Zu Unrecht: Battlefield 2042 wird zum Release in Kritiken zerfetzt

Am heutigen Freitag, 19. November 2021 erscheint Battlefield 2042 offiziell in seiner Vollversion für alle Spielenden. Seit 9 Uhr morgens könnt ihr euch auf den Servern austoben und eure Erfahrungen sammeln. Seit einer Woche haben einige User durch verschiedene Early-Access-Zugänge bereits die Möglichkeit, Battlefield 2042 und seine Modi sowie weiteren Inhalte auf Herz und Nieren zu testen. Von der „Release-Version“ zu sprechen wäre falsch, denn mit dem heutigen offiziellen Release-Tag kommt auch ein Day-One-Patch daher, der sich einigen Problemen aus den Testphasen annimmt. (Mehr zu Update 0.2.1)

Unter anderem sollen mit dem Update am Tag der Battlefield 2042 Veröffentlichung zahlreiche Bugs und einige Performance-Probleme der Vergangenheit angehören. In den kommenden 30 Tagen sind bereits zwei weitere Updates angekündigt, die sich weiteren Problemen widmen, Verbesserungen implementieren und Fixes bereitstellen sollen. Ihr merkt schon, die Entwickler sind hinter den Kulissen nicht untätig.

Fans sind stinksauer

Dennoch haben bereits die Beta-Tests sowie die nun endende Woche Early Access ausgereicht, um die Stimmung in der Community – und vor allem auch unter den Battlefield Fans – ziemlich krass aufzuheizen. Nicht von ungefähr kommen beispielsweise auf Steam die über 8.000 größtenteils negativen Rezensionen der Spielenden.

Im Fokus der Kritik stehen unter anderem Punkt wie Spielperformance, nicht ausgereiftes Balancing, übertriebene (Wetter-)Effekte, schlechtes Gunplay und Bugs. Jede Menge Bugs. Doch das ist nur ein kleiner Teil der Probleme und fehlenden Features, wenn man nach der Meinung vieler Kritiker geht. Auf Reddit tauchte ein heiß diskutierter Thread auf, der inzwischen bereits fast 3.000 Kommentare aufweist und gleichzeitig über 94 Prozent Zustimmung in der grundsätzlichen Bewertung verfügt (Stand: 19.11.21). Im Originalpost dieses Threads listet User ‚Jellyswim‘ eine Vielzahl von Problemen in den Bereichen Fahrzeuge, Karten, Bewertungen im Punktesystem, Sound, fehlender Core-Features und Gameplay-Sorgen auf. Die Liste umfasst insgesamt 111 Stichpunkte mit angebrachter, zumeist konstruktiver Kritik.

Zugegeben: Einige der Punkte sind relevanter als andere, einige eher spezifische Wünsche, die vielleicht einfach nicht zur Design-Philosophie der Entwickelnden in Battlefield 2042 gepasst haben. Doch ein Großteil der Punkte ist tatsächlich fundiert und weist auf Dinge hin, die in Battlefield 2042 hätten besser laufen können – vielleicht sogar müssen.

Dazu gehört beispielsweise die Tatsache, dass es keinen normalen Server-Browser gibt, keine persistenten Lobbies existieren, kein Spectator-Modus vorhanden ist, Spielende sich nicht manuell um Ecken lehnen können, Explosionen keinen Rückstoß verursachen, es nicht möglich ist, rückwärts zu schleichen, es keine Animationen beim Ein- oder Ausstieg in Vehikel gibt, Commander für besseres Teamplay ein Wunschtraum bleiben und auch die Zerstörung bei weitem nicht so ausgereift und umfangreich ist, wie wir sie schon in früheren Teilen des Franchise gesehen haben. All das sind nur einige wenige Beispiele für kritisierte Aspekte in Battlefield 2042, die inhaltlicher Natur sind und auf die Release-Version am heutigen Freitag zutreffen.

Ihr merkt schon, die Kritik ist vielfältig, umfangreich und vor allem extrem laut. Immerhin hatte das Marketing im Vorfeld ganze Arbeit geleistet und die Hoffnung auf ein echtes, spektakuläres Next Gen-Battlefield geschürt. Doch im Ergebnis bleibt davon derzeit nur wenig übrig. Klar, Battlefield 2042 sieht gut aus und spielt sich dynamisch und actionreich. Doch selbst das Gameplay wird von einigen als schlechter empfunden als in einigen Vorgängern. Diese Einschätzung ist natürlich teilweise subjektiv, doch von „bahnbrechendem Fortschritt“ im Vergleich zu bisher dagewesenem Battlefield Gameplay sind wir definitiv weit entfernt.

