gegenstände, Rezepte und mehr implementiert werden. Merkt euch also: Selbst wenn es noch etwas dauert, bis neuer Content kommt und ihr schon bald alles derzeit verfügbare gesehen habt, ist jede Menge für die Zukunft geplant. Vielleicht überraschen uns die Verantwortlichen ja schon bald mit einer V Rising Roadmap für die weitere Entwicklung, es wäre wünschenswert.

Auf Gaming-Grounds.de halten wir euch selbstverständlich ebenfalls auf dem Laufenden, was die Entwicklung und Updates rund um V Rising angeht. Bis dahin bleibt es uns nur, eine erfolgreiche Blutjagd zu wünschen!

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Jonas Walter
Jonas Walterhttps://www.gaming-grounds.de/
Jonas 'Syncerus' Walter ist seit 2010 im E-Sport-Journalismus aktiv. Nach Beteiligungen an diversen E-Sport-Projekten im redaktionellen Bereich wie MaseTV, ESC Gaming oder Team Vertex ist Gaming-Grounds.de nun die erste eigene Konzeption. Diese hat die Vision aktuell relevante Themen aus dem Gaming- und E-Sport-Bereich aufzugreifen und für Videospielbegeisterte an einem Ort zu konzentrieren.

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Adriano
Adriano
24. Mai 2022 07:54

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