Mehr Zeit als der Schlüssel?

In weiten Bereichen der Battlefield 2042 gilt derzeit der Tenor, dass mehr Entwicklungszeit dem neuen Shooter von EA und DICE extrem gutgetan hätte. Nicht nur wirken viele Features einfach unausgereift und nicht fertig, auch die technischen Probleme hätten mit einer längeren Vorlaufzeit sicherlich besser geregelt werden können. Doch wie lange hätte man sich noch Zeit lassen sollen? Drei Monate? Ein halbes Jahr? Immerhin soll Battlefield 2042 lange aktuell bleiben und mit neuen Inhalten erweitert werden. Das zumindest ist die offizielle Aussage von EA.

Darüber hinaus wäre man dem gefüllten Release-Fenster aus dem Weg gegangen, wenn es um das Genre der online gespielten First-Person-Shooter geht. Battlefield 2042 hat seinen Release direkt zwischen Call of Duty: Vanguard und Halo: Infinite gesetzt und damit zwar den Konkurrenzdruck erhöht, aber gleichzeitig auch den Maßstab an die eigene Qualität, um aus dem Pulk an neuen AAA-Shootern hervorzustechen. Doch das passt nicht mit der scheinbar gehetzten Entwicklung insbesondere gegen Ende zusammen, um gesetzte Deadlines zu halten. Ob das Spiel diesen Maßstab aber erfüllen kann, dürfte derzeit von den allermeisten sehr stark bezweifelt werden. Eine Lobeshymne auf Battlefield 2042 war jedenfalls noch nirgends zu hören. Vielmehr droht Battlefield durch die Verfassung der Release-Version im starken Konkurrenzkampf unterzugehen.

Angespielt: Darum sagt Halo Infinite Battlefield 2042 den Kampf an

All diese Probleme könnte natürlich zu einem gewissen Grad auch mit den im Vorfeld bereits bekannten, durchgesickerten Infos und Details zum Spiel einher, die durch zahlreiche Leaks in den Umlauf kamen und sich wie ein Lauffeuer über soziale Netzwerke und diverse Internetplattformen in der Community verteilten. Details zum Gameplay, Spielmodi, Setting, angeblich geplanten (und nun vielleicht doch gestrichenen?) Features, dem Reveal-Trailer. Das sind nur Beispiele für die Themen, die nicht von EA selbst zuerst kommuniziert worden.

Battlefield 2042 ist nicht wirklich so schlecht

Bei all diesen Nachrichten, Bewertungen, Negativ-Schlagzeilen und zerreißenden Reviews könnt man den Eindruck bekommen, dass Battlefield 2042 der schlechteste Shooter des Jahres wäre. Doch an dieser Stelle müssen wir alle Kritiker – trotz viel berechtigtem Frust – einmal ausbremsen. Stopp! Kontrolle.

Kontrollieren wollen wir an dieser Stelle, ob das Maß an schlechter Presse zu Battlefield 2042 nicht etwas überzogen und vor allem nicht progressiv ist. Denn wenn potenziell interessierte User, die sich vorstellen könnten, Battlefield 2042 zu testen und dem Spiel eine Chance zu geben, überall zuerst lesen, wie katastrophal schlecht das Spiel ist und wie es dem Franchise nicht gerecht wird, dann werden sie wohl auch eher Abstand davon halten.

Das wiederum führt zu einer Verkleinerung der Community, welches wiederum für die Verantwortlichen ein Zeichen sein kann, weniger Mühe in die Optimierung des Projekts zu stecken. Wer füttert schon ein totes Pferd? Vielmehr wäre konstruktive Kritik ein Anreiz, um sowohl Spielende bei der Stange zu halten, Interessierten ein Tor zu öffnen und damit auch EA und DICE einen Anlass zu geben, möglichst schnell wesentliche Verbesserungen in die Wege zu leiten, um Battlefield 2042 am Ende zu der Qualität zu verhelfen, die es verdient hat.

Am Ende sollten die Allerwenigsten daran interessiert sein, dass Battlefield 2042 scheitert und in der Bedeutungslosigkeit versinkt. Immerhin meckert man nicht laut über Dinge, die einem total egal sind. Am meisten echauffieren wir uns doch über Themen, die uns eigentlich am Herzen liegen.

Versteht mich nicht falsch. Kritik am Zustand von Battlefield 2042 ist absolut legitim und berechtigt. Das Spiel hätte zum offiziellen Release in einem anderen Zustand sein MÜSSEN. Und doch liegt es nun an uns, mit der präsentierten Form umzugehen. Natürlich können wir unsere Enttäuschung lauthals herausschreien, das Spiel in die sprichwörtliche Ecke werfen und uns in den schon jetzt verfügbaren, kostenlosen Multiplayer-Part von Halo: Infinite stürzen. Doch hat Battlefield das verdient?

Fokus auf das Positive

Na klar, derzeit überwiegen die augenscheinlichen Kritikpunkte in der Releaseversion von Battlefield 2042. Doch erinnert euch an die Einleitung dieses Beitrags. Dort wurde bereits deutlich, dass die Entwickler darum bemüht sind, möglichst schnell an den allerwichtigsten Schrauben zu drehen. Es kann sich nur um eine gewisse Zeit handeln, die es noch braucht, bis auch inhaltliche Korrekturen vorgenommen werden.

Bis es so weit ist, sollten wir uns darum bemühen, dass wir auch auf die durchaus vorhandenen, positiven Aspekte in Battlefield 2042 schauen. Das Setting ist beispielsweise grundsätzlich ein nicht allzu verbrauchtes. Kritiker, die bereits Angst vor einem wirklich futuristischen Battlefield hatten, können erleichtert aufatmen. Wir schießen nicht mit Lasern, wir fliegen nicht mit Jetpacks und auch Lichtgeschwindigkeit für Fußsoldaten ist kein Thema. Die moderne Optik und tolle Grafik bieten eine beeindruckende Atmosphäre, die dystopische Perspektive ein realistisches, durchaus möglich erscheinendes Rahmenprogramm für die nicht mehr allzu weit entfernte Zukunft im Jahr 2042.

Darüber hinaus können wir auch einige der populären „Battlefield-Momente“ erleben. Nach wie vor ermöglicht uns das Gameplay, einzigartige Szenarien zu kreieren, die eben alles andere sind als immer gleich ablaufende Runden ohne Variation. Die Erhöhung auf maximal 128 Teilnehmer pro Partie bringt zwar auch Schwierigkeiten mit sich und sorgt für einige Fans für zu viel Chaos, doch verdeutlicht sie auch, wie groß das Potenzial in dieser Richtung ist.

Es steht außer Frage, dass man auch im aktuellen Zustand jede Menge Spaß mit Battlefield 2042 haben kann. Sowohl im brandneuen und so noch nie dagewesenen Hazard-Zone-Spielmodus, in dem ihr euch im Team wirklich gut organisieren könnt, um taktische Vorteile zu erreichen, als auch im gigantischen Conquest-Mode mit unzähligen umher wuselnden Soldaten, voll besetzten Kampfhubschraubern und Panzern. So viel Action haben wir selten gesehen, während wir in der Defensive an der Seite von teils über 50 Verbündeten versuchten, einen Punkt gegen anstürmende Feinde zu verteidigen.

Sicherlich werden EA und DICE in naher Zukunft nicht alle Wünsche erfüllen, nicht jede Enttäuschung korrigieren können. Doch es ist möglich, Battlefield 2042 mit etwas Unterstützung und weniger Shitstorm in eine Richtung zu bewegen, in der es ein würdiger Nachfolger sein kann und in einem Ranking der besten Battlefield-Teile definitiv nicht ganz unten landet.

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Jonas Walter
Jonas Walterhttps://www.gaming-grounds.de/
Jonas 'Syncerus' Walter ist seit 2010 im E-Sport-Journalismus aktiv. Nach Beteiligungen an diversen E-Sport-Projekten im redaktionellen Bereich wie MaseTV, ESC Gaming oder Team Vertex ist Gaming-Grounds.de nun die erste eigene Konzeption. Diese hat die Vision aktuell relevante Themen aus dem Gaming- und E-Sport-Bereich aufzugreifen und für Videospielbegeisterte an einem Ort zu konzentrieren.
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